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Studienauftrag | 10/2023

Neugestaltung Ziegelei Ost in Allschwil (CH)

Teilnahme

Bachelard Wagner Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt schlägt als einziges drei Hochhäuser vor, was unter anderem den Bestand stark von zusätzlicher Dichte zu entlasten vermag und eine entsprechend sanftere Verdichtung der Hallen ermöglicht.

Der Entwurf sieht vor, die Hallen 1 und 2 und die westliche Halle 52 zu erhalten und diese teilweise aus dem Bestand heraus aufzustocken. In den historischen Ziegelei-Hallen ist ein vielfältiger kleingewerblicher Mix vorgesehen – etwa für Filmstudio, Brauerei, Gastronomie und Kita/Tagesschule. Auch die Erdgeschosse der Neubauten sehen gewerbliche Erdgeschoss-Nutzungen vor.

Das städtebauliche Prinzip folgt einer «additiven Logik» und entwickelt eine gut komponierte Setzung. Eine plausible Höhenentwicklung in drei Ebenen vermag gut die Bestandbauten einzubinden und teils die hohe Dichte zum menschlichen Massstab zu vermitteln, jedoch müsste diese Vermittlung für die Hochhäuser besser ausgearbeitet sein. Die Kopfbauten verankern die Hallenbauten an der zentralen öffentlichen Achse und helfen bei der Adressierung. Eine West-Ost-Verbindung ist gut gesetzt und erhöht die Porosität des Areals. Die Verlängerung des Parks überzeugt, er wird so zugänglicher und besser dimensioniert, die Idee einer Freizeithalle am Park ist interessant.

Die kompositorisch interessante Setzung der drei Hochhäuser wurde intensiv diskutiert und kann schlussendlich nicht überzeugen. Das Hochhaus an der Binningerstrasse ist städtebaulich plausibel gesetzt, jedoch erscheint die gewählte Geometrie zufällig und im Widerspruch zur Orientierung in die Tiefe. Der städtebauliche Kontrast zwischen dem niedrigen Bestandsbau und dem Hochhaus als platzbildende Bauten an der Binningerstrasse wird kontrovers diskutiert. Dem östlichen Hochhaus fehlt eine angemessene Adressierung und eine plausible Verbindung zum Rest des Areals. Das dritte Hochhaus kann durchaus eine orientierende Wirkung in die Tiefe des Areals entwickeln, zugleich dominiert es jedoch den Park. Durch die steil ansteigenden Hänge zu beiden Seiten wirkt es schlussendlich als Barriere, die den öffentlichen Park im Talboden zu stark abtrennt.

Abgesehen von den Visualisierungen bleibt der Entwurf sehr generisch und es finden sich keine überzeugenden Antworten auf die Fragestellungen gemäss Programm, wie z.B. zu den Themen Re-Use und Kreislaufwirtschaft. Diesbezüglich fehlt es an Visionen und Konzepten.

Eine Stärke des Projektes ist jedoch, dass es trotz der drei markanten Hochbauten die gewünschte Kleinmassstäblichkeit und die Werkgassen-Atmosphäre bietet. Die historische Halle 2 soll nur sanft saniert werden, damit wird deren industrieller Charakter inklusive der ursprünglichen Höhe vollumfänglich erhalten.

Der vorgeschlagene Park ist gut von anderen Quartieren her zugänglich und grosszügig entworfen. Die Gestaltung der Freiräume zeigt jedoch kaum Ortsbezug und erscheint nicht zeitgemäss – es fehlen überzeugende Ideen und Ansätze zu klimaadaptivem Stadtraum, Biodiversität und Aneignungsfähigkeit. Die klassischen Freiraumtypen korrespondieren nicht mit dem Ort und dem städtebaulichen tiellen PV-Flächen. Es bleibt fraglich, ob mit diesem städtebaulichen Ansatz der gesuchten Vielfältigkeit von Wohntypen und -formen genügend Rechnung getragen werden kann. Die Argumente für die Hochhaustypologien und den damit verbundenen signifikanten Abweichungen vom Masterplan sind nicht vorhanden. Insgesamt wird das Projekt aufgrund Ansatz. Die Hauptgasse macht einen kargen und abweisenden Eindruck, insgesamt erscheint der Versiegelungsgrad zu hoch. Das Belvedere steht im Konflikt mit dem Waldschutz. Die vorgeschlagene Baumsetzungen an den westlichen und östlichen Arealgrenzen hingegen überzeugen. Die Baumarten sind sorgfältig ausgewählt und können einen zukunftsfähigen Grossbaumbestand bilden. Der Zugang zum Parkhaus erfolgt via westliches Hochhaus, damit bleibt das Innere des Areals abgesehen von der Anlieferung, weitgehend autofrei. Positiv hervorzuheben ist auch die äusserst kompakte und minimierte Einstellhalle, was den Aufwand reduziert und zusätzlichen Raum für die Freiraumgestaltung, Bepflanzung und Versickerung lässt. Die kompakte Anordnung der Einstellhalle wird begrüsst, stellt aber aufgrund deren zweigeschossigen Konzipierung eine ökonomische Herausforderung dar.

Insgesamt werden sehr viele Hochhauswohnungen generiert. Der Schattenwurf und insbesondere auch die Selbstverschattung ist problematisch – auch in Bezug auf die potentiellen PV-Flächen. Es bleibt fraglich, ob mit diesem städtebaulichen Ansatz der gesuchten Vielfältigkeit von Wohntypen und -formen genügend Rechnung getragen werden kann. Die Argumente für die Hochhaustypologien und den damit verbundenen signifikanten Abweichungen vom Masterplan sind nicht vorhanden. Insgesamt wird das Projekt aufgrund seiner Massigkeit für die Gemeinde Allschwil als baulich zu dicht wirkend und aus diesem Grund auch kritisch angesehen. Generell wurden die Anforderungen an die Nachhaltigkeit und klimaadaptiertes Bauen zu wenig erfüllt. Das Konzept bietet zudem zu wenig Flexibilität für eine Weiterentwicklung.