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Offener Wettbewerb | 07/2022

Experimenteller Wohnungsneubau Altdorferstraße in Regensburg

Perspektive

Perspektive

1. Preis / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

kaed Püschel Zickert Architekt*innen

Architektur

NUWELA Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Das Wohnquartier an der Altdorferstraße befindet sich nord-westlich des Regensburger Stadtzentrums und grenzt an unterschiedliche Bebauungstypologien. Durch die umlaufende Straßenführung und dem parkähnlichen Charakter des Grundstücks besitzt der Bauplatz eine inselähnliche Ausprägung.
Die Arbeit verfolgt das Ziel, den durchgrünten Charakter des Grundstücks zu erhalten und gleichzeitig die Neubebauung des Wohnquartiers auf eine selbstverständliche Weise in den Kontext einzufügen. Es werden zwei Baukörper vorgeschlagen, welche die Typologien der Bestandsgebäude aufnehmen und diese weiterentwickeln. Dabei stehen der hohe Grad an Kompaktheit und die großzügigen, fließenden Außenräume im Zentrum der Entwurfsidee. Die Form der Gebäude entwickelt sich aus dem wertvollen Baumbestand und korrespondiert gleichzeitig mit dem baulichen Bestand in ihrer Höhe sowie der Aufnahme und Weiterführung einer zugleich funktional-schlichten und harmonischen Proportionierung.
Der im Süden des Grundstücks situierte 5-geschossige Baukörper bildet analog den Zeilenbauten des Bestands einen Kopf zur Altdorferstraße aus. Der 8-geschossige, im Norden des Bauplatzes situierte Baukörper findet eine klare städtebauliche Haltung und reiht sich in die Abfolge der bereits bestehenden Punkthäuser. Zwischen den beiden Gebäuden sowie im Zusammenspiel mit den Bestandsgebäuden entsteht ein nutzbarer Grünraum, der das Herzstück des Quartiers bildet. Mit den groß gewachsenen raumbildenden Bestandsbäumen schafft er einen atmosphärischen Ort mit hoher Freiraumqualität innerhalb der Wohnanlage. Ein Pavillon für Fahrräder und Flächen für die Gemeinschaft schafft einen räumlichen Abschluss des Grundstücks nach Westen hin und stärkt das Raumerlebnis der grünen, gemeinschaftlich nutzbaren Mitte.
Durch die geschickte Setzung der beiden Neubauten kann der Baumbestand vollumfänglich erhalten und als stabiles Gerüst der neu entstehenden Nachbarschaft herangezogen werden. Bauten wie Bäume formulieren zusammen eine räumliche Gesamtidee. Heimische Baumarten wie Bergahorn, Winterlinde und verschiedene Weidengehölze ergänzen den Bestand und stehen auf einem blumenreichen und kiesigen Rasen. Dieser eignet sich gut für direkte Aneignung der Bewohner:innen. Um die Gebäude bildet ein Hochstaudensaum natürlichen Abstand und schafft Wohnqualitäten in den erdgeschossigen (Hochparterre-)Lagen. Dezentral werden Flächen zur Versickerung und Verdunstung angelegt. Ökologisch wertvolle Feuchtwiesenstandorte entstehen, die darüber hinaus positive mikroklimatische Effekte erzielen. Spielerisch eingeschrieben erschließt ein Wegesystem aus grobkörnigem Drainasphalt die Wohnbauten und formuliert Treffpunkte wie Spielmöglichkeiten im Inneren. Die beiden erdgeschossigen Gemeinschaftsräume mit den vorgelagerten Terrassen bilden die fließende Schnittstelle zwischen Innen und Außen und laden die Bewohner:innen zum Erkunden und Nutzen des gemeinschaftlichen Gartens ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser nehmen mit den eher punktartigen gefächerten Gebäuden einerseits die städtebaulichen Elemente der Punkthäuser aus der Umgebung auf, andererseits bilden sie einen sehr selbstbewussten Charakter aus und formulieren so durch die Baukörperform und in der Folge auch durch die architektonische Formensprache den Anspruch auf eine eigenständige Bauweise an diesem Standort. Durch die Baukörperstellung kann eine große, zusammenhängende Grünfläche mit vorhandenem Baumbestand in der Mitte erhalten werden, die als Gemeinschaftsfläche mit Treffpunktfunktion im Schatten der Bäume gestaltet wird. Interessant ist das Angebot, auch im Freien einen geschützten Gemeinschaftsbereich anzubieten, der als offener Pavillon die große Grünfläche nach Westen abschließt und somit einen halböffentlichen Raum herstellt.

Die ebenerdigen Stellplätze sind platzsparend angeordnet, die Vereinbarkeit mit der Freiflächengestaltungssatzung ist zu überprüfen. Das Regenwasser, das von den begrünten Dächern oder der Oberfläche abläuft, wird in Retentionsmulden geleitet und vor Ort versickert. Das Leitmotiv für die Freiflächengestaltung besteht in einem möglichst geringen Versiegelungsanteil.

Die innere Erschließung der Wohnhäuser erfolgt äußerst ökonomisch über jeweils ein Treppenhaus, von dem je Ebene 5 bzw. 6 Wohnungen erschlossen werden. Die Treppenhäuser wirken als Sicherheitstreppenhäuser, damit wird die Freiflächengestaltung nicht durch Feuerwehrzufahrten eingeschränkt. Durch vorgelagerte (Rettungs-)Balkone bringen sie auch Licht in die Erschließungszonen. Die Holzhybridbauweise (UG Beton, EG + Obergeschosse Holzkonstruktion) trägt im Hinblick auf die Materialwahl zum Klimaschutzkonzept bei. Die Fassadenelemente werden oberhalb der Fenster als Sonnenschutz ausgeklappt und nehmen die zusätzlichen Markisen auf.

Die Grundrisse sind schlüssig und erfüllen den geforderten Wohnungsmix. Die angebotenen 66 Wohneinheiten bieten ein gutes Angebot. Die Erdgeschosswohnungen sind bewusst gegenüber den Erschließungs- und Gartenflächen erhöht, um auch dort die erforderliche Privatheit sicherzustellen. Die Barrierefreiheit wird durch eine entsprechende Aufzugsanlage hergestellt.

Die Dächer sind begrünt und puffern dadurch abfließendes Regenwasser und sorgen für einen positiven Effekt für das Mikroklima. Der niedrigere Gebäudeteil erhält Photovoltaik-Elemente auf dem Dach, die durch weitere Photovoltaikelemente an den Balkonbrüstungen ergänzt werden, um ein Optimum an Energieerzeugung zu erreichen. Die Wärmeenergie soll über Wärmepumpen mittels Erdsonden und den bestehenden Nahwärmeanschluss erfolgen. Die Fassade wirkt durch die Gliederungselemente und die Photovoltaik in der Balkonzone lebhaft und zeigt den Anspruch an die Nachhaltigkeit nach außen. Auf ganz selbstverständliche Weise weist sie daher in Abgrenzung zu den Bestandsgebäuden den Weg in einen zukunftsgerichteten geförderten Wohnungsbau. Der Entwurf stellt einen wertvollen Beitrag für die Wettbewerbsaufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Lageplan EG

Lageplan EG

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Ansicht 1:200

Ansicht 1:200

Ansicht 1:50

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