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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Neubau des FeuerwehrgerÀtehauses Quenhorn in Herzebrock-Clarholz

Skizze

Skizze

3. Preis

Preisgeld: 1.500 EUR

UA URBAN ARCHITECTURE

Architektur

ErlÀuterungstext

Konzept
Durch die gestaffelte Höhenentwicklung des GebĂ€udes zeigt sich das neue FeuerwehrgerĂ€tehaus in Quenhorn selbstbewusst nach Aussen und definiert die rĂ€umlichen Kanten des GrundstĂŒcks und der Nachbarbebauung. Das GerĂ€tehaus ist ablesbar als besonderer Ort im Ensemble mit der Schule und bildet einen identitĂ€tsstiftenden Ort aus, der den stĂ€dtebaulichen und architektonischen Kontext im lĂ€ndlichen Freiraum stĂ€rkt.
Die Offenheit des Hauses unterstĂŒtzt die Sichtbarkeit der Feuerwehr als moderne, öffentliche und gemeinnĂŒtzige Organisation insbesondere auch fĂŒr die Nachwuchs-gewinnung. Das Haus ist komplett ebeneerdig organisiert und verzichtet damit einen Keller und kosten- und flĂ€chenintensive Treppen- und Aufzugelemente.
Die Entflechtung der Verkehrsströme erfolgt durch die Zufahrt der Freiwilligen ĂŒber den breiteren Udenbrink und die Ausfahrt ĂŒber den schmalen Udenbrink. Die interne Orientierung im Alarmfall ist ĂŒbersichtlich und mit kurzen Wegen organisiert. Das zĂŒgige AusrĂŒcken der Fahrzeuge ist durch den separaten Alarmeingang vom Parkplatz ĂŒber den breiten Flur in die Umkleiden und in die Fahrzeughalle gewĂ€hrleistet. Die Freiwilligen kommen dabei hinter den Fahrzeugen in die Halle und vermindern so die Unfallgefahr beim Ausfahren. Die durchgĂ€ngige Sichtverbindung vom Eingang bis in die Fahrzeughalle erlaubt ein schnelles Erfassen der Situation. Die beiden WerkstĂ€tten sind von der Halle zugĂ€nglich und die Einsatzmittel an der RĂŒckwand in einem Hochregallager angeordnet.
Die NassrĂ€ume sind kompakt und gebĂŒndelt organisiert und sind sowohl von den Umkleiden als auch den Fluren erreichbar. Das Behinderten-WC ist nachgewiesen.
Der Schulungsraum hat einen direkten Bezug in den Aussenraum sowie auf eine ĂŒberdeckte Terrasse, die zwischen dem Innen- und Aussenraum vermittelt. Diese Verglasung erlaubt grosszĂŒgige Ein- und Ausblicke in die offene Landschaft insbesondere auch abends.
Die StellplĂ€tze fĂŒr die Alarmparker werden mit 16 StellplĂ€tzen nachgewiesen. Die Erweiterung der Fahrzeughalle ist in Richtung Westen möglich.


Konstruktion / MaterialitÀt
Durch die zurĂŒckhaltende, der Bauaufgabe entsprechende Architektursprache fĂŒgt sich der Baukörper angemessen und selbstbewusst in den lĂ€ndlichen Kontext ein. Die gewĂ€hlte MaterialitĂ€t stĂ€rkt die Ablesbarkeit des GebĂ€udes als öffentlicher Ort und reprĂ€sentiert die Aufgaben der Feuerwehr.
Das Tragwerk wird als kostenoptimierte Holzbaukonstruktion entworfen. GegenĂŒber einem Stahlbetonbau ist beim Holzbau der FlĂ€chengewinn der KonstruktionsflĂ€che, die energetische QualitĂ€t, die allergeenfreie Bauweise und die Schnelligkeit bei der Erstellung mit qualitativ hochwertigen und vorgefertigten Elementen ein signifikanter Vorteil. Die vorgeschlagene massive Holzkonstruktion aus Brettsperrholz (BSP) mit SichtqualitĂ€t dient als WĂ€rmespeicher und reduziert den zu erwartenden WĂ€rmebedarf. Die weiss lasierten SichtoberflĂ€chen des Holzes erfordern keine weiteren zusĂ€tzlichen Schichten. Die Deckenkonstruktion im Bereich der NutzrĂ€ume erfolgt mit einer Brettsperrholzkonstruktion, die die technischen Anforderungen an TragfĂ€higkeit, Brandschutz, Schwingungsverhalten und Optik optimal erfĂŒllt. Die Konstruktion im Bereich der Fahrzeughalle erfolght mittels Brettschichtholzbindern, die die grössere Spannweite der Halle ĂŒberspannen. Die Aussteifung erfolgt durch die aufliegenden BSP-Elemente. Somit ist der gesamte Innenraum durch das Material Holz geprĂ€gt, der sich an Wand und Decke wiederfindet. Der Boden wird als versiegelter Estrich in dem Sozialbereich und als Verbundestrich mit Beschichtung in der Fahrzeughalle hergestellt. Die Aussenhaut ist eine rötlich-graue lasierte Schalung aus Weisstanne. Die MaterialitĂ€t orientiert sich durchgehend an der sichtbaren Verwendung der OberflĂ€chen und trĂ€gt zu dem angemessenen Erscheinungsbild bei. SĂ€mtliche OberflĂ€chen sind strapazierfĂ€hig ausgelegt und somit fĂŒr eine dauerhafte Nutzung geeignet. Im Bereich der Konstruktion wird durch die Reduktion auf wenige unterschiedliche Elemente sowohl im Bereich des Tragwerks als auch der Fassade ein hoher Grad an industrieller Vorfertigung erfolgen. Ein rascher und problemloser Baufortschritt sowie eine ĂŒberdurchschnittliche FertigungsqualitĂ€t kann damit umgesetzt werden. Die eingesetzten Materialien, die Vorfertigung sowie der sparsame Einsatz an Haustechnik gewĂ€hrleisten langfristig geringe Errichtungs- und Betriebskosten. Durch die reduzierte Material- und Farbwahl entsteht eine angemessene ReprĂ€sentanz der Feuerwehr und vermittelt diese sichtbar fĂŒr die BĂŒrger.

Nachhaltigkeit
Die verwendeten Baumaterialien werden grĂ¶ĂŸtmöglich lokal, umweltschonend und recyclingfĂ€hig bzw. wieder verwendbar sein. Der Baustoff Holz bindet CO2 und verbraucht in der Produktion deutlich weniger Energie als konventionelle Baustoffe und ist zudem ein erneuerbarer Baustoff. Gleichzeitig ist ein spĂ€terer RĂŒckbau problemlos möglich, da ein Großteil der AbfĂ€lle recycelt oder thermisch verwertet werden kann. Daneben spielen aber auch weitere Aspekte wie Behaglichkeit im Innenraum durch diffusionsoffene Bauweise, die hochwertigen und fertigen OberflĂ€chen sowie die rasche und wirtschaftliche Montage eine Rolle. Eine Integration der Installationsebenen erfolgt in den Elementen selbst oder in der Konstruktionsebene sodass das Holz als OberflĂ€che zum Tragen kommen kann. Dies ist nicht nur beispielhaft in der Reduzierung von Material und Energie im Ausbau sondern ermöglicht auch eine umweltvertrĂ€gliche Instandhaltung durch Abschleifen und Neuversiegelung der OberflĂ€che. VollholzwĂ€nde verbessern die Nachhaltigkeit im Vergleich zu der ĂŒblichen HolzstĂ€nderbauweise durch den Wegfall der losen WĂ€rmedĂ€mmung und deren notwendigen Instandsetzungszyklus von 30 Jahren und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Bilanz. Der Energiebedarf fĂŒr WĂ€rmeerzeugung und Warmwasser wird durch eine CO2-neutrale Holzpelletheizung erzeugt. Der Einspeisepunkt fĂŒr den Notstrom wird im Hausanschlussraum angeordnet. Das Dach wird extensiv begrĂŒnt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser bieten einen einfachen, lÀngsorganisierten Baukörper mit Flachdach und einer Höhenstaffelung, die die Fahrzeughalle ablesbar macht, an. Das wirkt sich positiv auf den Abstand zur bestehenden KiTa und den Erhalt der Freianlagen aus. Aufgrund der Organisation der Stellplatzanlage entfallen die jetzigen StellplÀtze im Bereich der KiTa.

Die Verkehrserschließung folgt dem Konzept der Empfehlungen und funktioniert störungsarm.

Das GebĂ€ude weist neben dem Haupteingang fĂŒr den Rettungsfall noch einen weiteren Eingang zum Schulungsbereich auf. Die „LĂ€ngsorganisation“ des GebĂ€udes fĂŒhrt jedoch zu einem verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig langen Flur, bei dem die „Schwarz-Weiß“- Trennung im Bereich der Damenumkleiden nicht mehr gegeben ist. Die innere Organisation ist schlĂŒssig. Der nach SĂŒden vorgelagerte, ĂŒberdachte Terrassenbereich ermöglicht eine attraktive Nutzungserweiterung fĂŒr den Schulungsbereich. Das „Herumziehen“ des Überstandes auch vor den NebenrĂ€umen wird kontrovers gesehen.

UnverstĂ€ndlich bleibt die sĂŒdliche, geschlossene Wandscheibe vor dem Funkzentrale, die den Blick nur auf den seitlichen Alarmhof zulĂ€sst.

Als Material wird eine nachhaltige Holzkonstruktion mit einer rötlich lasierten Weißtannenfassade vorgeschlagen. Hier fĂŒhrt aber die notwendige Nachpflege gegenĂŒber einer unbehandelten Holzfassade zu höheren Unterhaltsaufwendungen.

Der vorgeschlagene Beitrag wird mit seiner einfachen und ruhigen Architektursprache und den gewĂ€hlten Materialien als eigenstĂ€ndiger, wirtschaftlich zu erstellender und nachhaltiger Ansatz fĂŒr die gestellte Bauaufgabe einer lĂ€ndlichen Rettungswache gesehen, die einen respektvollen Abstand zum BestandsgebĂ€ude und seinen SpielflĂ€chen lĂ€sst.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansicht SĂŒd

Ansicht SĂŒd

Schnitte

Schnitte

Fassadenschnitt- und Ansicht

Fassadenschnitt- und Ansicht