modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Sonstiges Vergabeverfahren | 03/2010

Silobauwerk - Marina auf der Schlossinsel Hamburg-Harburg

Nordfassade Nacht

Nordfassade Nacht

Sonderpreis

NÄGELIARCHITEKTEN - Gudrun Sack - Walter Nägeli

Architektur

Erläuterungstext

Konzeption
Ein Silogebäude, das im kollektiven Gedächtnis als Wahrzeichen (Landmarke) verankert ist, verliert seinen ursprünglichen Zusammenhang und Zweck. Es soll aber bei der Umnutzung des gesamten Bereiches erhalten bleiben. Aus technischen Gründen muss es leider vollständig abgebrochen werden, um anschließend als „umgebautes Wohnsilo“ wieder aufzuerstehen. Dieser gedoppelte Widerspruch stellt eine besondere gestalterische Herausforderung und die Grundlage der vorgestellten Konzeption dar. Da es sich hier zunächst um die Wiederherstellung eines „Bildes“ handelt, soll dies Vorrang haben vor allem anderen, insbesondere auch ästhetischen Überlegungen. Trotzdem soll auch im Inneren der Eindruck vermittelt werden, es handle sich weiterhin um einen „Umbau“ vorhandener Substanz. Denn nur so kann die etwas vom Üblichen abweichende Gestaltung nachvollzogen werden. So schlagen wir vor, den Baukörper zunächst so ähnlich wie möglich an die ursprüngliche Gestalt anzulehnen. Dies ist auf zwei Seiten des Baukörpers auch weitgehend so möglich, dass eine sehr starke Ähnlichkeit zum Ursprungsbild entsteht. Die beiden anderen Seiten werden so behandelt, dass sie von Weitem als einheitliche Fläche gelesen werden. Erst von Nahem oder bei näherem Hinschauen erschließt sich die Veränderung. Dazu gehört, dass die Vielgeschossigkeit und die hohe Fenestrierung des Wohngebäudes durch eine einheitliche - industriell geprägte - Fassadengestaltung überspielt wird. Am Eingang soll durch die Nachbildung eines Silosauslaufes in umgekehrter Pyramidenform an die ursprüngliche Nutzung erinnert werden. Im Inneren baut sich das Gebäude auf dem ursprünglichen Quadratraster auf. Eine deutliche Unterscheidung zwischen industriellem Rohbau - dem „Bestand“ - und „neuem“ Ausbau ist Leitthema für alle Planungsentscheidungen und wird somit ebenfalls an die Geschichte erinnern.

Fassade
Die Giebelwände bestehen aus 2-schaligem Beton ohne Sichtanforderung außen. Große Holz-/ Alufenster mit Schiebeläden aus Aluminiumguss liegen vor den Küchen und Essbereichen. Der untere Teil der Fassade ist, wie ursprünglich, in verschiedenen Dicken verklinkert, mit einzelnen quadratischen Fenstern. Die Seitenfassaden sind in jedem Geschoss bis zu einer Höhe von 2,25 m vollverglast (3-fach) und in Faltschiebetechnik teilweise zu öffnen. Die Geschossdeckenköpfe und Unterzüge sind mit Betonfertigteilen verkleidet. Den gesamten Seitenfassaden ist eine zu 2/3 in Schiebe-Falttechnik öffenbare Struktur vorgeblendet, die als Sonnen-, Sichtschutz und Brüstung dient. Als wartungsfreies Material eignen sich perforierte Gusseisenelemente aus Aluminium oder Stahlguss oder alternativ Platten aus Glasfaserbeton (entsprechende Richtangebote liegen vor und sind in die Kosten mit eingeflossen). Diese Struktur zieht sich auch über die Dachschrägen hinweg. Das Öffnen erfolgt durch einfache Drehscharniere, die in die Elemente integriert sind. Im 8. und 9. Geschoss geht die Verglasung wintergartenartig von der Senkrechten in die Dachschräge über. Im 10. Geschoss (ehemaliger Dachreiter) sind die Fassaden anstelle des Gusseisens mit verschiebbaren bedruckten Eternitplatten versehen. Im Turmaufsatz befinden sich ein Zimmer und darüber eine Dachterrasse. Das Dach wird - soweit brandtechnisch möglich - als einfaches Satteldach ausgebildet in Anlehnung an die ursprüngliche Ausführung und mit einer Stehfalzdeckung in Zink versehen.

Loggien
Aus dem Grundgedanken folgt, dass das Gebäude keine auskragenden Balkone haben kann. Große öffenbare Fensterflächen lassen aber gleichwertige Loggien entstehen. Fußboden und Seitenwände werden entsprechend auch gedichtet, so dass die Flächen auch bei leichtem Regen im Sommer noch nutzbar bleiben. Im Sommer können einfache Glasoder Acrylfalttüren die Loggia im Inneren abschließen. Baukonstruktion, Bauablauf. Das Gebäude wird auf einem kreuzweise angeordneten Balkenrost gegründet, der die Köpfe der Pfahlgründung miteinander verbindet. Die beiden Giebelfassaden werden 2-schalig in Ortbeton (Kerndämmung) mit Kletterschalung errichtet. Die Rüstung kragt jeweils von der darunter liegenden Wand aus und wird von dieser getragen.
So werden zunächst die beiden Giebelwände inkl. von 5 Wandvorlagen ähnlich der Konstruktion eines Hochregallagers als vertikale Kragarme komplett errichtet. Mit einem Versatz von einem Geschoss folgen die dazwischen liegenden Stützen-/Balkensysteme aus Fertigsteilen und die Geschossdecken aus Filigranplatten nach. Auf diese Weise lässt sich eine sehr schnelle Rohbaumontage realisieren mit minimalem Einsatz von Gerüsten. Die finale Stabilität der Konstruktion wird durch den einheitlichen Verguß der Geschossdecken erreicht. Der biegesteife Anschluß der Geschossdecken an die Giebelwände erfolgt linear durch Klappbewehrung und durch biegsteife Anschlüsse an die 5 Wandvorlagen. Die inneren Wände (Wohnungstrennwände) werden in KS (2.0), d=24cm, beidseitig verputzt, ausgeführt, soweit technisch möglich, auch die Wände der Aufzugsschächte. Der weitere Ausbau erfolgt nutzerspezifisch und ist konstruktiv unabhängig. Je nach Marktlage und Finanzierungskonzept sind hier hoch differenzierte Qualitätsausbauten ebenso möglich wie teilausgebaute einfache Wohnlofts.

Beurteilung durch das Preisgericht

Besonders hervorgehoben wurde der Versuch, eine Wiederherstellung des alten Erscheinungsbildes in den Neubau mit einer neuen, anderen Nutzung zu überführen. Als konzeptioneller Gedankengang zeigt diese Arbeit die intensivste Auseinandersetzung mit der Idee, der Wiederherstellung eines bestehenden Bildes im öffentlichen Raum. Gleichzeitig liegen darin auch die Defizite der Arbeit, die deren Umsetzung für nicht denkbar erachten lässt. Die Wohnungen orientieren sich nicht an der Besonderheit der Lage mit Blick nach Norden über den gesamten Elbraum. Nord- und Südseite stellen sich aufgrund der Bildwiederherstellung sehr geschlossen dar. Weiterhin wird die sehr große Raumtiefe der Wohnungen kritisiert. Der Begründung der Verfasser, das diese über die exponierte Lage hinreichend Tageslicht erhalten wird vom Preisgericht nicht gefolgt, es wird sogar die baurechtliche Genehmigungsfähigkeit auf Grund der umliegenden Neubebauung und der damit verbundenen zusätzlichen Verschattung der tiefen Grundrisse angezweifelt.
Nordfassade Tag

Nordfassade Tag

Südfassade

Südfassade

Eingang

Eingang

Fassade

Fassade

Grundriss

Grundriss