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Offener Wettbewerb | 12/2020

Neues Alterszentrum Ried in Biel (CH)

4. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Monica Sedano & Carlos Luxan

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser erachten den Erhalt des ehemaligen Landsitzes, unter Berücksichtigung der in früheren Jahren getĂ€tigten Eingriffe sowie den aktuellen Anforderungen an das zukünftige Pflegezentrum, als nicht zielführend. Für den notwendigen Ersatzbau wird eine kontextuelle, stĂ€dtebauliche Strategie vorgeschlagen. Ein kompaktes, viergeschossiges Neubauvolumen reagiert respektvoll auf seine unmittelbare Nachbarschaft. Relevante GebĂ€udefluchten werden weitergeführt, Einschnitte und RichtungsĂ€nderungen definieren Platzbildungen und Raumabfolgen. Die vorgeschlagene Volumengliederung führt zu unterschiedlichen, auf die Umgebung reagierende GebĂ€udelĂ€ngen. Eine verkürzte Nordwestfassade bildet einen wohlproportionierten „Riedplatz“, welcher wichtige Elemente wie das AteliergebĂ€ude oder den SolitĂ€rbaum in das Ensemble integriert. Es stellt sich jedoch die grundsĂ€tzliche Frage, ob die postulierte Platzbildung der Geschichte des Ortes mit der historischen Wegführung, begleitet von Mauern, gerecht werden kann. Eine leichte RichtungsĂ€nderung stĂ€rkt den Hofraum mit Garten und verleiht diesem eine angemessene Introvertiertheit. Die Gestaltung des Gartens zwischen Neubau und den bestehenden WohngebĂ€uden ist angemessen, der Bezug zu den öffentlichen RĂ€umen überzeugend. Widersprüchlich erscheint der „Zugangsplatz“, welcher zwar richtig situiert ist, jedoch den notwendigen Bezug zum Haupteingang vermissen lĂ€sst. Für die Zugangssituation stellt sich die Frage der Auffindbarkeit und der Angemessenheit bezüglich der Gesamtanlage, was mit der Platzierung der VeloabstellplĂ€tze noch verstĂ€rkt wird. Die Nutzungsverteilung ist einfach und plausibel. Das Erdgeschoss beinhaltet die öffentlichen Nutzungen und InfrastrukturrĂ€ume. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich je zwei Wohngruppen mit 18 Zimmern, im dritten Obergeschoss die Wohngruppe für demenzerkrankte Menschen mit 12 Zimmern. Die Nutzungsanordnungen im Erdgeschoss sind Ă€usserst effizient und korrespondieren mit den entsprechenden AussenrĂ€umen. Die öffentlichen RĂ€ume wie Empfang, Restaurant etc. haben das Potential einer hohen atmosphĂ€rischen Dichte. Die Platzierung des Mehrzweckraumes verleiht diesem, auch im Zusammenhang mit dem Restaurant, eine grosse Öffentlichkeit, was zu einer gewünschten Belebung der Anlage führen kann. Die Positionierung der Vertikalerschliessungen sind bezüglich Brandschutz und Logistik nicht optimal. Die aus dem Kontext entwickelte Grundform wird in den Wohngeschossen geschickt genutzt, um attraktive Erschliessungszonen und unterschiedliche Aufenthaltsbereiche in sĂ€mtliche Richtungen zu definieren, die vorhanden QualitĂ€ten des Ortes werden somit ein wesentlicher Teil der Stimmungen der Wohngruppen. Die Nachteile des gewĂ€hlten Zimmerrasters werden mittels mobilen Schrankelementen elegant kompensiert. Die Vorplatzzone ist jedoch zu knapp bemessen und erfüllt die gĂ€ngigen Normen und Richtlinien nicht. Das Sockelgeschoss und die horizontalen DeckenbĂ€nder werden mittels vorfabrizierten Betonelementen ausgebildet. Die farbliche Differenzierung der Betonelemente sowie die Sockelausbildung mit Holzelementen im Bereich der Küche sind jedoch kaum verstĂ€ndlich. Beinahe raumhohe Fenster und Holzfüllungen akzentuieren die postulierte HorizontalitĂ€t. Ob die stützenfreien Ecken und die damit erzielte Auflösung des ansonsten kompakten Volumens das Projekt zu stĂ€rken vermögen, wird bezweifelt. Der vorgeschlagene architektonische Ausdruck ist zwar denkbar, der von den Projektverfassern postulierte Dialog mit dem Bestand wird jedoch vermisst. Die Projektverfasser schlagen eine konventionelle Massivbauweise vor. Die GebĂ€udestruktur ist einfach, ermöglicht eine direkte Lastabtragung und eine gewisse FlexibilitĂ€t für zukünftige Interventionen. GrundsĂ€tzlich ist der gewünschte Standard Minergie-P-ECO trotz hohem Anteil des Werkstoffes Beton erreichbar.Dank dem kompakten Volumen und der einfachen GebĂ€udestruktur werden die Grundanforderungen an die Wirtschaftlichkeit erfüllt. Das Projekt „L’Ensemble“ besticht durch die hohe QualitĂ€t der Grundrisse. Unter Einbezug der einmaligen Umgebung mittels unterschiedlicher Aufenthaltsbereiche werden Wohngruppen mit hoher atmosphĂ€rischer Dichte geschaffen. Leider gelingt es den Projektverfassern nicht, mit den durch das Volumen definierten Platzbildungen und dem gewĂ€hlten architektonischen Ausdruck die Geschichte des Ortes stringent weiterzuentwickeln.