modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag | 12/2019

Wohnhochhäuser «Am Stadtrand» in Dübendorf (CH)

Gewinner / Zur Realisierung empfohlen

Stücheli Architekten

Architektur

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser des Projektes schlagen eine einfache wie radikale städtebauliche Setzung mit zwei gleich tiefen, um drei Geschosse versetzte Hochhäuser vor. Auf dem nördlichen Areal von M2I steht ein kürzeres 21-geschossiges und dem südlichen Areal FUR ein doppelt so langes, 18-geschossiges Hochhaus mit zwei Vertikalerschliessungen. Beide Volumen stehen mit ugleichen Abständen und somit zueinander versetzt an der Strasse «Am Stadtrand». Die Konzentration der Baumasse auf zwei Baukörper lässt viel Raum für einen zum Chästrägerwäg und nach Westen hin orientierten Park. Die Adressierung ist einfach und überzeugend. Neben den Zugängen beider Hochhäuser von der Strasse «Am Stadtrand» sind die Häuser für den Langsamverkehr und die Fussgänger auch vom Chästrägerweg her durch den Freiraum zugänglich. Das südliche Hochhaus ist an die Strasse gerückt, die Zugänge zu den gut disponierten Ge-werberäumen sind bestens erreich- und sichtbar, die zwei Eingänge zu den Wohnungen hinge-gen sind allzu spartanisch formuliert. Das nördliche Wohnhochhaus auf dem Areal M2I ist leicht in den Park gerückt, jedoch ebenfalls von der Strasse klar und ersichtlich erreichbar. Das Motiv einer Pergola ähnlichen Konstruktion zwischen Strasse und Eingang, welche als räumlicher Filter zur Strasse die Vorfahrt markiert und die Einfahrt zur Tiefgarage einhaust, ist ansprechend und interessant, bedarf jedoch noch der weiteren Ausarbeitung und Konkretisierung.

Auf der West-Seite zur Bahn hin setzt ein langer Baumkörper die Volumetrie des südlichen langen Wohnhofes fort. Zusammen mit dem Bahndamm entsteht langgestreckter Baumpark aus grosskronigen Bäumen. Der Park ist geprägt von zwei Strängen mit überlagerten, quadratischen Pavillons, Heckenkörpern und Sitzdecks. Ihre Anmutung erinnert an Gartenbauausstel-lungen vergangener Jahrzehnte – das hat durchaus seinen Reiz, wirkt aber in der vorliegenden Form etwas übertrieben und in den Visualisierungen nicht restlos überzeugend. Die schönen Referenzbilder mit Schattenwürfen südlicher Pergolen sind ansprechend. Sie lösen das Problem der Aufsicht von oben und der Beschattung in heisser werdenden Sommermonaten in Zeiten des Klimawandels. Die beiden langen Pergolen mit Veloabstellplätzen entlang dem Chästrägerweg liegen richtig und spannen die Räume zu den Gebäuden hin gut auf.
Die Erdüberdeckung der Tiefgarage ist für Baumpflanzungen teilweise zu knapp dimensioniert (1 m Erdaufbau sollte wo notwendig nicht unterschritten werden).

Im nördlichen Hochhaus empfängt die Besucher ein zweigeschossiges Foyer mit den Briefkästen, welches sich als ein durchgehender Eingangsraum mit mittig platzierter Lift- und Treppen-anlage fortsetzt bis zum Eingang vom Park her. Von den vier Kleinwohnungen mit überhoher Raumhöhe im Erdgeschoss sind bei den parkseitig gelegenen ein privates Wohnen gegeben, die beiden strassenseitigen Kleinwohnungen hingegen sind als Wohnatelier, gut denkbar.

Die Erschliessung der Obergeschosse mit Lift und Fluchttreppe ist äusserst kompakt organisiert, die Vorplätze zu den Wohnungen sind angemessen. Die Kompaktwohnungen sind alle mehrseitig ausgerichtet, einzig eine Kleinwohnung pro Geschoss ist einseitig nach Süden gerichtet. Die Nasszellen und Reduits sind pro Wohnung zu kompakten und linearen Raumeinheiten zusammengefasst und überwiegend zweiseitig zugänglich, was auf kleinem Raum vielfältige Raumbeziehungen und hohe Nutzwerte schafft. Den flexibel möblierbaren Wohn- und Essräumen sind grosse und auskragende Balkone zugeordnet. Dem Schutz vor Einsicht von oben werden dem Balkon beigefügte horizontale Brie Soleis vorgeschlagen. Auch wenn die teilweise weit auskragenden und versetzt angeordneten Balkone als markantes und identitätsstiftendes Fassadenmotiv gut nachvollziehbar ist, wurde dem Schutz vor Wind und Wetter in luftiger Höhe noch ungenügend Beachtung geschenkt und die rudimentären Angaben zu seitlichen Klappläden bedürfen der weiteren konkreten Bearbeitung. Die oberen drei Geschosse werden belegt durch je vier Komfortwohnungen, welche sich mit gut möblierbaren Wohn- und Essräumen auf zwei Aussenseiten ausrichten und ebenfalls mit mehrseitig begehbaren Nebenräumen hoch-wertige Raumbeziehungen anbieten. Gesamthaft werden die Vorgaben bezüglich Wohnungs-mix und Grössen gut eingehalten.

Im Untergeschoss sind die erforderlichen Kellerräume und Parkplätze nachgewiesen, die Tech-nikräume sind plausibel.

Nachtrag:
Getrennte Ein- und Ausfahrten der Tiefgarage auf zwei verschiedenen Parzellen ist städtebau-lich nicht optimal. Es empfiehlt sich die Zusammenlegung einer zweispurigen Ein- und Ausfahrt zwischen den Gebäuden FUR und M2I. Landschaftsarchitektonisch ist diese Zusammenlegung gut zu gestalten und ins Freiraumkonzept zu integrieren.

Das statische Konzept ist einfach und robust und lässt eine grosse Flexibilität in der Gestaltung der Grundrisse zu.

Für die Fassade werden hinterlüftete weisse Alucobond Platten vorgeschlagen, welche in Ab-wechslung mit den Fenstern in einem regelmässigen und über alle Geschosse reichenden Raster verlegt sind. Gleich einem Kaktus sind den zwei hellen und präzisen Kuben die filigranen, versetzt montierten Balkon- und Brise-Soleil-Konstruktionen mit ebenfalls weiss mattierten Glasbrüstungen angehängt und behaupten sich damit mit einem eigenwilligen Ausdruck im Gebiet Hochdorf. Das lebendige Spiel der tanzenden Balkone an den Hochhäusern verspricht einen guten privaten Aussenraumbezug für alle Wohnungen.

Die gestalterische Offenheit der Fassade FUR wird begrüsst. Die Gestaltung führt zu eigenständigen Gebäuden wie dies auch der Projektvorschlag für M2I gegenüber zum Feldmannpark vorsieht.