Wohnen im Park Ittigen - Erneuerung und Erweiterung (CH)

Die städtebauliche Verdichtung erfolgt über zweibis dreigeschossige Aufstockungen der Bestandbauten und durch gezielte Setzungen von drei Neubauten. Der innere Ring der Bestandbauten wird um drei, der äussere um zwei Geschosse erhöht. Die kleeblattförmigen sechsgeschossigen Neubauten fügen sich so in die Höhenentwicklung
der Zeilenbauten ein.

Die Unterscheidung von Bestandfassaden und Fassaden der neuen aufgestockten Geschosse schafft eine Dualität in der Architektur. Die horizontale Teilung der Bauten in ein Unten und Oben, in ein Alt und Neu birgt - aufgrund der klaren architektonischen Unterscheidung – die Gefahr einer «Zweiklassengesellschaft» der Mieterschaft. Die
sorgfältig entwickelten Fassaden der Aufstockung, die grossformatigen Fensteröffnungen und offenen Terrassen wirken elegant und dem Ort und der Nutzung angemessen. Umso grösser ist der Kontrast zu den eher abweisenden Bestandsfassaden mit kleinformatigen Fensteröffnungen und geschlossenen Balkonbrüstungen.

Die Häuser der Siedlung im Bestand und im Neubau generieren ein vielfältiges Wohnungsangebot an kleineren und grossen Wohnungen, welches der Ergänzung des Sozialgefüges der Siedlung dienlich ist. Die kleeblattförmigen Neubauten weisen in ihrer räumlichen und organisatorischen Grunddisposition ein grosses Potential für vielfältige und gut belichtete Wohnungsgrundrisse auf. Somit wird für eine hohe Gleichwertigkeit gesorgt, welche leider jedoch nicht in der Fassadenabwicklung weitergetragen wurde. Die Wohnungen in den Aufstockungen verfügen durch das Konzept des durchfliessenden Raums über hohe Wohnqualität. Dieses Potential wurde jedoch leider nicht genügend genutzt, die dargestellten Wohnungsgrundrisse weisen teilweise wenig überzeugende
Raumfolgen mit bis zu zwei hintereinandergeschalteten Durchgangszimmern auf.

Das Freiraumkonzept «CentralPark» baut auf den Qualitäten des parkartigen Aussenraumes, in welcher die bestehende Siedlung eingebettet ist, auf.
Mit kleinen Eingriffen wird versucht, Bestehendes zu stärken, zu verbessern und in Wert zu setzen. Punktuell reichern Spielplätze, Spielgeräte, Feuerstellen und Sitzgelegenheiten das Freiraumangebot an. Mit einem Baumkonzept wird die Adressierung der Hauszugänge thematisiert und verbessert.

Die Aufstockung sowie die Punktbauten sind vorwiegend in Holzbauweise vorgesehen, womit die Graue Energie respektive Treibhausgasemissionen relativ tief gehalten werden kann. Die benötigte Wärme wird aus dem bestehenden Fernwärmenetz bezogen und der Strom aus der geplanten Photovoltaikanlage. Die Tageslichtanforderung von Minergie-Eco wird bei den Neubauten und Aufstockungsbauten gut erfüllt.

Trotz den überzeugenden städtebaulichen und architektonischen Lösungsansätzen und dem hohen Grad an Detaillierung vermag das Projekt «Central Park» als Ganzes leider nicht vollständig zu überzeugen. Obschon die volumetrischen Eingriffe sehr sorgfältig gesetzt wurden, schaffen die optische Verdoppelung der Höhe der Bestandbauten im inneren Ring der Siedlung und die Platzierung der Neubauten in die offenen Blickachsen
eine räumliche Dichte, die eher kritisch beurteilt wird. Auch die Qualität der fliessenden Freiräume zwischen Bauten wird durch die doch recht grossmassstäblichen neuen Baukörper stark eingeschränkt. Die subtilen Massnahmen im Aussenraum können zwar punktuell den Freiraum aufwerten, jedoch in seinem Ganzen nicht massgeblich verbessern. Der Park verharrt weiterhin in seinem «Dornröschenschlaf».