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Offener Wettbewerb | 06/2023

Pilotprojekt Schliengerweg Netto Null 2040 - Neubau Mehrfamilienhaus mit Kindergarten in Basel (CH)

8. Rang / 8. Preis

Preisgeld: 7.000 CHF

kollektive architekt

Architektur

Schmidt + Partner Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt TOO LOW FOR ZERO macht einen politischen Aufschlag und formuliert eine Haltung, die sich gegen die aktuelle Diskussion der Kreislaufwirtschaft in Bezug auf die Nutzung der urbanen Mine mit einem Plädoyer für den Erhalt von Bestandsgebäuden positioniert. Entsprechend wird der Fokus des Projektes auf die kreislaufgerechte Konstruktion auf Basis von CO2-armen, biobasierten Baustoffen sowie nicht eingebaute «Überfluss-Materialien» gelegt. Das Potenzial von aus dem Rückbau gewonnenen Bauteilen und der damit verbundenen Formulierung einer veränderten Architektursprache wird leider nicht verfolgt.

Der Entwurf sieht einen linearen, relativ kompakten Baukörper vor, der sich über Balkone und einen Erker zum Schliengerweg sowie über Balkone, eine Terrasse und einen Rücksprung im Dachgeschoss zum Hof hin abstuft. Neben der horizontalen Holzfassade prägt ein markantes, leider etwas überdimensioniert wirkendes, schräges Indach-PV-Element, das den oberen Wohnungen als Sonnenschutz dient sowie ein Habitat für Mauersegler und Fledermäuse kreiert, die architektonische Gestalt, die am Ende nicht überzeugt. Die Begründung für die horizontale Ausrichtung der Wetterschale wirkt etwas kurz gedacht, da die vermeintliche Ressourceneffizienz mit einer kürzeren Lebensdauer und höheren Instandhaltungskosten verbunden ist.

Die Erschliessung der beiden Kindergärten erfolgt rückwärtig über einen begrünten, differenziert gestalteten Hof. Die Wohnungen werden über ein sehr kompaktes, innenliegendes Treppenhaus erschlossen, welches strassenseitig angeordnet ist. Die Grundrissgestaltung der Kindergärten überzeugt vor allem durch den mittig angeordneten, zuschaltbaren Gruppenraum, der die Flexibilität beider Nutzungen erhöht und das Thema des Teilens auf einfache Weise erlebbar macht. Die Grundrisse lassen jedoch eine spielerische Leichtigkeit vermissen; die Position der Stützen in den grossen Gruppenräumen hätte noch weiter optimiert werden können, um eine uneingeschränkte Nutzbarkeit zu ermöglichen.

Bei den Wohnungen wird Wert auf eine zweiseitige Belichtung und Belüftung gelegt, was ausdrücklich begrüsst wird, auch wenn dieses Ideal aufgrund der Erschliessung nicht für alle Wohnungen erreicht wird. Die Ausformulierung der finalen Grundrisse wirkt jedoch etwas kompliziert und wirft Fragen in Bezug auf einen effizient geplanten Schall- und Brandschutz auf. Die Mansardenzimmer waren nicht im Raumprogramm gefordert und verstärken den Eindruck, dass die Grundrisse wenig ausgereift sind.

Vor dem Hintergrund der klaren programmatischen Haltung wirkt das zwar reduzierte Kellergeschoss, das neben einem Technikraum die Mieterkeller beherbergt, wenig konsequent, da hier auf einfache Weise CO2 hätte vermieden werden können.

Die Funktionsweise des Tragwerks ist gut nachvollziehbar. Es weist einen geringen Re-Use-Anteil auf, dennoch ist das Tragwerk aufgrund der geringen Deckenspannweiten effizient. Nicht nachvollziehbar ist, wie die erforderliche Tragsicherheit mit einer Mehrschichtplatte von 8 cm im Brandfall gewährleistet wird.

Das Projekt TOO LOW FOR ZERO propagiert einen zur Auslobung konträren Ansatz, der bei der Jury durchaus auf Interesse gestossen ist. Die Nutzung von ökologischen Materialien wird als sehr positiv bewertet. Leider führen die Entscheidungen nicht zu der gewünschten Amortisation in Bezug auf die graue Energie, da die Potenziale von Re-Use-Bauteilen nicht ausgeschöpft wurden. Der Entwurf verfolgt gute Ansätze, die jedoch am Ende weder in der gewünschten architektonischen Qualität in Bezug auf die Grundrissqualität der Wohnungen noch in Bezug auf die Ausgestaltung des Baukörpers überzeugen.