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5. Rang 6 / 6

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Umnutzung Büro zu Wohnen Schärenmoosstrasse in Zürich (CH)

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Esch.Sintzel Architekten

Architektur

Freihofer & Partner AG

Bauingenieurwesen

KOLB Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «MATTA» befreit die Mitte der beiden Häuser durch einen Rückbau der vertikalen Bauteile. Zudem wird die Bodenplatte auf eine kreisförmige Grundfläche zurückgeschnitten, welche durch die stehen bleibende kräftige Trennwand getragen wird. Dadurch entsteht eine Durchsicht und Beziehung zum Katzenbach.
Das Erdgeschoss des Hauses Micro nimmt neben gewerblicher Nutzung ein Gastro- und Co-Working-Angebot sowie gemeinschaftliche Waschräume und einen Teil der Veloparkierung auf. Auf den grossen Vorplatz hin orientieren sich an den Stirnseiten die gewerbliche Nutzung und das Gastronomieangebot, sie haben das Potenzial, diesen zu beleben. Im Hochparterre des Hauses Dixa wird Wohnen angeordnet. Das Untergeschoss dient vornehmlich Keller- und Technikräumen sowie den erforderlichen Nebenräumen des Gastroangebotes. Im Nordwesten befinden sich eine weitere Velogarage, ein Bastelraum und ein rund 150 m2 grosses, attraktives und gut belichtetes Gewerbelokal mit Toilettenanlage.
Der Hauptzugang erfolgt über den freigespielten Zwischenraum zwischen den beiden Häusern, wobei Dixa über die bestehende Treppe und den Hublift und Micro direkt über das bestehende ebenerdige Treppenhaus erschlossen wird. Ein zusätzliches Treppenhaus (ebenfalls bestehend) befindet sich am Vorplatz.
Das Haus Dixa weist 2-, 2.5- und 3.5-Zimmer-Wohnungen auf, welche über einen neu angefügten Laubengang und über den Wohn- und Essraum betreten werden. Jedes Zimmer kann sowohl als Individual- als auch als Wohnzimmer genutzt werden. So sind bei maximaler Belegung trotz der vielen Kleinwohnungen geringe Quadratmeterzahlen pro Person möglich. Geschickt wird das Bad ausgestaltet, welches in der schmalen Mittelzone eine gute Anordnung der Apparate ermöglicht. Im Nordwesten wird die Fassade punktuell geöffnet und mit tief liegenden französischen Fenstern und Balkonen versehen, um die Wohnungen mit privaten Aussenräumen zu ergänzen.
Die Hälfte des freigelegten Aussenraums zwischen den beiden Häusern wird geschossweise als Gemeinschaftsterrasse ausgebildet, welche über einige Tritte zur Überwindung der unterschiedlichen Geschosskoten den Zugang zum grösseren Treppenhaus des Hauses Micro und damit zur gemeinschaftlichen Nutzung auf dem Dach ermöglicht.
Im Haus Micro werden auch grössere Wohnungen angeboten, welche zentral aus den beiden Treppenhäusern erschlossen werden. Je eine 3.5- und 4.5-Zimmer-Wohnung pro Geschoss erhalten ihren Aussenraum in der befreiten Mitte zwischen den beiden Häusern, die anderen Wohnungen werden ebenfalls mit privaten Aussenräumen ergänzt.
Im Dachgeschoss werden drei gut proportionierte Grosshaushalte und ein Gemeinschaftsraum mit Küche angeordnet. Ein Grosshaushalt und der Gemeinschaftsraum profitieren von einer schönen Terrassensituation, die anderen Grosshaushalte müssen mit den Attikarücksprüngen vorliebnehmen. Der Gemeinschaftsraum liegt über dem freigeräumten Zwischenbau und scheint statisch noch unbewältigt, weil die darunterliegende Tragstruktur weitgehend ausgeräumt wurde.
Die freigespielte Mitte zwischen den beiden Häusern ermöglicht einen höheren Fassadenanteil mit guter Belichtung und ist eine interessante Idee, um mit überschaubarem Aufwand eine Durchsicht zum Katzenbach zu ermöglichen. Zudem verleiht diese Massnahme den ehemaligen Bürohäusern eine wohnliche Erscheinung und ergänzt sie um willkommene Aussenflächen.
Insgesamt handelt es sich beim Projektvorschlag «MATTA» um eine konzeptionell interessante Lösung, welche mit Ausnahme des Teilabbruchs in der Mittelzone mit einem eher kleinen Eingriff in die Struktur des Bestands auskommt und sorgfältig ausgearbeitet wurde. Bei entsprechender Belegung ist ein kleiner Flächenverbrauch von unter 35 m2 pro Person möglich. Bei den erreichten vermietbaren Flächen und den prognostizierten Baukosten liegt der Vorschlag im besten Drittel aller Projekte. Leider bestehen Belichtungsprobleme im Bereich der Mittelzone des Hauses Dixa und im Knie des Hauses Micro. Die Massnahmen an der Gebäudehülle sind pragmatisch gewählt und scheinen gut umsetzbar.
Statik. Die vertikale Tragstruktur wird mit Ausnahme des Verbindungsbaus weitgehend intakt gelassen. Die horizontale Stabilisierung wird jedoch durch den Rückbau mehrerer Wandscheiben geschwächt, was mit der Aufdopplung von bestehenden Wänden kompensiert werden soll. Im Verbindungstrakt werden Teile der Rohdecke sowie auch einzelne Stützen in den Eckbereichen rückgebaut. Neue Stahlstützen entlang der Plattenränder reichen nicht ins EG, sind also nicht als tragende Elemente vorgesehen. Die verjüngten Deckenbereiche sollen mit CFK-Lamellen verstärkt werden. Bauphysikalisch müssen die Wärmebrücken der ins Kalte durchlaufenden Deckenscheiben gelöst werden. Das bestehende Dachgeschoss kragt über den zurückgebauten Deckenbereich aus. Ob und wie dieser Bereich statisch aufgefangen wird, ist nicht ersichtlich. Die neuen Balkone wie auch der Laubengang sind selbsttragend unten abgestellt und in die Decken rück verankert.
Nachhaltigkeit. Mit Ausnahme des Teilabbruchs der Mittelzone arbeitet das Projekt mit einem eher kleinen Eingriff in die Struktur des Bestands. Es entstehen weitgehend flächeneffiziente Wohnungen, welche sich dank mehrheitlich abschliessbarer und nutzungsneutraler Räume auch für eine hohe Belegung eignen.

Freiraum. Die drei Höfe unterscheiden sich klar und schaffen jeweils eine eindeutige Atmosphäre. Der mittige Hof ist sowohl Scharnier zwischen den zwei Gebäudeteilen als auch zwischen dem Katzenbach und der Schärenmoosstrasse, dementsprechend überlagern sich hier natürliche Themen mit denen der Adressierung und des Aufenthalts. Der westliche Hof schafft Raum für einen dichten Baumbestand und eine grosszügige Zufahrt zur Velogarage. Zur Leutschenbachstrasse sucht ein verspielter Kiesplatz mit Wasserspiel und «Klimainseln» den Kontakt zum Quartier.

5. Rang 6 / 6