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Award / Auszeichnung | 08/2018

DGNB-Preis „Nachhaltiges Bauen“ 2018

Hamburg Heights (ehemaliges Spiegelhochhaus)

DE-20457 Hamburg, Brandstwiete

Finalist

Blunck + Morgen Architekten

Architektur

Möhrle Happ Luther

Bauherren

team licht

Lichtplanung

Winking · Froh Architekten

Architektur

INGENIEURBÜRO DR. BINNEWIES Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

OSD GmbH

Fassadenplanung, Bauphysik

IFFT Ingenieurbüro für Fassadentechnik GmbH Karlotto Schott

Fassadenplanung

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Innenräume, Möblierung, Lichtgestaltung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2016
    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Mieterausbau für die Kanzlei MöhrleHappLuther
Deutscher Lichtdesignpreis 2017

Ausgangsituation 2015
Das ehemalige Spiegelhochhaus aus dem Jahr 1969 wird nach seiner Generalsanierung im Jahr 2015 Anfang 2016 durch die Rechtsanwaltskanzlei MÖHRLE HAPP LUTHER bezogen. Damit wird, wie zu „Spiegelzeiten“, auch zukünftig ein Mieter das Gesamtobjekt nutzen.
Die Generalsanierung wird durch die Hochtief Projektentwicklung GmbH durchgeführt, die Ausführungsplanung erfolgt durch das Architekturbüro Winking Froh Architekten.
Eigentümer des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wird die Berenberg Privatbank.
Der Mieter MÖHRLE HAPP LUTHER hat das Architekturbüro Blunck und Morgen aus Hamburg mit der Erarbeitung eines Gestaltungskonzeptes für die Mieteinheit beauftragt. Der Schwerpunkt dieser Aufgabe liegt in den öffentlichen Bereichen der Mietung, insbesondere den Fluren auf allen Etagen, der Eingangshalle, dem Foyer , dem Mitarbeiteraufenthaltsbereich und der Bibliothek im EG sowie der gesamten Konferenzetage mit Empfang im 12. OG. Die Konzeption der Lichtplanung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Firma team licht.
Die folgenden Erläuterungen dienen der historischen Herleitung der Entwurfsgedanken von Blunck und Morgen sowie team licht zur Innenraum - und Lichtgestaltung, insbesondere des Eingangs – und Foyerbereiches.

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Historie
Das Gebäude wurde 1969 vom Hamburger Architekturbüro Werner Kallmorgen erbaut und gehört zum Komplex der sogenannten Spiegelinsel, zu der auch das ehemalige IBM-Hochhaus gehört, ebenfalls vom Büro Kallmorgen geplant.
Es handelt sich um ein Gebäude im Stil der klassischen Moderne mit einem zentralen Erschließungskern sowie zwei leicht gegeneinander verschobenen Büroflügeln. Die Fassade ist geprägt durch außenliegende Stahlbeton – Doppelstützen sowie die sichtbaren horizontalen Bänder der Geschossdecken. Die Glasfassade als thermische Hülle liegt hinter den Außenstützen.
Die Geschossebenen sind bis auf eine innenliegende Stütze stützenfrei, so dass eine hohe Flexibilität bei der Aufteilung der Grundrisse besteht. Die Aufteilung der Büroetagen erfolgt auch heute nach Mieterwunsch. Neben dem Hochhaus gehörte auch der heute nicht mehr vorhandene 2-geschossige Flachbau entlang der Willy-Brand-Straße, der die Kantine und das Archiv beherbergte, zum Ensemble.
Der Spiegelverlag beauftragte 1968 den dänischen Designer Verner Panton mit der Gestaltung wesentlicher Bereiche dieser beiden Gebäude.
Die eigentliche Intention des Verlages war es, eine Gestaltung zu finden, die „einen ernsten und würdigen Eindruck vermitteln soll“, die in „keiner Weise umstritten“ sein sollte, die „keine modischen Merkmale aufweisen“ dürfe und die „zeitlos

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Panton schuf ein Werk, das so ziemlich das Gegenteil dessen war, was der Verlag in einem internen Memorandum postuliert hatte. In ihrer farbenfrohen, spielerischen Art stand die Gestaltung auch ganz im Gegensatz zur eher nüchternen Architektur.
Im Außenbereich wurde der Verbindungsgang des Hauptgebäudes mit dem Flachbau mit der eigens für dieses Bauvorhaben entwickelten sogenannten Spiegelleuchte verkleidet. Dabei handelt es sich um ein quadratisches, farbig emailliertes Element mit den Maßen 62,5 x 62,5 cm, in dessen Mitte sich eine kreisrunde Vertiefung befand, aus deren Mitte wiederum eine nach außen hin abgeschirmte Leuchte ragte, so dass lediglich indirektes Licht das Element beleuchtete.
In gleicher Weise wurde die Decke der Eingangshalle sowie die Rückseite des Empfangstresens gestaltet. Es entstand ein starker Kontrast zur vom Architekten vorgesehenen dunklen Natursteinverkleidung von Wand und Boden.

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Das Foyer hinter der zentralen Aufzugsgruppe war mit pyramidenförmigen Deckenelementen versehen, dazu drei Sitzgruppen mit Teppich, alles in Grüntönen gehalten und mit von der Decke hängenden „Muschelleuchten“ illuminiert. Dieser Bereich wurde die „Grüne Grotte“ genannt.
Die Kantine mit ihren verschiedenen Bereichen wurde in ähnlicher Weise gestaltet, an der Wand Spiegelleuchten oder emaillierte Verkleidungen, pyramidenartige Deckenelemente, eigens gewebte Teppiche und analog gestaltete Möblierung, alles in orange und violett-Tönen gehalten.

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Das im Untergeschoss befindliche Schwimmbad wurde ebenfalls von Panton gestaltet. Hier dominierten emaillierte Wandverkleidungen in unterschiedlichen Farben sowie eine Leuchtdecke ähnlich dem Eingangsbereich.
Sämtliche Etagen bis auf die beiden oberen wurden in unterschiedlichen Farben gestaltet. Dies betraf vornehmlich den Flur, wo Wand, Boden und Decke in der dem Geschoss zugewiesenen Farbe gehalten wurden sowie Einrichtungsgegenstände. Der Konferenz – und Empfangsbereich im 5. OG war ebenfalls aufwändig gestaltet.

Heutiger Zustand
Die von Verner Panton geplanten Einrichtungen sind heute, bis auf kleine Bereiche im ehemaligen Schwimmbad, verschwunden. Der Kantinenbereich befindet sich heute im Museum für Kunst und Gewerbe. Die Verkleidung des Verbindungsganges wurde schon recht schnell wieder entfernt, da die Leuchtelemente nicht für den Außenbereich geeignet waren. Die Farbgestaltung der Geschosse verschwand im Lauf der Zeit.
Lediglich Einrichtungsgegenstände blieben vereinzelt erhalten. Die Schwimmbadgestaltung fiel einem Brand Anfang der 1970er Jahre zum Opfer. Die Gestaltung des Foyers und des Eingangsbereiches wurde vermutlich Mitte der 1980er Jahre entfernt.
Erhalten sind neben dem Gebäude an sich diverse Elemente aus der Planung von Werner Kallmorgen, wie zum Beispiel die Natursteinverkleidung von Boden und Wand im Eingangs – und Foyerbereich sowie den Aufzugsvorräumen, die Aufzugsportale, original Türen, Türdrücker und dergleichen.

Gestaltungskonzept

Der neue Mieter ist sich der „schillernden“ Vergangenheit des Gebäudes sowohl in inhaltlicher als auch in gestalterischer Hinsicht bewusst. Daher besteht die Absicht, punktuell an diese Vergangenheit in mehr oder weniger abstrahierter Form zu erinnern. Die Mitarbeiter sollen mit der Geschichte des Gebäudes konfrontiert werden.
Daher sollen in allen Fluren der Geschosse sowie im Mitarbeiteraufenthaltsbereich im EG großformatige Fotos die frühere Gestaltung des Gebäudes dokumentieren.
Die frühere Farbgebung der einzelnen Etagen soll im Bereich der sogenannten Meeting Points sowie partiell in den Fluren der Büroetagen wieder aufleben.
Es wurden im Zuge der Sanierung Farbreste gesichert, die zusammen mit den von Panton gewählten Bezeichnungen ( z.B. „Bischofslila“ ) sowie dem von ihm verwendeten Farbsystem eine Annäherung an die historischen Farben ermöglichen. Hierzu werden wir auch im Vitra Design Museum recherieren.
Die Flure und Büros werden mit farbigem Teppich belegt.
In den jeweiligen Aufzugsvorräumen werden mittig scheibenförmige Leuchtkörper geplant, die in einem runden Deckenversprung eingelassen sind. Ihr indirekter Lichtanteil nimmt mittels LED-Technik ebenfalls die jeweilige Geschossfarbe auf.
Eingangsbereich und Foyer
Die mittlere, öffentliche Zone des Erdgeschosses besteht aus dem Eingangsbereich, dem Treppenhaus – und Aufzugskern in der Mitte sowie dem dahinterliegenden Foyer oder der Lounge. Der Aufzugskern ist in einzelne Elemente aufgelöst, so dass der vordere und der hintere Bereich räumlich miteinander verbunden werden. Diese Wirkung wird unterstützt durch die Verwendung von schwarzem Granit sowohl für den Boden als auch für die Wandverkleidungen in den drei Bereichen.
Die Granitflächen sind denkmalgeschutzt und werden von geplanten Maßnahmen nicht tangiert oder angegriffen. Die abgehängte Decke, die vermutlich aus den 1980er Jahren stammt, ist in ihrer heutigen Form nicht mehr verwendbar. Sie wird daher entfernt und durch eine neue, glatte abgehängte Decke ersetzt, die zu einen eine Kühlfunktion und zum anderen eine raumakustische Funktion übernimmt.
Da die thermische Hülle um die Foyerbereiche als bodentiefe Verglasung ausgeführt ist, wirkt es, als ob der Raum von außen in das Foyer hinein-, zwischen den Aufzügen hindurch in die Lounge und dann wieder hinausgeführt wird. Aus der Lounge heraus hat man Blick auf die gegenüberliegende Speicherstadt.

Dieses Raumkontinuum nehmen wir in Form von linearen Leuchtbändern, die partiell in sich gebogen sind, auf und führen das Licht vom vorderen in den hinteren Bereich. Das Licht durchfließt quasi den Raum, wobei dieser Effekt durch die Spiegelung der Leuchtbänder in der Wandverkleidung verstärkt wird. Die Addition der Leuchtbänder erzeugt ein graphisches Muster, das durch die Abpendelung zur dreidimensionalen Raumskulptur wird, ganz in Analogie zum Gestaltungsprinzip von Verner Panton.
Im Eingangsbereich werden zwischen den Leuchtbändern scheibenförmige Leuchten mit kreisförmigem Ausschnitt platziert.

Diese Leuchte strahlt nur indirektes, farbiges Licht an die Decke. Die Leuchte soll an die ehemalige Deckengestaltung von Verner Panton erinnern. Insbesondere bei Dunkelheit, wenn die Grundbeleuchtung ausgeschaltet ist, wird diese Lichtstimmung zur Entfaltung kommen .
Der Tresen selber wird in einer den Leuchtbändern entsprechenden Formensprache als Objekt im Raum mit schwarzem Sockel und weißem Überbau vor der rückwärtigen Wand stehen. Er beinhaltet ein hinterleuchtetes Firmenlogo und Lichtbänder am Übergang des dunklen in den weissen Korpus.
Im Bereich hinter dem Aufzugskern, der ehemaligen „Grüne Grotte“, werden ausschließlich die linearen Lichtbänder zu finden sein.
Die Entwurfsabsicht ist eine Symbiose von linearen Formen, die für die Geradlinigkeit der heute noch existenten Architektur von Werner Kallmorgen stehen, und gerundeten oder runden, teilweise farbigen Elementen, die an die Formensprache der früheren, heute nicht mehr vorhandenen Gestaltungselemente Verner Pantons erinnert.

Die im Foyer entwickelte Formensprache der Leuchtkörper wird in anderen Bereichen der Mietung, wie dem Mitarbeiteraufhenthaltsraum im EG sowie dem Konferenzbereich im 12. OG wieder aufgenommen. So wird auch der Bezug zwischen den öffentlichen und repräsentativen Bereichen im Erdgeschoss sowie im 12. OG hergestellt. Dies wird vom Außenbereich aus betrachtet auch erlebbar sein.
Mitarbeiteraufenthaltsraum und Bibliothek
Im östlich an den Eingangsbereich anschließenden Gebäudeteil des Erdgeschosses befindet sich ein Mitarbeiteraufenthaltsraum mit Pantry. Im südlichen Bereich dieses Raumes, der etwa ein Drittel der Fläche ausmacht, liegt die Bibliothek, deren Niveau gegenüber dem EG-Niveau um ca. 2,20 m abgesenkt ist.
Die Decke des gesamten Bereiches wird wie im Foyer mit abgehängten, geschwungenen Leuchtbändern gestaltet. Über der Bibliothek und auch an den Sitzplätzen werden sie mit ca 140 verschiedenfarbigen „Flowerpods“ von Verner Panton ergänzt. Die Leuchte stellt einen direkten Bezug zur früheren Spiegelkantine her, in der sie in Gruppen über den Esstischen hing. Ein großformatiges Foto der früheren Kantine ergänzt diese Reminiszenz und stellt einen Dialog der Leuchten in ihrer früheren und heutigen Verwendung her.

Zusammenfassung :
Das dargelegte Gestaltungskonzept hat drei Schwerpunkte. Zum einen den respektvollern Umgang mit der noch vorhandenen und denkmalgeschützten Architektur von Werner Kallmorgen, zum anderen die Idee, punktuell Reminiszenzen an die ursprüngliche Gestaltung Verner Pantons vorzunehmen und die Nutzer des Gebäudes an diese Geschichte zu erinnern. Ziel ist es, aus diesem Ansatz heraus eine eigene, auch der Repräsentationsabsicht und dem Selbstverständnis des neuen Mieters entsprechende, selbstbewusste und zeitgemäße Gestaltung zu entwickeln.

Aufgestellt Ulf Jensen
Blunck und Morgen Architekten
im Mai 2015
überarbeitet September 2016
Lobby

Lobby

Kantine

Kantine

Konferenzetage

Konferenzetage

Konferenzetage

Konferenzetage

Deckendetail

Deckendetail

Innen : Außen

Innen : Außen