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Einstufiger, nicht offener, regional begrenzter Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 02/2023

Grünes Viertel Stephansstift in Hannover

Drei-Giebelhaus Stephansstift

Drei-Giebelhaus Stephansstift

Anerkennung / Baufeld 2

Stefan Förster Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Deunert & Wall Architekten

Architektur

Ferres Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ausgangspunkt ist das Baufeld 2 im neuen Grünen Viertel Stephansstift, welches als moderndes nachhaltiges Quartier in Hannover Kleefeld gelten wird. Unser Entwurf greift den Gedanken von Stadträumen auf. Nicht nur Gebäude an sich, sondern auch Ihre Zwischenräume schaffen qualitative Orte der Kommunikation, des Miteinanders und des Zusammenlebens.

So verzahnt sich unser Gebäude mit dem Stadtraum und bildet zwei Höfe und einen südlichen Quartiersplatz. Drei Gebäudeteile mit Satteldächern und identitätsstiftenden Giebeln nehmen Bezug auf die historisch gebaute Umgebung. Es entsteht das DREI-GIEBELHAUS STEPAHNSSTIFT.
Das Konzept der aufweitenden Höfe ermöglicht einen maximalen Eintrag von Licht, Luft und Sonne in die einzelnen Wohneinheiten und schafft grüne, offene und einladende Stadträume. Die ausgewogene Verteilung der Baumasse an den Baugrenzen bildet eine gute Überleitung zu den angrenzenden Baukörpern und Einbindung in das Quartier. Die Bautypologie der Höfe dient der Schaffung von überschaubaren Nachbarschaften, welche Sicherheit und Zugehörigkeit in einem sozialen Umfeld erzeugt.

Die halb-privaten Höfe dienen für die Bewohner als zentrale Treffpunkte und großzügige Freiräume. Diese Hofgemeinschaften, zur Erholung und Freizeitgestaltung, sind direkt von den Freitreppen erreichbar. Der südlich anschließende Quartiersplatz bietet eine Erweiterung der privaten Räume in den Stadtraum hinein. Hier ist freies Spiel, Boule oder ein Flohmarkt ebenso möglich wie die Nutzung als urbaner Hochbeet-garten. Es entstehen so differenzierte Außenräume, welche durch ihre unterschiedlichen, hohen Qualitäten Identität stiftend und verbindend wirken.
Ein ruhiger und gut besonnter Kinderspielplatz, der als verbindendes Glied zwischen den Höfen fungiert wurde so platziert, dass er geschützt liegt, ohne sich der sozialen Kontrolle der Hausgemeinschaft zu entziehen.

Die immergrünen Sträucher und Gräser bilden zusammen mit der Möblierung des Außenraums eine jahreszeitlich unabhängige Grundstruktur. Durch die erhöhte Substratschicht von einem Meter auf der Tiefgarage ist die Pflanzung von Großsträuchern, Stauden und flachwurzelnden Hofbäumen möglich. Die Bepflanzung mit unterschiedlich hohen, dichten und blühenden Bäumen, Sträuchern und Stauden schafft nicht nur eine Oase für die Bewohner und Besucher, sondern auch eine hohe Biodervisität und ein jahreszeitlich wechselndes stimmungsvolles Erscheinungsbild.

Unser Entwurf des Gebäudes beruht auf einer bau- und kosteneffizienten Konzeption. Das Prinzip von minimalen Erschließungskernen und maximalen Wiederholungsfaktoren ist entwurfsprägend. Die Grundrissgestaltung besticht durch ein klares und flexibles Konstruktionsprinzip. Die jeweiligen Wohnungen sind offen und flexibel konzipiert und bauen auf einem modularen Raster auf. Bei Bedarf können einzelne Zimmer einer angrenzenden Wohnung zugeschaltet werden. Dieses ermöglicht eine flexible Anpassung der Wohnungsgrößen und -typen an die wechselnden Ansprüche der sich wandelnden Bevölkerung. So können die Küchen beispielsweise als offene Wohnküchen genutzt werden oder durch Leichtbauwände vom Wohnraum getrennt werden. Dadurch wird ein langlebiges, wandelbares Gerüst geschaffen, statt kurzlebiger Grundrisse. Ausschließlich durchgesteckte Wohnungen erhöhen hierbei maßgeblich die Wohnqualität. Die jedem Wohnbereich zugeordneten, großzügigen Außenräume in Form von geschützten Balkonen und Terrassen tragen zu der Belebung der Höfe bei. Durch die begrünten Laubengänge werden Kommunikationsorte geschaffen, welche gleichzeitig die Gemeinschaft der Einzelhäuser stärken und die Einsehbarkeit der Balkone und Wohnungen über die Höfe einschränken. So werden zeitgleich Privatsphäre, Geborgenheit und das soziale Miteinander gefördert.

Die Vielzahl unterschiedliche Wohnungstypen schafft dabei eine bunte soziale Mischung. In den oberen Geschossen befinden sich vermehrt großzügige Maisonettewohnungen, die eine optimale Ausnutzung der Dachgeschosse ermöglichen. In Verbindung mit der hohen Anzahl an barrierefreien Wohnungen wird das unkomplizierte Zusammenwohnen von mehreren Generationen begünstigt. Die großen Garderoben und Abstellräume innerhalb der Wohnungen erhöhen den Wohnkomfort maßgeblich.

Die drei offenen, natürlich belüftete und belichteten Treppenhäuser bilden mit den halb-privaten Laubengängen eine Effiziente Erschließung. Die Laubengänge dienen als Pufferraum zwischen Innen und Außen und bilden einen baulichen Sonnen- und Schallschutz. Alle Erschließungskerne sind mit rollstuhlgerechten, krankentragenfähigen, und somit komfortabel mit dem Fahrrad nutzbaren, Aufzügen an die gemeinsame Tiefgarage (26 Stellplätze und 112 Fahrradstellplätze) angeschlossen. Weitere Fahrradstellplätze sind unmittelbar ums Gebäude angeordnet.

Als Bauweise wird eine moderne, nachhaltige und ökologische Hybridbauweise, bestehend aus 20cm starken Stahlbetondecken und aussteifende Treppenhauskernen, gepaart mit 18,5cm starken Holzmassivwänden, gewählt. Geschützt wird die Holzmassivwand von einer 6cm starken Holzfaserdämmplatte und von 11,5cm starken Verblendmauerwerk. Durch die kompakte Form des Gebäudes konnte eine zwischen den Außenwänden freitragende Struktur gewählt werden, welche die flexiblen und umnutzbaren Grundrisse ermöglicht.

Es wird eine durchdachte und erprobte Bauweise, welche in der Umsetzbarkeit und Ausführung erprobt ist, gewählt, um eine möglichst hohe Kontrolle über die Bauzeiten und Baukosten gewährleisten zu können. Durch die Verwendung der Außenwände als direkte Schalung der Decken werden Abfall und Bauzeit zugleich minimiert. Die Massivbauwände versprechen eine kurze Bauzeit durch Vorfertigung und Prozessoptimierung in der Fertigung durch die Wiederholung von baugleichen Elementen.

Präsenz zeigt der Werkstoffs Holz durch die eingeschnittenen Balkone und Laubengänge. Diese Einschnitte stellen ein Freilegen des Kerns/Herzens des Gebäudes und somit die Erlebbarkeit der nachhaltigen Bauweise dar. Das sichtbare Holz wird lediglich gebeizt, es ist dadurch wieder verwendbar, es entsteht kein zusätzlicher Reinigungs- oder Unterhaltsaufwand durch Streichen/Lackieren. Das durch die Verwendung des Naturwerkstoffes Holz geschaffene, behagliche Wohnklima trägt neben der stets natürlichen Belüftung und Belichtung zu der gute Innenraumluftqualität und dem hohen Wohnkomfort bei.

Das Aufnehmen der klassischen, in der direkten Umgebung befindlichen Architektursprache, übersetzt in eine moderne, klare und reduzierte Form schafft Identität und Zugehörigkeit. Die Fassaden bestechen durch prägnante Treppengiebel und dezente, klare Fassadenbänder aus unglasiertem Vollsteinklinker und wirken harmonisch mit dem gegenüberliegendem Annastift als Straßenflucht zusammen. Die Abbildung der einzelnen drei Giebel stiften Identität und bilden klar erkennbare Adressen mit hohem Wiedererkennungswert. Die Akzeptanz und Wertschätzung des Hofensembles durch die Bewohner und Anwohner wird durch hohe gestalterische Qualität, den visueller Komfort, gefördert.

Die Dachlandschaft besticht durch umgebungstypische, klare Satteldächer mit kleinen, präzisen gesetzten Dachgauben und klar getrennten Zwischenbauten mit begrünten, begehbaren Flachdächern. Die Dachneigung und Ausrichtung der Satteldächer eignet sich zudem optimal für die Belegung mit Photovoltaik, welche durch die Treppengiebel von den Straßenfassaden nicht sichtbar ist und sich dezent in die Architektur eingliedert.
Die klare Struktur der Laubengänge, bestehend aus vertikalen Klinkerstützen und horizontalen Geländern, wird durch die Nutzung dieser als Rank-Wände für die Fassadenbegrünung (vertikaler Garten) aufgelockert.

So gelingt die Verschmelzung von Tradition und Moderne zu einem stimmigen Gesamtkonzept.
Lageplan

Lageplan

Drei-Giebelprinzip

Drei-Giebelprinzip

Außenraumkonzept

Außenraumkonzept

Giebelansicht

Giebelansicht

Regelgrundriss

Regelgrundriss

Fassadenansicht

Fassadenansicht