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Offener Wettbewerb | 06/2023

Pilotprojekt Schliengerweg Netto Null 2040 - Neubau Mehrfamilienhaus mit Kindergarten in Basel (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 11.000 CHF

Monica Sedano & Carlos Luxan

Architektur

Maker Architecten

Architektur

Gruner AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Ressourceneffizienz schlägt das Projekt JOKER einen sehr kompakten, rationalen Baukörper vor, der mit seiner industriellen Anmutung auf die Heterogenität des Quartiers reagiert und einen Brückenschlag zwischen Wohnbebauung und angrenzendem Gewerbe schafft. Die Ausbildung einer räumlichen Fuge, im Erdgeschoss mit Velo- und Geräteräumen, im ersten und zweiten Obergeschoss mit Balkonen programmiert, die sich zwischen neuem Baukörper und der im Norden liegenden Kapelle St. Theresia aufspannt, zeugt von einem respektvollen Umgang mit dem Bestand. Auch wenn dadurch möglichen zukünftigen Entwicklungen Rechnung getragen wird, ist die Qualität der Nordbalkone zu hinterfragen. Der Verzicht auf ein Untergeschoss unterstreicht den konsequent nachhaltigen Ansatz der Verfassenden.

Die Fassaden sind durch eine Vielzahl von wiederverwendeten Elementen (Fenster, farbige Trapezbleche, Holzverschalungen der Balkone) sowie PV-Elemente oberhalb der Fenster gestaltet. Die Südfassade zum Rheinweilerweg, die durch eine hohe, aber ausgewogene Transparenz einen starken Bezug zur Nachbarschaft schafft, wirkt einladend und wird als positiv bewertet. Die als Bandfassaden ausgebildeten Längsseiten, die durch eine gewisse Flexibilität auf die ungewisse Verfügbarkeit der Bauteile reagieren können, vermögen aufgrund der wenig gegliederten Gebäudekubatur und der Vielzahl an unterschiedlichen Materialitäten nicht in gleichem Masse zu überzeugen.

Die Erschliessung der beiden Kindergärten erfolgt über den Schliengerweg bzw. den Rheinweilerweg. Die Gruppenräume binden beide Kindergärten in natürlicher Weise an den begrünten Hof an. Die Wohnungen erhalten eine Adresse am Schliengerweg. Über die «Fuge» wird den Bewohnenden auch ausserhalb der Kindergartenzeiten Zugang zum Garten ermöglicht.

In den oberen Geschossen befinden sich jeweils zwei grosse Wohnungen, die über flexible Raumzonen und unterschiedliche Grundrisskonfigurationen verfügen. Sie ermöglichen überdies auch einfach zukünftige Nutzungsänderungen. Ein JOKER-Zimmer, das sich hinter dem Erschliessungskern befindet, lässt sich flexibel den Wohnungen zuschalten. Auch wenn das hohe Mass an Adaptionsfähigkeit im Sinne der verlängerten Nutzungsdauer von Gebäuden ausdrücklich begrüsst wird, so erfüllen die Wohnungsgrundrisse nicht die Anforderungen der Bauherrschaft in Bezug auf den geforderten Wohnungsmix bzw. die Flächeneffizienz. Der zentrale WC-Block, der die Wohnungen zoniert, wirkt etwas überdimensioniert, die sehr grosszügigen Wohnungen werfen Fragen in Bezug auf das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum auf. Gleiches gilt für die sehr grosszügig gestalteten Balkone.

Das Tragwerk ist klar und effizient und weist einen hohen Re-Use-Anteil auf. Die Räume werden mit den Re-Use-Rippendeckenelementen überspannt, welche auf Stahlträgern lagern. Die Abtragung der vertikalen Lasten erfolgt über die Stützen im Fassadenbereich. Die horizontale Aussteifung wird über den Treppenhausbereich gewährleistet.

Der hinterlüftete Aufbau der Dachkonstruktion ist innovativ. Die Re-Use-Rippendecken sollten nicht direkt bewittert werden. Ein möglicher Umgang, um dieses Problem zu lösen, wäre die Bedeckung der ganzen Dachfläche durch die vorgeschlagene Solaranlage als wasserführende Schicht.

JOKER propagiert einen nachhaltigen Ansatz, der auf wichtige Themen wie Suffizienz, Re-Use von Bauteilen, Reduktion von nicht erneuerbaren Primärrohstoffen, Flexibilität oder auch Systemtrennung fokussiert, die im Detail allerdings nicht immer konsequent umgesetzt werden. Das kompakte Gebäudevolumen, der Verzicht auf ein Untergeschoss sowie die konsequente Verwendung von Re-UseBauteilen wird ausdrücklich begrüsst, die Ausformulierung und die architektonische Gestalt überzeugen leider am Ende nicht. Die Grundrisse verfolgen gute Ansätze, hätten jedoch stärker auf die im Raumprogramm geforderten Anforderungen reagieren dürfen.