modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag im selektiven Verfahren | 04/2023

Neubau Hochhaus Sulzerallee in Winterthur (CH)

Teilnahme

BRUTHER

Architektur

Jan Kinsbergen Architekt

Architektur

antón landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Bonalumi Monotti Ingegneri Consulenti

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung, Bauphysik, Brandschutzplanung

Buri Müller Partner GmbH

Fassadenplanung

Fachstelle Zürich im Alter

Sonstige

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Der Bezug zum industriellen Erbe und zum Freiraum wurden zu den zwei wichtigsten Prämissen erklärt, die sich auf beeindruckend konsequente Weise in der urbanen Setzung, in der strukturellen Disposition des Hochhauses und insbesondere im architektonischen Ausdruck widerspiegeln. Das schmale und industriell anmutende Hochhaus mit einem über dem Stadtraum schwebenden Mezzanin schafft auf überzeugende Weise die Einbindung des angrenzenden Parks, unterstützt durch die räumliche Ausformulierung des offenen Erdgeschosses. Die Erschliessungskonzeption ist ebenso radikal wie die unterschiedlichen Adressierungen. Je eine Treppen- und Liftanlage flankieren die beiden Stirnseiten und sorgen für ein höchst effizientes Flächenverhältnis. Entlang der Sulzerallee konzentrieren sich die unterschiedlichen Adressierungen. Während die Oase-Nutzungen über einen mit einer Vorfahrt bedachten Pavillon erschlossen werden, folgen im dahinter liegenden, durchgesteckten Raum 4 Liftanlagen, die direkt in die Wohnungen führen. Die Wegführung in der Sulzerallee zwischen Pavillon und Gebäude ist etwas umständlich und die Lage der Tiefgaragen-Einfahrt in der Ecke räumlich wenig attraktiv und sicherheitstechnisch kritisch positioniert. Unglücklicherweise liegen Treppen- und Liftanlagen an der Sulzerallee ausserhalb des Baubereichs und sind in dieser Art nicht bewilligungsfähig.

Freiraum
Das Projekt hat den Anspruch, mittels einer klaren Setzung eines umlaufenden Laubenganges ein ‚Wahrzeichen mit ausreichender Identität zu schaffen, um in einem Gebiet des Wandels zu bestehen‘. Die klare Fassung will gemäss Verfassern nicht Barriere sein, sondern Schwelle, die unterschiedliche Aktivitäten aufnehmen kann. Dementsprechend variiert die Bepflanzung des Laubengangs von offener Pergola zu bepflanztem Tunnel.
Die klare und präzise Setzung, unterstützt von einem kongruenten Belag in Chaussierung und Beton, erfüllt durch die klare Setzung und dem geschaffenen Raum den Anspruch der ‚ausreichenden Identität‘. Zu Diskussionen Anlass gibt die Frage, ob die dargestellte Identität einer räumlich klar gefassten, trotz allem Bemühen geschlossen wirkenden und stark auf das Gebäude fokussierten, Hotelgarten-ähnlichen Anlage den Bedürfnissen des Quartiers im Wandel genügt. Es bestehen Zweifel, dass diese explizite räumliche und atmosphärische Geste, deren Qualität in sich unbestritten ist, in einen entspannten und offenen Dialog mit dem industriell geprägten wachsenden Umfeld sowie der gesuchten Nutzungen zu treten vermag.

Architektur
Glas in unterschiedlich klaren und opaken (gedämmten) Ausführungen dominiert den gestalterischen Ausdruck und bedient sich gekonnt der industriellen Referenz, sowohl materiell als auch seriell. Selbst die durchlaufenden Balkonschichten im Osten und Westen werden zusätzlich mittels einfachen Glasschiebeelemente vor Wind und Regen geschützt.
Die Gebäudehülle wird nutzungsbezogen gegliedert. Mezzanin, Pflegestudios und Wohngeschosse werden überzeugend volumetrisch und gestalterisch differenziert behandelt, ohne Gefahr einer Überbordung zu laufen.

Struktur
Bei der oberirdischen Struktur entscheidet man sich für eine geschickt ausgelotete Stahl-Skelettstruktur, ausgefacht mit modularen Holzdecken anstelle eines klassischen Betonstahltragwerks. Die klare Systemtrennung von Struktur und Fassade wirkt sich nachhaltig aus beim Auf- und Ausbau.

Nutzung
Im Mezzanin-Geschoss sind Oase-Nutzungen sowie Flächen für weitere Dienstleistung untergebracht. Die Erschliessung über eine grosszügige Wendeltreppe ist räumlich attraktiv, fordert jedoch in der Flexibilität seinen Tribut. Die Pflegegeschosse wirken übersichtlich, lassen sich jedoch aufgrund der Liftstrukturen nicht wirklich gut bespielen, da sie gleichzeitig Verkehrsfläche sind. Der Demenzgarten ist zu knapp bemessen, obwohl er eine zentrale Aufenthaltsfläche für diese Abteilung bedeutet. Die Pflegezimmer sind ebenfalls zu klein und lassen kaum Zonierungen zu. Die Idee, die Pflegstudios analog der 1.5-Zimmer Wohnungen auszugestalten ist nachhaltig und erleichtert eine Erweiterung des entsprechenden Angebots. Die Wohngeschosse mit direktem Liftzugang und den durchgesteckten, schmalen Grundrissen erweitern das Wohnangebot um eine exklusive und attraktive Wohntypologie. Die Fluchtwegsituation entlang der Schlafzimmer ist suboptimal.

Nutzungsbereich Pflege und Pflegestudios
Pflegegeschoss
Der Etagenzugang über die an den Kopfenden gelegenen Erschliessung ermöglicht weitgehend offene und fliessende Aufenthalts- und Gemeinschaftsbereiche. Das Leben findet im Zentrum in den verschiedenen Aktivitätszonen statt. Die Bewohnenden in den Zimmern interagieren in hohem Masse mit den Menschen im Gemeinschaftsbereich. In Verbindung mit dem Aussenbereich vermittelt dies sehr hohe Aufenthaltsqualität. Wie oft bei Verzahnung von Erschliessungs- und Aufenthaltsflächen stellen sich auch bei diesem Projekt gewisse Fragen in Bezug auf die Bewilligungsfähigkeit. Die Geschosse mit den Pflegestudios umfassen sehr viele Gemeinschaftsflächen, was einige Fragen in Bezug auf die Flächeneffizienz aufwirft.

Pflegezimmer und Pflegestudios
Die Pflegezimmer lassen in beschränktem Masse Möblierungsalternativen zu. Das gewählte Achsmass macht den verfügbaren Raum grosszügig und dank der Fensterfront hell. Bodenhohe Fenster sind im Pflegebereich nicht unbedingt vorteilhaft. Die Öffnung des Sanitärraums gegen das Zimmer hin vereinfacht den Zugang, ist aber aus Sicht der Bewohnende sicherlich gewöhnungsbedürftig. Die Pflegestudios mit ihrem privaten Aussenraum lassen verschiedene Zonierungen zu. Die Küchenzeile ist – gemessen an der in der Praxis üblichen Nutzung – noch zu breit angelegt.

Würdigung
Das Projekt leistete einen äusserst wertvollen Beitrag zur Diskussion hinsichtlich konzeptioneller Radikalität, Stringenz und teilweise damit einhergehenden funktionalen Einbussen. Aus ökonomischer, baurechtlicher aber vor allem betrieblicher Sicht vermochte das Projekt nicht gänzlich zu überze