modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag | 07/2020

Neue Wohnüberbauung an der Spiserstrasse in Zürich (CH)

Engere Wahl

Burkard Meyer Architekten

Architektur

PONNIE Images

Visualisierung

Erläuterungstext

Studienauftrag Wohnüberbauung Spiserstrasse, 8047 Zürich

Projektteam Wettbewerb: Oliver Dufner, Daniel Krieg, Andreas Signer, Adrian Meyer, Eleni
Giakoumaki, Stefan Hausherr, Colin Müller

Die ortsbauliche Situation im Gebiet zwischen Albisrieden und Altstetten war seit langem durch ganz unterschiedliche Bebauungsmassstäbe und Nutzungstypologien geprägt. Während stadtauswärts bis heute kleinteilige Wohnhäuser als Einzelbauten eine durchgängige Wahrnehmung des Grünraums erlauben, ist stadteinwärts stark durch grossmassstäbliche Produktions- und Dienstleistungsgebäude geprägt. Durch die geplante Entwicklung des Areals Allreal/Leutwyler, welches an der Schnittstelle der beschriebenen Morphologien liegt, kommt es zu einer grundsätzlichen Neuinterpretation des Ortes und damit auch der städtischen Räume. Ausgehend von dieser Lektüre schlägt das Projekt `Spiserhöfe’ einen abgewinkelten Längsbaukörper vor, der in seiner Figur den Blockrand Rautistrasse / Albisriederstrasse weiterschreibt. Mit dem Zurückweichen von der Spiserstrasse reagiert die Grossform auf die aufgelöste Bebauungstruktur hin zum Fusse des Üetlibergs. So entstehen zwei prägende Aussenräume die erdgeschossig miteinander verbunden sind. Der für die Bebauung Allreal adressbildende Strassenhof weitet die Spiserstrasse örtlich auf und schafft dem Wohnbau mit seinen Loggien einen gefassten Vorraum. Der Charakter des Innenhofs mit seinem prägenden Portal wird im Bereich Leutwyler durch den Hofrand weitergeschrieben. Mit einem zweiten Zugang von der Spiserstrasse her wird dem ausgeweiteten Hof seine Quartierdurchlässigkeit bewahrt. Die durchgängige Fensterbänder, wie sie für die Dienstleistungsbauten am Ort charakteristisch sind, bildete eine Referenz wie die schlichte Eleganz der Bauten der Zürcher Vorkriegsmoderne mit Ihren längslaufenden Balkonbrüstungen und ihrer sanft geschwungenen Baukörpern. Town-houses im Sockel bilden eine Ergänzung zum ‚bürgerlichen’ Geschosswohnen. Die über zwei Geschosse organisierten Einheiten haben direkte Zugänge vom Hof und sind frei bespielbar. Über den erdgeschossigen Ateliers dieser Wohnungen angelagerte Terrassen ergeben für diese Mieteinheiten die privatisierten Aussenräume die zudem zur Belebung des Innenhofs beitragen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ‚Spiserhöfe‘ von Burkard Meyer Architekten wurde seit der Zwischenbesprechung umfassend überarbeitet und weiterentwickelt. Entstanden ist ein stimmiger, detaillierter und eleganter Beitrag, welcher insbesondere in seiner äusserlich souveränen Erscheinung beeindruckt.
Die Verfasser schlagen an der Spiserstrasse als Ergänzung der vorhandenen Vielfalt von Körnigkeiten und Stadtmustern einen abgewinkelten Längsbaukörper vor, der in seiner Figur den Blockrand Rautistrasse / Albisriederstrasse weiterschreibt. Die beiden Überbauungen Allreal und Leutwyler bilden optisch wie physisch eine Einheit, ein distinguiertes Apartmenthaus mit einer hohen Kontinuität über beide Baukörper. Diese vermögen architektonisch sowohl den Eigentumsstandard sowie jenen der Miete sehr gut zu erfüllen.
Mit dem Rückversatz von der Spiserstrasse reagiert das neue Volumen auf eine mögliche Bebauung des Siemensareals und schafft so einen, durch eine Baumreihe, räumlich gefassten Strassenhof für alle Bewohner der Überbauung. Der für die Bebauung Allreal adressbildende Strassenhof weitet die Spiserstrasse örtlich auf und verschafft dem Wohnbau mit seinen Loggien einen gefassten Vorraum. Der geschaffene Aussenraum wird permanent, aber situativ bespielt. Der Raum soll von den zukünftigen Bewohnern beansprucht werden, die von den Verfassern des Projekts aufgezeigte Möglichkeit soll somit nur eine von vielen sein. Trotzdem hätte sich die Jury hier eine etwas differenziertere Auseinandersetzung mit dem sehr kostbaren Aussenraum gewünscht. Geschäftliche Nutzungen sind hier gemäss der Auffassung der Architekten nicht plausibel. Die in erster Raumtiefe vorgeschlagenen Atelierwohnungen bzw. Townhouses werden von der Jury als baurechtlich eher schwierig zu realisieren eingestuft, da keine klare Nutzungstrennung der Ateliers im Erdgeschoss und den Wohnungen im Obergeschoss vorliegt.
(…)
Als besonders ansprechend, jedoch in der Bewirtschaftung aufwändig, wurde das architektonische Erscheinungsbild des Beitrags beurteilt. Die durchgängigen Fensterbänder kombiniert mit eingefärbten und matt in Erscheinung tretenden, gerillten Betonelementen sowie den zwischen den Fenstern liegenden Wandpartien mit rückwärtig emaillierter Glasabdeckung lassen insbesondere den Kopfbau an der Ecke Albisriederstrasse / Spiserstrasse sehr schön mit dem Bestandsbau in Beziehung treten. Es herrscht eine wohltuende Klarheit vor. Will das vorgeschlagene, harmonische Bild jedoch erfüllt werden, ist eine Reinigung der Fassade nur von aussen möglich, was kritisch beurteilt wird.
(…)
Insgesamt wird das Projekt mit seiner unverwechselbaren und verlockenden Exklusivität der Architektur von der Jury als starker Beitrag gewertet. Die Fassadengestaltung und der damit einhergehende architektonische Ausdruck bilden die grosse Stärke des Projektes. Dieses scheitert jedoch an der fehlenden Tiefe in der Bearbeitung der Grundrisse der Eigentumswohnungen, welche für dieses Nachfragesegment etwas zu banal ausfallen und die Qualität des attraktiven Bildes nicht zu erfüllen vermögen, was letztendlich zum Ausschluss des Projektes geführt hat.