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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2023

Vier Häuser an der Friedrich-Ebert-Straße im Sanierungsgebiet Potsdamer Mitte

Blick entlang der Friedrich-Ebert-Straße

Blick entlang der Friedrich-Ebert-Straße

ein 3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

hope Architekten

Architektur

Johannes Arolt Architekt

Architektur

grauwald studio Gesellschaft für Architektur und Bild

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Entwurf offeriert ein differenziertes Nutzungsangebot im Gewand einer zeitgenössischen Architektur, die eigenständig auf die reiche Stadtgestalt Potsdams referiert. Ansprüche an einen repräsentativen, aber architektonisch sensiblen Bezug werden mit Bedürfnissen nach gefördertem gemeinschaftlichem Wohnen, Arbeiten und Lernen sowie zukunftsorientiertem, ressourcenschonenden Bauen in Einklang gebracht:
Unser Vorschlag sieht vier eigenständige, aber verwandte Häuser vor, die als Ensemble zwischen der historischen Stadt Potsdam, dem angrenzenden Bildungsforum und einer zeitgenössischen Architektursprache vermitteln. Wir wünschen uns, dass sie sowohl unterschiedlich als auch gemeinschaftlich auftreten, dass sie inner- und äußerlich den Reichtum des Lebensalltags unterschiedlicher Stadtbewohner abbilden und bereichern.
Die Gebäude sind in Figur und Ausdruck gemäß ihrer primären Nutzung und städtebaulichen Außenwirkung in drei Wohnhäuser zur Straße und ein öffentliches Haus zur Promenade „Am Kanal“ untergeteilt. Die Wohnhäuser ergänzen den öffentlichen Stadtraum der Straße um drei neue Gesichter. Der Neubau der Volkshochschule (VHS) nimmt Proportionen des Bildungsforums auf, setzt sich aber bewusst volumetrisch von diesem ab und bekennt sich als eines von vielen Häusern der Potsdamer Mitte zur historischen Stadt.

Es werden gestalterisch Formulierungen gewählt, die Bilder der Stadt(-historie), der Umgebung und näheren Architekturgeschichte poetisch mit aktuellen Zeit- und Lebensgefühlen verweben. Die Straßenfassaden variieren in Tektonik auf der Suche nach plastischer Eleganz und in farblichen Grundtönen innerhalb eines sie verbindenden Spektrums. Abstufung in der Brüstungshöhe der Fenster, die Position von Gesimsen und die Helligkeit gewählter Farbtöne wechseln sich im Sinne des Potsdamer Stadtbildes ab. Die inspirierende akademische Architekturlehre der Zeit wird ganz in der Manier des friderizianischen Spätbarocks, im Glauben an eine universal empfindbare Schönheit und an eine demokratische Stadt der vielfältigen Gesichter variiert. Spezifische, räumlich wirksame Motive werden schmuckhaft, den erwähnten Rhythmus synkopierend ergänzt. Sie entstammen unterschiedlichen Zeiten und Orten, die mit Potsdam in Verbindung stehen. Eigenständige und doch zusammengehörige Gebäude entstehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Ansatz des Projektes, mit einem starken Eckgebäude der Lage der exponierten Zelle gerecht zu werden, wird begrüßt; ebenso die ablesbare Eigenständigkeit der vier Häuser mit jeweils unterschiedlichen, qualitätvollen Grundrisslösungen. Durch deren variierende thematische Herleitung wird eine große architektonische Vielfalt erreicht. Es gelingt den Verfassern, mit dem Kontext in einen Dialog zu treten und auch auf das Bestandsgebäude des Bildungsforums baulich angemessen zu reagieren.
Die planungs- und baurechtlichen Vorgaben werden dabei grundsätzlich eingehalten. Allerdings hat Parzelle eins kein Satteldach. Die Orientierung der Zugänge funktioniert, ist aber nicht auf allen Parzellen ablesbar. Bei den Gauben gibt es positive Ansätze, z.B. die Zusammenfassung der Gauben in Parzelle zwei. In Parzelle drei wurde hingegen kritisiert, dass sie massiv die Traufe durchbrechen. Der Umgang mit den Zielen und Leitlinien des Integrierten Leitbautenkonzeptes könnte noch einige baurechtliche und genehmigungsrechtliche Probleme hervorrufen, die zu lösen wären.
Die Häuser werden in ihrer Eigenständigkeit der Straßenfassaden, dem differenzierten Einsatz des Materials und den qualitätvollen Grundrissen gewürdigt (auch wenn der potsdamspezifische Bezug der gewählten Gestaltungsform offenbleibt). Diese Vielgestaltigkeit spiegelt sich ebenfalls bei den Hoffassaden wider.
Die funktionale Qualität der Grundrisse des sozialen Wohnungsbaus können nicht abschließend überzeugen (Eine Förderfähigkeit wurde dabei nicht nachgewiesen.) Deren durchgesteckte Erschließung funktioniert gut. Auch die Verteilung der Gewerbeflächen um das Atrium wird sehr positiv gesehen. Dagegen wird die Funktionalität der öffentlichen Bereiche teilweise kritisiert. Die Eingangssituation der Volkshochschule ist unbefriedigend gelöst. Die Nutzer stellen den Durchgang zur Volkshochschule und Bibliothek wegen seiner Lage und Dimension in Frage. Sie vermissen eine intuitive Wegeführung und Einsehbarkeit. Auch die Raumzuschnitte der Bibliothek und die daraus folgenden Nutzungsmöglichkeiten werden kritisiert. Barrierefreiheit ist gegeben.
Das Projekt liegt wirtschaftlich aufgrund des hochwertig angesetzten Wohnungsbaus und wegen etwas geringerer Gewerbeflächen im hinteren Bereich. Der Entwurf wird insgesamt als starker Beitrag gewürdigt, der einen überzeugenden sozialen Wohnungsbau anbietet, angemessen auf den Kontext reagiert und die Idee der Wiederherstellung der Potsdamer Mitte durch eine eigenständige und charaktervolle Architektur mutig und zeitgemäß interpretiert.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Haus 2 - diagonale Raumfigur und Referenz

Haus 2 - diagonale Raumfigur und Referenz

Haus 3 - gleichwertiger Raum und Referenz

Haus 3 - gleichwertiger Raum und Referenz

Haus 4 - organische Raumfigur und Referenz

Haus 4 - organische Raumfigur und Referenz

Eckgebäude mit VHS und Kinderbibliothek

Eckgebäude mit VHS und Kinderbibliothek