modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 05/2018

Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen 2013-2018

Haus A

DE-65343 Eltville

PREISTRÄGER JOHANN-WILHELM-LEHR-PLAKETTE

o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Die Bebauung in der Adolfstraße in Eltville besteht aus Wohngebäuden unterschiedlicher Entstehungsphasen. Prägend für den baulichen Kontext des Grundstückes ist das Ensemble von denkmalgeschützten Gebäudepaaren aus der Gründerzeit mit dekorativ betonten Straßenfassaden und mit erhabenen Giebeln. Die Gartenseiten der Gebäude weisen hingegen durch baulichen Eingriffe im Laufe der Zeit unterschiedliche Ausbildungen auf.

Auf dem Baugrundstück befand sich ein altes Wohnhaus, das aufgrund hochbaulicher und städtebaulicher Aspekte aber nicht weitergenutzt werden konnte und rückgebaut wurde. Es stellte sich für den Neubau die Frage der Situation: Die Komplettierung des städtebaulichen Ensembles der Doppelhausbebauungen und damit verbunden die Vollendung der Straßenabwicklung erschien sinnvoll und wurde auch von Stadt und Denkmalschutz präferiert.

Die im hinteren, westlichen Teil des Grundstückes liegenden Nebengebäuden (alte Stallungen bzw. Schuppen) sowie die Maueranlagen waren im Rahmen des Ensembles als erhaltens- und schützenswert eingestuft und sollten während der Neubaumaßnahme saniert werden. Vor diesem Hintergrund fand die weitere Entwicklung des Entwurfes statt.

Der Neubau komplettiert das städtebauliche Ensemble und ergänzt das allein stehende, aber ursprünglich durch seine Grenzständigkeit für ein Ensemble konzipierte Nachbarhaus. Die Abmessungen und die Gliederung dieses Gebäudes, die Breite zur Straße sowie das Satteldach mit Trauf- und Firsthöhen werden aufgenommen. Der Giebel des Hauptdaches wird hervorgehoben. Zur Grenze hin verläuft das Dach traufständig. Als hintere Bezugslinie für das Bauvolumen werden die Fluchten der Nachbarbebauungen gewählt. Der giebelständige Hauptbaukörper wird entsprechend zum Garten länger und breiter - unter Einhaltung der Grenzabstände - als die in der Gründerzeit angelegten Gebäude. Durch die daraus resultierende, asymmetrische Ausbildung der hinteren Giebelfassade wird die Vermittlung zwischen den differierenden Traufen sowie zwischen Haupt- und Nebenbaukörper erreicht. Das Gebäude wirkt dort als formale Einheit. Diese subtile Modellierung der Satteldachflächen und Traufverläufe wirkt Gestalt prägend.

Der Neubau verfügt über zwei Wohngeschosse mit Keller. Zum Garten im Westen hin befindet sich eine Terrasse. Die bestehenden, erhaltenswerten Nebengebäude und Mauern vervollständigen das Ensemble und spannen einen neuen, kompakten Freiraum auf. Die Zufahrt und Zuwegung mit Eingang und zwei Stellplätzen liegen nördlich des Gebäudes an der alten Gartenmauer.

Das Haus A ist für Familien konzipiert. Wohnraum wird hier nicht als Erfüllung eines Programmes verstanden. Vielmehr stand bei der Konzeption die Unverwechselbarkeit der Räume, unterschiedliche Proportionen, Öffnungen und Lichtstimmungen im Vordergrund. Ganz dem Beispiel der historischen Referenzen in der Nachbarschaft folgend, die auch nach über 100 Jahren gefragter denn je sind. So sind nicht die geringen Erstellungskosten Ziel des Konzeptes, sondern vielmehr die dauerhafte Gebräuchlichkeit des Hauses durch besonderheit in Raum und Material.

Im Erdgeschoss liegen der Eingangs-, Wohn- und Kochbereich, ein Arbeitsraum sowie ein Gästebad. Im Obergeschoss befinden sich 3 Individualräume und zwei Bäder. Eines der Zimmer verfügt über einen ins Dach eingeschnittenen Freisitz, der zum Garten hin orientiert ist. Eine viertelgewendelte Treppe verbindet die Geschosse.

Die Gestaltung, Gliederung und Materialität der Gebäudehülle wurde in Anlehnung an den baulichen Kontext konzipiert. Die Position und Proportion der hochformatigen Öffnungen auf der Straßenseite orientiert sich am Nachbargebäude. Zum Garten
hin sind die Öffnungen größer. Die Komposition im Zusammenspiel mit der symmetrischen
Giebelausbildung sucht hier keine formale Anbindung mehr.

Das äußere Materialwirkung ist geprägt vom grau durchgefärbten Kratzputz in Verbindung mit glatt gefilzten, weiß angelegten Faschen. Die Holz-Aluminium-Fenster sind farblich angepasst. Auch das Schieferdach in Bogenschnittdeckung sowie die außen geführte, sichtbare Dachentwässerung referenziert an die Umgebung.

Das Gebäude ist in Massivbauweise mit Satteldach geplant. Kellerwände, Gründung und alle Decken sind in Stahlbeton, die Wände in Porotonziegel monolithisch gemauert und ohne weitere Dämmung ausgeführt. Die Decke des Spitzbodens und die Pfettendachkonstruktion bestehen aus Holz mit Zwischensparrendämmung. Für den Neubau und seine Gebäudehülle wurde ein Effizienzhausstandard mit entsprechender technischer Ausstattung umgesetzt.

Die Öffnungen sind in Anlehnung an historische Vorbilder Innen mit einer Fensterfüllung bzw. Holzrahmung ausgeführt, in die Rollos als Blend- und Sichtschutz integriert sind. Die Türen mit Umfassungszargen ergeben gemeinsam mit den hohen Fußbodenleisten und den Fensterfuttern (umfassend) ein kontinuierliches Gestaltungsmerkmal im Innenraum. Die Betonung der Übergänge von Wand zu Boden, zwischen einzelnen Räumen und von Innen nach Außen werden durch diese Lamperien betont und strukturiert. Die Böden
im Erdgeschoss und im Keller sowie die verbindende Treppe sind in Sichtestrich ausgeführt. Die Treppe in das Obergeschoss sowie der dortige Bodenbelag in Eichenholzparkett.

Das Alter der bestehenden, unter Ensembleschutz stehenden Nebengebäude, beide ehemals als Stallungen genutzt, lässt sich nicht genau datieren. Das größere, zweigeschossige Nebengebäude wurde im Rahmen der Neubaumaßnahme saniert und zum Gartenhaus umgebaut.

Die Außenmauern wurden mit Kellenstrichtechnik verputzt. Das Satteldach mit einseitigem Krüppelwalm erhielt eine Schieferdeckung und zwei Dreiecksgauben. Zwei neue Öffnungen wurden eingebracht und ebenso wie die übrigen Bestandsöffnungen mit Holzfenstern versehen. Durch den Einbau der neuen Treppe wird der Raum unter dem Dach gebrauchsfähig, die bestehende Dachkonstruktion prägt den Raum.