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Award / Auszeichnung | 06/2018

Deutscher Naturstein-Preis 2018

Historisches Museum Frankfurt (Römerberg)

DE-60311 Frankfurt am Main

Sieger Kategorie A Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Das historische Museum in Frankfurt gehört zu den ältesten Einrichtungen seiner Art. Unmittelbar am Zentrum, dem Römerberg. In der Innenstadt zum Main hin, war es bis in die zehner Jahre in einem Ensemble historischer Bauten und in einem Erweiterungsbau aus den siebziger Jahren in Stahlbetonbauweise untergebracht. Dieses Gebäude war aus technischen Gründen, den Brandschutz, die Fluchtwege wie auch die Schadstoffbelastung betreffend, abgängig.

Deshalb schrieb die Stadt einen Wettbewerb für einen Neubau aus, mit dem zum einen eine stadträumliche Verbesserung der Gesamtsituation erwartet wurde, auf der anderen Seite den geforderten musealen Anforderungen Rechnung getragen werden sollte. Nach Fertigstellung wird der neue Ausstellungsbau zusammen mit den bestehenden historischen Gebäuden eine Einheit bilden.

In einem ersten Schritt erfolgte die Sanierung der Altbauten durch das Büro Diezinger und Kramer, indem bis zur Fertigstellung des ergänzenden Neubaus der Betrieb des Museums stattfindet.

Der Entwurf für die Erweiterung sieht vor, zwischen den Altbauten und den zusätzlichen Ausstellungsräumen einen städtischen Platz aufzuspannen, der auf seinen Schmalseiten durch den sogenannten Stauferbau und einem der wenigen durch Kriegszerstörungen verschont gebliebenen Fachwerkgebäude, dem Haus Wertheym, begrenzt wird. Unter diesem Platz befindet sich die Verteilerebene, bzw. ein unteres Foyer, von dem die Ausstellungsebenen auf vier Geschossen erreicht werden. Ein besonderes Merkmal des Baukörpers ist sein Dach, das aus zwei aneinander liegenden Satteldächern in Längsrichtung gebildet ist.

Ein Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt befasst, sollte selbst Beispiel dafür sein, wie die Stadt an dieser Stelle ohne Bruch weitergebaut werden könnte. Das ist in erste Linie eine Frage der Behutsamkeit und Sorgfalt, mit der die Korrektur des Wiederaufbaus, der sich um die Geschichte nicht scherte, erreicht werden kann. Dennoch soll das Besondere der Einrichtung, in einer neuen und gleichzeitig auch vertrauten Art und Weise sichtbar werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei wird in diesem Jahr für den Neubau des Historischen Museums in Frankfurt am Main mit dem Deutschen Naturstein-Preis 2018 des Deutschen Naturwerkstein-Verbandes e.V. (DNV) ausgezeichnet.

Der Erweiterungsbau verbindet die neuen Ausstellungsbauten und die Altbauten des Museums mit einem städtischen Platz, der sich zum Rathaus hin mit einer großen Treppe zum einzigen noch bestehenden (nicht rekonstruierten) Frankfurter Fachwerkhaus öffnet.
Bewusst wählten die Architekten für ihre Bauwerksfassaden ortsübliche Materialien. So sind auch die Satteldächer, wie dies rund um Dom und Römer im Zentrum Frankfurts üblich ist, mit Naturschiefer gedeckt. Auch entschieden sich die Architekten für den Neckartäler Hartsandstein, ein Naturstein, der in Frankfurt am Main, aber auch im gesamten Rhein-Main-Raum an historischen Gebäudefassaden immer wieder eingesetzt wurde.

Der Stein trägt das Bild der öffentlichen Bauten in Frankfurt am Main und das Museum passt sich dieser Situation mit seinem Neubau perfekt ein. Als große Besonderheit muss hierbei hervorgehoben werden, dass der Stein nicht als Plattenware, sondern in einer Stärke von 11 (!) Zentimetern mit anthrazitfarbenem Vormauermörtel aufgemauert wurde.
Dass diese Konstruktionsart besonders dauerhaft ist, muss vielleicht nicht weiter erwähnt werden. Die Materialstärke aber gab den Architekten die Möglichkeit, den Stein in seiner Oberfläche zu ornamentieren. Mit dieser Oberflächenbearbeitung wird dem Naturstein jener Charakter zurückgegeben, der ihn seit Jahrhunderten für das Auge in seiner Schönheit und Dauerhaftigkeit zu etwas Besonderem macht. Die steinmetztechnische Bearbeitung bricht das Licht auf der Oberfläche des Natursteins und dokumentiert dem Betrachter damit seine besondere Ästhetik und Wertigkeit.

Ganz anders als die Kreuzfuge, die mit den hochpolierten Platten den Charakter der Verkleidung eines Bauwerkes in den vergangenen Jahrzehnten dokumentieren sollte, wird mit dem Bauwerk des Historischen Museums Frankfurt der Naturstein als monolithischer Werkstoff behandelt, der dem Haus seinen besonderen Charakter verleiht:
• die Hauptfassade des Eingangsbauwerkes wurde mit einem großflächigen Rautenmuster versehen, das durch den Wechsel von geschliffener und gestockter Oberfläche erzielt wird;
• das Fensterband über der Eingangsfassade erhielt monolithische Vertikalsteine, die als Fenstergewände fungieren;
• der Sockel der Bauwerke ist aus massivem Basalt gearbeitet und als Sitzbank geformt;
• an der Schmalseite finden sich kleine, massive, ausgeklappte Schatten spendende Sandsteine, hinter denen sich die Fenster zu den Treppenhäusern befinden;
• und vieles mehr!
Das Bauwerk gegenüber der Eingangsfassade verfügt auf seinen beiden Längsseiten über Nischen, in denen verschiedenste Steinskulpturen als Dauerexponate des Museums ihren Platz finden und so schon von weitem auf das Historische Museum aufmerksam machen.
Die einfache Grundform des Museums, die sich städtebaulich mit ihren Natursteinmaterialien hervorragend in die Umgebung einpasst, verleiht der Stadt Frankfurt hinter der Nikolaikirche einen besonderen neuen öffentlichen Platzraum.
Wer an das Bauwerk herantritt, ist begeistert von der professionellen Detailgenauigkeit, mit der dieses Haus und seine Fassaden von den Architekten gearbeitet wurden.
Eben diese Begeisterung hat die Jury unter dem Vorsitz des BDA Präsidenten Heiner Farwick veranlasst, den Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei für Ihr Historisches Museum Frankfurt den Deutschen Naturstein Preis 2018 des Deutschen Naturwerkstein-Verbandes DNV zu verleihen.