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Offener Wettbewerb | 01/2023

Wohnüberbauung Baufelder C+D Areal Walkeweg Nord Basel (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 36.000 CHF

Made in

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

MØFA urban landscape studio

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schlagen vor, das Baufeld C mit drei langen Zeilenbauten und das Baufeld D mit einem solitären Hofgebäude auf dreieckiger Grundrissfigur zu besetzen. Die städtebauliche Disposition besitzt eine grosse Klarheit, gleichzeitig tendiert sie darin zu einem Schematismus. Eine Querung in nord-südlicher Richtung ist über Durchgänge im Erdgeschoss vorgesehen, vermag aber räumlich nicht als solche zu überzeugen. Die nördlichste Zeile und der Solitär auf Baufeld D kommen sich sehr nahe.

Die Kernidee des Projektes offenbart sich im Querschnitt der drei Zeilen. Auf Basis der unterschiedlichen Längen der wiederverwendeten Rippendeckenelemente wird ein im Süden terrassierter Gebäudetyp vorgeschlagen. Die Schnittfigur ist eine interessante Interpretation im Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Material und verspricht aufgrund abnehmender Gebäudetiefe Wohnungen mit unterschiedlichen Qualitäten, tollen Aussenräumen und guter Belichtung. In Verbindung mit der Lifterschliessung wird ein Wohnen geschaffen, das allerdings wenig «gemeinschaftlich» ist. Die vorgeschlagene Schnittlösung ist konstruktiv gut durchdacht und beschrieben.

Den sehr unterschiedlichen Bautypen entspricht eine ebenso klare Nutzungsdisposition, indem das Baufeld C ausschliesslich dem Wohnen und das Baufeld D dem MIZE zugeordnet werden. Die Verfassenden schaffen damit zwei eigenständige und doch ähnliche Welten, in denen die Leitidee der Projektentwicklung spürbar wird. Es entstehen Räume mit spezieller Stimmung, speziellen Wertigkeiten und hohem Identifikationspotenzial. Auch die Wirkung einer grünen Oase scheint in beiden Welten erzielbar zu sein.

Insbesondere das MIZE begrüsst den Vorschlag hinsichtlich stadträumlicher Lage, Gebäudetypologie und Betrieb, obschon er wenig zur alltäglichen Integration beiträgt. Es stellt sich die Frage, ob der Entwurf den skizzierten Zielgruppen entspricht, oder ob er sogar zu einer Stigmatisierung beitragen könnte. Auf der Ebene des Wohnens weist das Hofgebäude grössere Schwierigkeiten auf. So ist insbesondere die Raum-zu-Raum-Erschliessung der Grundrisstypologie bei der hohen Belegungsdichte kaum umsetzbar. Auch die direkte Erschliessung der einzelnen Wohnungen mit einer grossen Zahl an Aufzügen ist hier nicht sinnfällig.

Während die Erschliessung des Solitärs auf Baufeld D allseitig erfolgt, liegen die Hauszugänge bei den Zeilen auf Baufeld C jeweils nordseitig. Die Erschliessung im, respektive am Gebäude ist geteilt. Die fussläufige Erschliessung erfolgt über aussenliegende Treppen, die nach oben kaskadieren und über das umspannende Fassaden- und Dachgerüst eingebunden werden. Auf dem Dach trägt dieses Gerüst übrigens PV-Elemente, in den Fassadenbereichen soll es berankt werden. Die Erschliessung mit dem Lift erfolgt im Gebäudeinnern und jeweils direkt in zwei Wohnungen.

Der kritisierte «Schematismus» betrifft auch die Aussenräume. Die Verfassenden schlagen repetitive Gassenräume vor, die etwas plump anmuten, was unter anderem der fehlenden Vegetation geschuldet ist. Die jeweils tiefer liegenden Privatgärten führen an der Emilie Louise Frey-Strasse zu einem abweisenden Übergang ins Quartier und die Gassenräume werden ungeschickt zoniert. Durch die fast mittige Anordnung der Veloabstellplätzen und Anlieferungsflächen wird der Freiraum fragmentiert. Entlang der Nordfassaden wird Abstandgrün generiert, während die Wege zur reinen Erschliessung überdimensioniert erscheinen. Die starre Schichtung führt im Baufeld C zu anonymen und undifferenzierten Freiräumen. Für das MIZE kann im Hofgebäude ein geschützter gemeinschaftlicher Aufenthaltsbereich entstehen. Da der Hof gleichzeitig als Erschliessungsraum dient, fördert er Begegnungen und kann zu einem wichtigen Treffpunkt werden.

Der Aufbau der Wohnung wie auch die Erschliessung und die Erscheinung sind eigenwillig und erklärungsbedürftig, gleichzeitig aber sehr interessant. Zwischen jeweils zwei Spangen, die Lifte, Eingänge, Bäder und kleine Nebenräume aufnehmen, werden Raumfiguren ausgebildet, die von Fassade zu Fassade spannen und deren drei Bereiche unterschiedliche Raumbreiten und -tiefen aufweisen. Es resultieren schwach determinierte Räume, die unterschiedlich bewohnt werden können. Mögliche Individualzimmer mit zwanzig und mehr Quadratmetern bieten nicht nur Raum für das Schlafen, sondern auch zum Wohnen und Arbeiten. Diese Idee des Wohnens produziert natürlich auch da und dort Reibung – so sind beispielsweise gewisse Zimmer auch Verbindungsraum zwischen Lift und Wohnen. Zu überarbeiten wären die Breiten der angesprochenen Spangen: Die Bäder erfüllen die Anforderungen der SIA500 nicht.

Das Projekt stellt einen eigenständigen Beitrag dar, der auf einem interessanten Umgang mit den wiederzuverwenden Elementen basiert. Leider werden damit starre Bedingungen geschaffen, die auf verschiedenen Ebenen Probleme erzeugen, sodass die Jury das Projekt nicht zur Weiterbearbeitung empfiehlt.