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Studienautrag | 11/2022

Wohnen im Seegubel (CH)

Übersichtsplan

Übersichtsplan

Gewinner

wild bär heule Architekten AG

Architektur

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Kopitsis Bauphysik AG

Bauphysik

Erläuterungstext

Im 4. bis 3. Jahrtausend vor Christus war der Seegubel ein Ort, an dem Steinbeile hergestellt worden sind. Er weist bemerkenswerte Funde auf, die den Herstellungsprozess aufzeigen. Aus der gleichen Zeit stammt die Stegkonstruktionen über den See, die für die Stadt Rapperswil-Jona prägend ist.
Die herausragende Qualität des Areals ist die Nähe zum See mit einer wenig verbauten Fernsicht Richtung Süden. Eine prominente Lindenallee führt durch das Grundstück zum bestehenden Anwesen. An dieser Allee orientieren sich die Gebäude und begleiten sie als Ensemble. Entlang der rückwärtigen Strasse schirmen dreigeschossige Bauten das Areal ab, zum See hin fügen sich drei zweigeschossige Häuser an. Die Gebäude westlich der Allee bilden einen halbprivaten Hof und schaffen einen attraktiven Aussenraum für die Bewohner. Eine Pergola zwischen den Gebäuden bildet den Rücken gegen die Strasse und schafft Privatsphäre im Hof. Durch eine leichte Verschiebung der Baukörper haben alle Wohnung einen Bezug zum See. Die zweigeschossigen Punktbauten sind in das natüriiche Terrain eingebettet, liegen tiefer als die Mehrfamilienhäuser und geben die Seesicht frei für die oberen Geschosse. Durch das Spiel aus vertikalen und horizontalen Elementen in Mauerwerk und Sichtbeton entsteht eine lebendige Fassade, die mit ihrer kleinteiligen Gliederung der Gebäudehülle und der Differenzierung der Geschosse den menschlichen Massstab widerspiegelt. Einzelne Wandelemente aus Filtermauerwerk geben Durchblicke frei und schaffen in den geborgenen Aussenräumen einen Wechsel von Licht und Schatten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Tilia besticht durch eine klare Setzung von 3 länglichen Gebäudekörpern parallel zur bestehenden Allee und zweigeschossigen Punktbauten als Abschluss im Süden, welche einen guten Übergang zur Villa schaffen. Die Gebäude fügen sich gut in die zum See abfallende Topographie ein. Die leichte Verschiebung der Baukörper in ihrer Länge und die zusätzlichen Rücksprünge auf dem Attikageschoss rhythmisieren die Gebäude und ermöglichen dadurch allen Wohnungen einen Bezug zum See.

Die Umgebungsgestaltung wirkt auf den ersten Blick unspektakulär. Die Gestaltung ist aber logisch, sie hat Bezug zum See, wirkt grosszügig und offen. Die Lindenallee bleibt als prägendes Element erhalten. Im Norden, an der Zürcherstrasse, befindet sich der Ankunfts- und Eingangsbereich. Die Wege führen direkt zu den einzelnen Gebäuden. Auch die Zufahrt zur Tiefgarage befindet sich am nördlichen Rand des Areals, was die Allee von weiterem Verkehr entlastet. Die meisten Erdgeschosswohnungen haben einen privaten Gartenbereich. Zusätzlich stehen im Zwischenbereich soziale Treffpunkte mit Spiel- und Aufenthaltselementen zur allgemeinen Verfügung.

Jedes Mehrfamilienhaus verfügt über einen grosszügigen gedeckten Eingangsbereiche, welcher eine klare Adressierung für die Häuser schafft. Jeweils zwei sorgfältig organisierte Wohnungen werden pro Geschoss durch das zentrale Treppenhaus mit Lift erschlossen. Alle Wohnungen sind dreiseitig orientiert und dadurch ganztägig besonnt und belichtet. Sie verfügen zudem über gut dimensionierte, geschützte Loggien. Einzig der Wohn-/Essbereich der südlichen Wohnungen scheint im Vergleich zur restlichen Grosszügigkeit der Wohnungen etwas knapp bemessen.

Die Einfamilienhäuser im Süden überraschen im Grundriss mit einer schönen Raumabfolge, welche die abfallende Topographie mit einem überhohen Wohnraum thematisiert. Die Obergeschosse sind funktional mit gut geschnittenen Zimmern ausformuliert.

Die Gebäude sind als konventioneller Massivbau mit einem zweischaligen Sichtmauerwerk konzipiert. Die Fassadengestaltung ist sehr ansprechend. Ein Spiel aus vertikalen und horizontalen Elementen in Mauerwerk und Sichtbeton gliedert die Fassade, schafft eine angenehme Tiefenwirkung und fügt sich gut in die bestehende Umgebung ein. Einzelne Wandelemente aus Filtermauerwerk geben Durchblicke frei und schaffen einen Wechsel von Licht und Schatten.

Das Projekt Tilia schafft eine neue qualitätsvolle Wohnüberbauung entlang der bestehenden Lindenallee und vermag die Jury städtebaulich und architektonisch zu überzeugen. Die Wohnungsgrundrisse weisen eine stimmige Organisation auf, welche sorgfältig bis ins Detail ausgearbeitet ist. Auch die Freiraumbildung wird wohlwollend beurteilt. Es lässt Spielraum offen für eine stimmige Weiterentwicklung.