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Offener Wettbewerb | 10/2022

Erweiterungsneubau und Ergänzung historische Parkanlage Alterszentrum Adlergarten in Winterthur (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Dahinden Heim Partner Architekten AG

Architektur

Cukrowicz Landschaften GmbH

Landschaftsarchitektur

S+K Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Lunitec GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Carciofo setzt den Erweiterungsbau an die Ecke Gärtnerstrasse/Adlerstrasse und bildet diesen als Solitärbau aus, der im Erdgeschoss mit dem bestehenden Alterszentrum verbunden ist. Der Bestand wird auf der Nordseite im Bereich des Treppenhauses mit einer Raumschicht über alle Geschosse erweitert und versucht damit, das durch den Anbau von 1976 verloren gegangene Gleichgewicht zu korrigieren. Dieser Ansatz birgt einiges Potenzial, v. a. um das bauliche Volumen des Neubaus zu reduzieren, kann aber in seiner eher aufwändigen baulichen Umsetzung nicht restlos überzeugen.

Die Platzierung des Neubaus im Norden des Perimeters spielt viel zusätzliche Parkfläche frei. Der Preis für die grosszügige Situation auf der Parkseite ist jedoch, dass der Baukörper sehr nahe
an die Adlerstrasse gesetzt werden muss. Der um das Gebäude laufende Grünraum ist mit den knappen Raumverhältnissen und der Platzierung der Parkplätze zwischen Gebäude und Adlerstrasse kaum mehr wahrnehmbar und dadurch wenig überzeugend. Ausserdem erfordert diese Gebäudestellung die Fällung der gemäss Baumgutachten «unbedingt schützenswerten» 150-jährigen Hängebuche, was den Wert der Anlage deutlich mindert. Südlich des Gebäudes ermöglicht die Gebäudestellung dagegen die Fortführung der Sichtachse des Rettenbachwegs. Gartenhistorisch und im heutigen Quartierkontext überzeugend wird er mit dem anschliessenden Parkweg verlängert und stimmig an das ergänzte, geschwungene Wegenetz des Parks angebunden. Auch das Wiederfreistellen der offenen Mitte des Parks ist ein wichtiger und gartendenkmalpflegerisch wie räumlich richtiger Eingriff. Nicht nachvollziehbar ist jedoch die Gestaltungssprache der neuen Parkelemente: Die amorphen Formen des Teichs, der das bestehende Wasserbecken ersetzt, und der neuen Terrasse fügen sich zu wenig in die grosszügige Gestaltungssprache des Landschaftsgartens mit seinen weiten Schwüngen ein. Fremd wirkt auch die Rasterpflanzung im Bereich des Provisoriums. Dieser Bereich ist in den Landschaftsgarten und seine Gestaltungssprache zu integrieren, statt von ihm zu separieren, und auf die Villa Flora auszurichten.

Der Zugang zum Alterszentrum wird am heutigen Ort belassen. Zwischen Neubau und Bestand befindet sich der Saal mit einem grosszĂĽgigen Empfangsbereich. Die Konzentration auf einen
grossen, offenen Raum als Gelenk schafft eine durchlässige, flexibel nutzbare Situation, die begrüsst wird. Das Erdgeschoss des Erweiterungsbaus orientiert sich an der Struktur der Obergeschosse; hier würde man sich hingegen deutlich mehr Grosszügigkeit und Übersichtlichkeit wünschen. Das Tageszentrum funktioniert gut, und sein direkter Bezug zum Aussenbereich wird geschätzt. Die Wohngruppen in den Obergeschossen sind klar organisiert und lassen sich bei Bedarf getrennt voneinander nutzen. Die Korridore werden über die versetzt angeordneten Küchenbereiche gegliedert und belichtet. Zu überzeugen vermögen die sorgfältig ausgearbeiteten Zimmer der Bewohnenden, die dank der gestaffelten Fassade über attraktive Ausblicke verfügen. Die Aufenthaltszonen an den Kopfenden werden als Teil der Erschliessung verstanden. Die Küchen sind in der Verlängerung der Korridore angeordnet und leider entsprechend exponiert. Die Demenzwohngruppe ist im 1. Obergeschoss untergebracht, der dazugehörige Demenzgarten befindet sich auf dem Dach des Verbindungsbaus. Er ist an dieser Lage für die Bewohnenden mässig gut erreichbar, jedoch in Grösse und Differenziertheit angemessen gestaltet.

Die gewählte Staffelung der Gebäudehülle strukturiert den Baukörper und löst damit auch das Lärmproblem. Der architektonische Ausdruck des Gebäudes stellt auf der Ebene der Materialisierung zwar einen Bezug zum Bestand her, wird aber in seiner Ausformulierung als eher spröde wahrgenommen.

Mit der gewählten Hybridbauweise – Kern und Decken in Ortbeton und Fassadenelemente in Leichtbau – können die an die Konstruktion gestellten Nachhaltigkeitsanforderungen bedingt erfüllt werden. Die konstruktiven Aufbauten wirken teils zu kompliziert. Zur Erreichung des Minergie-P-Eco-Standards sind zusätzliche Massnahmen zur Reduktion der grauen Energie nötig. Das statische Konzept ermöglicht eine gewisse Flexibilität der Raumeinteilung. Bezüglich Wirtschaftlichkeit schneidet das Projekt aufgrund des relativ hohen Flächenverbrauchs weniger gut ab.

Das Projekt Carciofo ist insgesamt sorgfältig ausgearbeitet. Mit der Setzung des Baukörpers in der nordwestlichen Ecke des Areals wird die Erlebbarkeit der Ostwestausdehnung des Parks überzeugend als Qualität thematisiert. Gleichwohl werden dadurch aber auch die Probleme dieser städtebaulichen Haltung sichtbar, insbesondere im ungeklärten Verhältnis zum Strassenraum.