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Studienauftrag | 06/2023

Überbauung Espen in der Bruggwaldstrasse in St. Gallen (CH)

Teilnahme

Itten+Brechbühl AG

Architektur

parbat landschaftsarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser suchen eine moderate Dichte und schlagen zwei im Footprint Z-förmige, dreigeschossige Bauten mit Sockel- und Attikageschoss vor, deren lange Mitte in Ost-West-Richtung verläuft, auf welcher die Attika liegt, und an die diagonal gegen Süden und Norden ebenfalls dreigeschossig Enden angefügt sind. Gegen die östliche Hangkante tritt das Sockelgeschoss als viertes Vollgeschoss in Erscheinung. Der gewählte Gebäudetypus ist in seiner Ausdehnung trotz seiner Gliederung extensiv, was für die Grösse und Form des Areals fragwürdig ist. Teilweise wird die vorgeschriebene Gebäudetiefe von 14m um 1.5m überschritten.

Beide Neubauten sind bis auf geringfügige Abweichungen im Grundriss gleich konzipiert, im Mittelteil sind die Baukörper jedoch spiegelbildlich positioniert, um gegen die Landschaft einen aufgespreizten, arealmittigen Raumbezug zu schaffen; gleichzeitig wird dieser aber durch die beidseitigen Endbauten zunichte gemacht. Die Z-Figur beider Baukörper bestimmt die Art der Freiräume, die zwangsläufig fragmentiert sind und keine eigenständige Raumbezüge und -qualitäten aufweisen. Die Siedlung erhält weder einen inneren Freiraum noch in Bezug zur Landschaft einen konstituierenden, räumlichen Akzent.

Die Adressierung der Siedlung erfolgt mit einem neuen Eingangsplatz an der Südwestecke des Grundstücks an der Bruggwaldstrasse, wo unübersehbar die Zufahrt zur Tiefgarage und die Besucherparkplätzen liegen. Städtebaulich wirkt dieser neue Platz wenig inspiriert, obwohl damit neu eine Übereckansicht des historischen Gebäudes entsteht, die aber mit neu gesetzten Bäumen nicht wahrnehmbar ist. Das an das historische Gebäude in den Siebzigerjahren angebaute Haus Bruggwaldstrasse 22 bleibt erhalten und wird im Innern heutigen Bedürfnissen angepasst.

Die Form und Ausrichtung der Bauten zueinander und im Kontext mit dem Freiraum und der Nachbarschaft versuchen einerseits eine Einheit zu generieren aber gleichzeitig, einen von drei Solitär zu sein, diese Widersprüchlichkeit hinterlässt den Eindruck, dass es als Ganzes nicht zusammenpasst. Der Auftakt, von der südlichen Bruggwaldstrasse kommend, bilden ein Parkplatz mit einer langen Rampe zur Tiefgarage. Die Eingänge zu den beiden Neubauten führen dunkel und eng zwischen Veloräumen durch. Die öffentliche Wegführung wird im Bereich der Hauszugänge sehr privat und lässt eine angenehme Distanz vermissen. Die Mehrheit des Freiraumes ist schlecht nutzbar, da er weder klar dem privaten noch dem halböffentlichen Raum zugeordnet werden kann.

An den nordwestlichen Enden der beiden Neubauten befinden sich die Hauszugänge mit grosszügigen und praktisch positionierten Räumen für Velos, Kinderwagen etc. Die Wohnungsgrundrisse sind gängig organisiert, und weisen weder konstruktive noch charakterstarke Eigenschaften auf. Die Erschliessungskerne sind effizient im Innern platziert und praktisch mit der Tiefgarage verbunden.

Die Wohnungen sind in den Obergeschossen geschickt angelegt, sodass keine Einsichtsmöglichkeit zwischen den Wohnungen in den konkaven Gebäudevolumina besteht. Dies im Unterschied zu den Wohnungen im nördlichen Erdgeschoss, wo die Schlafzimmer jeweils direkt am Zugangsweg zu den östlich gelegenen Treppenhäusern liegen. Die gegen Osten gerichteten Wohnungen profitieren vom attraktiven Weitblick in die Hügellandschaft, wobei ein verminderter Verkehrslärm der Langgasse infolge der erhöhten Terrassenlage in Kauf genommen werden muss. Der Wohnungsschlüssel ist bei den 2.5 Zi.-Wohnungen stark über-, bei den 3.5 Zi.-Wohnungen unterdotiert. Die Anzahl der unterirdischen Parkplätze ist ungenügend.

Die Fassaden sind massiv und mit gleichförmigen, raumhohen Fenstern bestückt. Geschossweise sind sie tapetenartig mit vorvergrauten, vertikal gerichteten Holzlattenelementen verkleidet. Die Aussenräume sind entweder vollständig in die Fassade eingezogene Loggien oder kontrastierend dazu freigestellte, additive Balkone. Der architektonische Ausdruck wirkt nicht konsistent und ist - den resultierenden Freiräumen ähnlich – ein Ergebnis von Entwurfsentscheidungen, welche die Grundrissbildung erzeugten; er ist kein äquivalenter Teil einer übergeordneten gestalterischen Ganzheit.

Betreffend Wirtschaftlichkeit weist dieses Projekt die besten Werte auf. Mit 44 Neubauwohnungen, resp. 60 Wohnungen inkl. Bestand ist es gleichzeitig auch das grösste.

WESPENTAILLE weist punktuelle Qualitäten auf. Es vermag aber als Ganzes weder städtebaulich noch architektonisch zu überzeugen. Es fehlt der städtebauliche wie innere Zusammenhang sowie eine kohärente Gestaltung, nicht zuletzt auch in Bezug auf die bestehenden Gebäude.