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Einladungswettbewerb | 04/2018

Teilumnutzung der Pfarrkirche St. Elisabeth in Bremen zu einem Kolumbarium

Vogelperspektive. Die Ausrichtung der blockweise angeordneten Bestuhlung folgt den Außenkanten der Altarinsel. Die Orientierung wird im umgebenden Bereich des Kolumbariums stringent fortgeführt.

Vogelperspektive. Die Ausrichtung der blockweise angeordneten Bestuhlung folgt den Außenkanten der Altarinsel. Die Orientierung wird im umgebenden Bereich des Kolumbariums stringent fortgeführt.

2. Preis

Preisgeld: 4.700 EUR

Andreas Rowold Architekt

Architektur

Erläuterungstext

Theoretische Einordnung — Mit der Umgestaltung zur Pfarrkirche mit Kolumbarium wird der Tod den Lebenden wieder stärker ins Bewusstsein geholt.

Städtebauliche Einbindung — Die Kirche liegt im Innenbereich eines Wohnblocks. Der Besucher wird mit einer Leitungswand von der Straße zur Kirche geführt.

Bestand außen — Die Außenfassade der Kirche wirkt wie gegeneinander verschränkte Zeltwände als Hinweis auf die biblische Laubhütte. Vorherrschende Materialien sind der Beton brut mit Dallglasflächen und die aus Aluminium gefertigten Türen.

Bestand innen — Auch die gesamte Raumgestaltung folgt dem Exodusgedanken nach dem Vaticanum II, sowie dem Leitmotiv „Vom Dunkel zum Licht“. Am Richtungswechsel der Hauptachse steht das Weihwasserbecken. Alle liturgischen Elemente stehen frei vor der Wand oder im Raum. Dies unterstützt die Zeltmetapher. Die Bankblöcke wirken wie eingestreut. Durch die Bußwand abgetrennt befindet sich der Beichtraum.

Gemeinschaft der Lebenden und der Toten um den Altar — Gemeinsam bilden Lebende und Verstorbene eine Gemeinschaft um den Altar, den Tod als Teil des christlichen Lebens demonstrierend.

Veränderungen im Kirchenraum — Der Schriften- und Informationsstand findet einen neuen Platz auf der linken Wand im vergrößerten Windfang. Die Dallverglasung wird freigestellt. Die zweite Windfangtür wird modifiziert, sodass sie das Konzept „Vom Dunkel zum Licht“ noch unterstreicht. Das Weihwasserbecken erhält eine neue Schale und wird reaktiviert. Die Wände werden mit einem Kalkzementputz mit ungewaschenem Sand in Betonoptik versehen. Die Decke wird mit einem Akustikputz ausgestattet. Durch eine korrigierte Linienführung wird der den Blick bremsende Deckenbalken über dem Altar verdeckt. Die Bankblöcke werden verkleinert, behalten aber im Wesentlichen ihren Standort und ihre Ausrichtung zum Altar hin bei. Die Urnenblöcke nehmen die Richtungen der Bankblöcke auf. Durch die geringe Höhe der Urnenblöcke ist den Besuchern das Erfassen des gesamten Kirchenraumes aus allen Positionen möglich. Durch das Versetzen des Marienreliefs mit der Betonstele und dem Kerzenopfer entsteht hinter der Bußwand ein neuer, angemessener Ort, der als Marienkapelle zum stillen Gebet oder zur Rosenkranzandacht einlädt. Ein neuer Beichtraum entsteht neben der Sakristei.

Besondere Veränderungen im Feierraum — Die Bankblöcke werden auf die geforderte Anzahl der Sitzplätze verkleinert. Trotz der Schaffung der Urnenblöcke bleibt der Feierraum für alle ankommenden Besucher erfassbar. Das Weihwasserbecken wird reaktiviert. Alle Prinzipalstücke bleiben an ihrem Ort. Eine Sargaufbahrung kann sowohl am symbolisch aufgeladenen Taufort, als auch in der zentralen Erschließungsachse erfolgen. Die Orgel bleibt unangetastet. Der Priestersitz folgt dem veränderten mittleren Bankblock. Es bleibt ausreichend Platz um den Altar für die Gemeindekommunion. Das Marienrelief mit seiner Betonstele und dem Kerzenopfer wird an den Ort des ehemaligen Beichtraumes verlegt. Durch den Einbau der Urnenblöcke werden kleine Plätze vor den Kreuzwegstationen geschaffen.

Besondere Details im Trauerraum — In den Urnenblöcken sind vier Urnengräber übereinander angeordnet. Die Blöcke sind drei Urnengräber tief, so dass in jeder Reihe ein Einzel- und ein Doppelgrab angeordnet sind. Die Blöcke bestehen aus 10 mm starken vorpatinierten Bronzeplatten. Zur Unterstützung der Individualität verspringen die Platten. Sitzbereiche sind an den Blockenden versetzt angeordnet. Blumen- und Kerzenorte sind über die Blöcke verteilt. Die metallische Oberfläche der Kerzenorte ist geschliffen, so dass der rote Schein der Kerzen mit dem Goldton der Bronzeplatten ein warmes Licht im Kirchenraum verbreitet.

Ewige Asche — Sie wird zur Vermeidung von großen Verletzungen des Bodenbelages als schlanke Tiefbohrung ausgeführt. Eine ca. 30 cm dicke Hülse aus perforiertem Aluminium wird in das Loch eingeführt und gewährleistet, dass Asche wieder zu Asche wird. Als Verschluss dient eine gestaltete, kreisrunde Bronzeplatte, die in den Boden eingelassen wird.
Trauer- und Kondolenzbuch/Register der Verstorbenen — Das Trauerbuch wird auf einem festen Wandpult in der Marienkapelle installiert. Das Register der Verstorbenen erhält einen zentralen Standort im Eingangsbereich. Die Kondolenzbücher werden bei Trauerfeiern auf einem speziellen Pult im Eingangsbereich platziert.

Lichtkonzept — Die Kirche folgt mit ihrer natürlichen Belichtung dem Konzept „Vom Dunkel zum Licht“. Die Beleuchtung bildet gemäß den mittelalterlichen Vorbildern einen eigenen intimen Lichtraum über den Bankblöcken. Die Beleuchtungskörper sind als gekapselte Lichter im Deckenhohlraum eingebaut und versorgen über abgependelte Glasfaserkabel den Kirchenraum mit der gewünschten Menge Licht. Verschiedenste Lichtszenen, auch farbige, sind denkbar. Lichtakzente - wie die Beleuchtung des Altarraumes - erfolgen seitlich durch Strahler an den Wänden.

Materialität — Der Bodenbelag aus norwegischem Quarzit wird im Bereich der ehemaligen Bankblöcke ergänzt. Dabei werden sich Bestandsflächen und neue Platten aufgrund der Chargenungleichheit bei natürlichen Materialien leicht voneinander absetzen. Die Wände erhalten einen Putz in Betonoptik, die Decke wird in neuer Linienführung mit einem Akustikputz als Faltwerk ausgebildet.

Sakristei und Beichte — Die Sakristei wird behutsam unter weitgehender Verwendung bestehender Wände an die neuen Nutzungsbedingungen angepasst. Nach einem öffentlichen Bereich mit Behinderten-WC ist die Priester- und Messdienersakristei angeordnet. Daran angrenzend entsteht ein Raum für Beichte und Trauergespräch.

Unter weitgehender Beibehaltung des Bestandes und Berücksichtigung der speziellen Anforderungen an Kolumbarien gelingt es dem Entwurf, einen stimmungsvollen Raum für das Gemeindeleben und zugleich einen Ort für Beisetzungen zu schaffen.

Mitwirkende: Frau Ricarda Wyrwol, Bildhauerin
Blick vom Eingang durch den Bereich des Kolumbariums zum Feierraum um den Altar. Von hoher Bedeutung war der Erhalt der Sichtbeziehungen und der Wahrnehmbarkeit der Raumdimensionen des Kircheninnenraumes.

Blick vom Eingang durch den Bereich des Kolumbariums zum Feierraum um den Altar. Von hoher Bedeutung war der Erhalt der Sichtbeziehungen und der Wahrnehmbarkeit der Raumdimensionen des Kircheninnenraumes.

Grundriss (Katholische Kirche St. Elisabeth in Bremen). Die Zirkumstanz wird bei der Bestuhlung erhalten und bei den in Blöcken gefassten Urnengräbern fortgeführt.

Grundriss (Katholische Kirche St. Elisabeth in Bremen). Die Zirkumstanz wird bei der Bestuhlung erhalten und bei den in Blöcken gefassten Urnengräbern fortgeführt.

Blick in die Marienkapelle

Blick in die Marienkapelle

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B

Detail Beleuchtung. Herabhängende Lichtleiter schaffen eine hüllende Kubatur, welche dem dynamisch aufsteigenden Deckenverlauf als Kontrapunkt gegenübersteht.

Detail Beleuchtung. Herabhängende Lichtleiter schaffen eine hüllende Kubatur, welche dem dynamisch aufsteigenden Deckenverlauf als Kontrapunkt gegenübersteht.

Materialien Kirche

Materialien Kirche

Materialien Urnenblöcke des Kolumbariums

Materialien Urnenblöcke des Kolumbariums