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Eingeladenes Werkstattverfahren | 11/2023

Wohnen und Arbeiten am Fluss in Backnang

2. Rang

feld72 Architekten ZT GmbH

Architektur

werkraum ingenieure zt gmbh

Bauingenieurwesen

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

materialnomaden

Sonstige

mhd Brandschutz-Ingenieurpartnerschaft Müller Häberlen Dehm

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Ansatz überzeugt in seiner städtebaulichen Setzung, indem er sich darauf konzentriert, die Aufstockung an bestimmten Stellen zu konzentrieren und zwei neue Hochpunkte zu schaffen. Der im Rahmenplan vorgeschlagene Rhythmus der neuen Bebauung entlang der Fabrikstraße wird logisch fortgesetzt und das ebenfalls aufgestockte Kesselhaus konsequent eingebunden. Die Adressbildung und Verortung von Nutzungen im Erdgeschoss werden konsequent aus dem Bestand entwickelt. Werkstattflächen, Hauseingänge auf beiden Längsseiten des Gebäudes, sowie eine Quartierskantine sind sinnvoll angeordnet und sorgen für eine angemessen aktivierte Erdgeschosszone. Allerdings wird die Gestaltung und Nutzbarkeit des östlich gelegenen Quartiersplatzes und des südlichen Freiraums durch die Notwendigkeit einer Anfahrbarkeit für Feuerwehr und Anlieferung beeinträchtigt.

Im Umgang mit dem Gebäudebestand der Fabrikstraße 45 schlägt der Entwurf einen differenzierten Ansatz vor, welcher sich aus einer intensiven Bestandsanalyse und den historisch ablesbaren Gebäudeabschnitten ableitet. Für die Gebäudeteile, die aufgestockt werden sollen, wird eine intensivere Transformation vorgeschlagen. Diese beinhaltet neben der viergeschossigen Aufstockung in Holz-Beton-Hybridbauweise die Ergänzung von aussteifenden Stahlbeton-Erschließungskernen und die Verstärkung der bestehenden Tragstruktur. Im Gegensatz dazu sollen die beiden anschließenden Werkhallen mit weniger Aufwand saniert und umgenutzt werden können. Die Grundrisse werden dazu bestandsnah weiterentwickelt und beweisen die Flexibilität und Anpassbarkeit des Gebäudebestands für eine langfristige Nutzung. Der detailliert dargestellte und erläuterte prozessuale Ansatz wird von der Jury kontrovers diskutiert. Schlussendlich muss hinterfragt werden, ob ein schrittweiser Realisierungsprozess aufgrund der überschaubaren Größe der Bauaufgabe überhaupt notwendig oder erstrebenswert ist. Es wird befürchtet, dass der wirtschaftliche Vorteil der punktuellen Intervention in den Bestand durch die Langwierigkeit des Bauprozesses aufgezehrt werden könnte, beispielsweise durch Baustelleneinrichtungskosten usw. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass ein über Jahre hinweg andauernder Transformationsprozess sowohl den Gewerbebetrieb als auch die Wohnqualität beeinträchtigen könnte.

Die Wohngrundrisse der aufgestockten Wohntürme können noch nicht überzeugen. Insbesondere der Wohnturm des nördlichen Gebäudeflügels wird kritisch gesehen, da seine Grundfläche zu klein für eine wirtschaftliche Realisierung erscheint. Die Platzierung des Treppenhauses am nord-östlichen Rand des Gebäudes führt zudem zu langen Fluren und undifferenzierten Wohngrundrissen, obwohl die Voraussetzungen der Gebäudefassaden hinsichtlich Ausrichtung und Lärmbelastung unterschiedlich sind. Die Visualisierungen suggerieren sowohl im Innenraum als auch in der äußeren Erscheinung des Gebäudes eher eine durchgängige Design-Idee anstelle einer schrittweisen Transformation des Bestands. Die Diskrepanz zwischen den gezeigten Bildern und dem konzeptionellen Ansatz lässt dabei auf eine Ambivalenz im Entwurf schließen, welche die Glaubhaftigkeit des prozessualen Ansatzes in Frage stellt.
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