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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 11/2021

Zukunftsstadt Norderstedt Kleinstwohnungen

ein 2. Preis / Los 1

Preisgeld: 19.000 EUR

Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung

Architektur

Erläuterungstext

Gemeinsam. Vielfältig. Minimal.

Das Konzept bietet so viel Individualität wie nötig und setzt auf so viel Gemeinschaft wie möglich. Je nach Zielgruppe und Personenanzahl bieten die einzelnen Wohnungen einen höheren oder geringeren Anteil an individuellem Wohnraum. In jedem Gebäude werden unterschiedliche Wohnungstypen gemischt.
Der »Hausgemeinschaft« stehen Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss und im Erschließungsbereich der Gebäude zur Verfügung. In den »Wohngemeinschaften« sind Küche, Ess- und Wohnräume gemeinschaftlich organisiert und ermöglichen so sehr kleine individuelle Bereiche.
Größere Wohnungen finanzieren einen Teil der gemeinschaftlich genutzten Flächen mit. Darüber hinaus können im EG Flächen an kleine Gewerbe oder Dienstleister vermietet werden, die über ein Querfinanzierungsmodell Wohnungen für Geringverdienende mittragen.

Grundsätzlich gilt es, Mehrfachnutzungen zu provozieren und so vielfältige Raumsituationen auf der geringen zur Verfügung stehenden Fläche zu ermöglichen. In einem Teil der Wohnungen entstehen durch eine vergrößerte lichte Raumhöhe besondere Nutzungsmöglichkeiten und ein angenehmes Raumgefühl – trotz minimaler Grundfläche. Die Grundausstattung jeder Wohnung bildet ein Basiselement, das den Bewohner*innen unterschiedliche Nutzungs- und Aneignungsmöglichkeiten bietet. So wird beispielsweise ein Treppenpodest einmal zum Schreibtisch oder dient neben diversen Sitzmöglichkeiten auch als zusätzliche Arbeitsfläche beim Kochen. Zudem sind platzsparend Stauräume für den alltäglichen Bedarf darin integriert. Weitere Stauraum- und Lagerflächen für gemeinschaftlich genutzte Güter und Sperriges sind in WG- und Hausgemeinschaftsflächen verfügbar.

Freiräume bieten die räumliche Grundlage und überraschende Möglichkeiten, Arten des Zusammenlebens immer wieder neu auszuhandeln. Sie nehmen eine übergeordnete Rolle für das soziale Miteinander ein und erweitern zudem den privaten Individualraum. Die Freiflächen machen vielfältige Angebote für Aufenthalt und Bewegung und schaffen so einen wichtigen Ausgleich für die stark reduzierte Wohnfläche. Darüber hinaus übernehmen sie wichtige ökologische Funktionen. Jede der Kleinstwohnungen erhält Zugang zu einem eigenen Freiraum in Form eines Balkons/Wintergartens oder einer gemeinschaftlich genutzten großen Terrasse. Zudem steht der Bewohnerschaft ein großer Gemeinschaftsgarten zur Verfügung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury lobt die hohe Durchmischung und Heterogenität des Entwurfs, insbesondere die dadurch mögliche Kombinierbarkeit der drei Aufgaben untereinander. Die Wohnungsgrundrisse stellen kompakte und attraktive Lösungen für Kleinstwohnungen dar, die spannende Räume entstehen lassen. Die Gemeinschaftsflächen sind vielfältig und meist so positioniert, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich auf den Wegen im Haus begegnen können. Zudem werden so meist Verkehrsflächen zu Gemeinschaftsflächen aufgewertet. Zudem sind viele Gemeinschaftsflächen an attraktiven Orten, sodass viele Nutzerinnen und Nutzer hier gerne zusammen kommen möchten.
In den ökologischen Kennzahlen erreichen alle drei Entwürfe gute Werte, wobei die Dachfläche noch stärker für Solarenergie-Nutzung eingesetzt werden muss, um eine langfristige positive CO2-Bilanz zu erzielen. In Aufgabe 1 ist zudem die barrierefreie Erreichbarkeit der Dachterrasse als gemeinschaftliche Fläche anzustreben. Die Unterbringung der Stellplätze unter dem Gebäude ermöglicht größere Außenflächen, die viele Angebote ermöglichen, südorientiert und gut in privat und gemeinschaftlich zoniert sind. Hier müssten jedoch noch Retentionsflächen eingearbeitet werden.
Die Jury sieht als Hauptkritik am Entwurf das Nichterreichen der ökonomischen Kennwerte für die zukünftige Warmmiete. Neben konstruktiven Gründen für die Kosten sieht die Jury auch die Notwendigkeit, die nicht notwendigen Gemeinschaftsflächen zu optimieren. So ist insbesondere in Aufgabe 1 der Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss sehr groß und könnte durch prägnantere Zonierung und Ausdifferenzierung auch an Nutzungsqualität gewinnen. Zudem wäre eine Optimierung der Treppensituation notwendig. Die Jury befürchtet zudem eine Kostensteigerung durch die notwendige bauseitige Möblierung mit aufwendigen Treppen-Schrank-Konstruktionen.

Beurteilungstext zur Nachhaltigkeit:
Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte bei allen drei Aufgabenstellung – Tageslicht, Raumklima und Energiebedarf – liegen vorwiegend im Wettbewerbsmittel. Während die Entwürfe von Aufgabe 1 und 3 eine hohe Kompaktheit aufweisen, entsteht durch die große Auskragung in Aufgabe 2 ein wenig kompakter Baukörper. Die einseitige Fensteranordnung, welche eine Querlüftung einschränkt, der mittlere Fensterflächenanteil O/W und das effiziente Sonnenschutzkonzept sorgen insgesamt für ein mäßiges Raumklima. Durch die teilweise nicht eingehaltene Raumhöhe von 2,40 m, die mäßige Gebäudegeometrie und die Split-Level in Aufgabe 1 und 3 ist die Anpassungsfähigkeit nicht optimal gelöst. Die Barrierefreiheit nach ready plus ist bei Aufgabe 2 größtenteils eingehalten, jedoch gibt es in den gemeinschaftlichen barrierefreien WCs Einschränkungen durch den Türaufschlag nach innen. Obwohl die potenzielle PV-Strombedarfsdeckung durch die Ausgestaltung der Dachlandschaften eher gering ausfällt, sorgen bei Aufgabe 1 und 2 die niedrigen Herstellungskosten, im Vergleich zum Wettbewerbsmittel, für geringe Lebenszykluskosten. Trotz der Baukonstruktion als Holz-Beton-Verbunddecken resultieren in Aufgabe 3 infolge der zu geringen PV-Flächen überdurchschnittliche CO2-Emissionen und eine ungünstige Ökobilanz über m250a.