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Offener Wettbewerb | 09/2018

Neubebauung der Warft Treuberg auf der Hallig Langeneß

Treuberg Perspektive

Treuberg Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Architektencontor Scheel Jelinek

Architektur

Landschaftsarchitekturbüro Schlie

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

T R E U B E R G – ein Herz für schwimmende Träume

Die Hallig Langeneß ist eine der größten Halligen vor der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste. Ihre einzigartige Naturlandschaft bildet einen außergewöhnlichen Lebensraum im Zusammenspiel von Menschen und Natur. Im Herzen der Hallig, auf der Treubergwarft, entsteht ein neuer zentraler Treffpunkt für die Halligbewohner und Besucher. Die drei Baukörper bilden zusammen ein harmonisches Ensemble, welches den Menschen auf der Hallig Schutz und Geborgenheit bietet und sich gleichzeitig harmonisch in die Umgebung einfügt. Die Gebäude vereinen die verschiedenen Funktionen aus einem Gemeindezentrum mit Café und Kaufmann, dem Bauhof und LKN, sowie einem Arzt und neuen Wohnungen.

Die winkelförmigen Gebäude nehmen die Form des traditionellen Langhauses auf und verschneiden sich so, dass jeweils ein windgeschützter Außenbereich entsteht.
Die Baukörper stehen auf einem gemeinsamen Sockel und verzahnen sich so miteinander, dass eine starke Einheit um einen zentralen Hof entsteht. Dieser innenliegende, begrünte Hof befindet sich fünfzig Zentimeter über dem Warftplatteau und orientiert sich zum denkmalgeschützten Fething. Er wird ebenerdig erreicht, verbindet alle Gebäude und wird zum kommunikativen Mittelpunkt. Den Freiraum der Warft erreicht man über Rampen und Stufen.

Öffentliches Zentrum
Im Norden liegt der öffentliche Zugang zur Treubergwarft. Dort entsteht mit Café, Kaufmann, Gemeindebüro und einem kleinen gemeinsamen Eingangsfoyer die zentrale Anlaufstelle für Halligbewohner und Touristen. Das Café orientiert sich zum geschützten Freiraum im Zentrum der Warft. Gemeindesaal und Café können durch das Öffnen einer Mobiltrennwand zu einem Raum zusammengelegt werden. Über das Café, welches mit verschiebbaren Glaselementen geöffnet werden kann erfolgt der Zugang zum gemeinsamen, zentralen Hof. Das Foyer mit dem Treppenhaus gliedert die Funktionen im Gebäude und erschließt die oberen drei Wohnungen sowie den Fluchtraum mit dem Archiv. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit für kleinere Ausstellungen. Treppenhaus und Flure dienen so nicht allein der Erschließung, sie werden kommunikative Begegnungsflächen mit Aufenthaltsqualität.

Bauhof und LKN
Die Zufahrt im Osten führt zum gemeinsamen Bauhof der Gemeinde und dem LKN. Der windgeschützte Hof erschließt sowohl den Gebäudebereich des LKN, als auch die Fahrzeughalle der Gemeinde. Bei Landunter bietet der Hof ausreichend Platz für Mannschaftswägen des LKN. Bauhof und LKN sind durch das Treppenhaus optisch und funktional voneinander getrennt. Die Wohnungen des LKN im Dachgeschoss sind sowohl vom Hof als auch vom Freiraum erreichbar. Die Werkstätten der Gemeinde schließen direkt an die Fahrzeughalle an und besitzen über das Treppenhaus ebenfalls einen Zugang zum zentralen Hof. Sozial- und Technikräume, sowie ein weiteres Lager der Gemeinde im Dachgeschoss können von den Werkstätten aus direkt über das Treppenhaus erreicht werden. Die Werkstätten befinden sich auf +6,40 NN mit direktem Zugang zum zentralen Hof, die Garagen erreicht man bereits auf +5,90 NN.

Arzt und Wohnen
Von Süden aus werden sowohl der Arzt, die Praxiswohnung als auch die zwei Maisonettewohnungen sowie die Erdgeschosswohnung über das durchgesteckte Treppenhaus erschlossen. Die Erdgeschosswohnung, sowie beide Maisonettewohnungen ergänzen den Wohnungsbedarf und verfügen über eine Westterrasse mit einem ungestörten Blick auf die einzigartige Marschlandschaft. Die Wohnung oberhalb der Arzträume wird über das zentrale Treppenhaus erschlossen und erhält in Südrichtung eine überdachte Loggia.

Außenanlagen
Der zentrale Hof zwischen den Gebäuden ist auf +6,40 NN angehoben, um von diesem aus, barrierefrei in die Häuser zu gelangen. Hier ist der Freibereich für das Café mit Terrasse. Die grünen Sitzstufen zwischen den Gebäuden orientieren sich zum denkmalgeschützten Fething und schaffen einen naturbelassenen Außenraum für die Gäste und Bewohner der Warft. Im Sockelbereich selbst sind die befestigten Flächen auf die Erschließungsflächen außen und auf die Laufwege reduziert um möglichst wenig versiegelte Flächen zu schaffen. Dies leitet sich aus der Typologie der Warften auf Langeneß ab. Auch hier sind die innen liegenden Flächen im Wesentlichen durch Rasen-/Gartenflächen mit Gehölzbestand und verbindende Pfade geprägt. Der zentrale Rasenplatz gliedert den Hof und kann bei größeren Veranstaltungen mitbenutzt werden. Die Stellplätze auf dem Warftplatteau werden als Schotterrasen angelegt. Im Osten und Süden der Warft entstehen geräumige Flächen für den Anbau von Obstbäumen.

Das Grünkonzept spiegelt die wilde und stürmische Umgebung der Marschlandschaft wider. Ulmen gruppieren sich als Windflüchter um den Fething, sie unterstreichen seine Form und schaffen einen schattigen, ruhigen Bereich. Die Gruppe entwickelt sich aus Strauchkissen von heimischen Sträuchern wie z.B. Weißdorn, Schlehe oder Holunder. Weitere Ulmengruppen im Osten und Süden umrahmen die Gebäudevolumen. Bedacht platzierte Linden im Formschnitt unterstützen die Wegeführung und verstärken den Gebäudecharakter.

Materialität
Der reduzierte Materialeinsatz unterstützt das Konzept der Neubebauung auf der Warft. Die Klinkerfassade aus handgefertigten Langformatziegeln ist inspiriert durch das traditionelle Friesenhaus. Großzügige Glasflächen stellen den Bezug zur Natur her und geben den Gebäuden eine moderne Anmutung. Die verglasten Treppenräume gliedern die Fassade und trennen die einzelnen Bereiche optisch voneinander. Die Dachhaut wird sehr reduziert aber hochästhetisch in Dachpappe hergestellt. Dieses einfache und sehr robuste Material ist ideal an die vorherrschenden Witterungsverhältnisse angepasst und zugleich eine Neuinterpretation des klassischen Reetdaches.

Energiekonzept
Der Bauhof im Süden dient als Energie und Technikzentrale für die Warft. Die Dachfläche der Südseite ist großflächig mit Solarmodulen belegt. Auch die fensterlose Fassadenfläche im Süden ist mit farbigen PV-Modulen bekleidet und unterstützt die Stromversorgung. Über eine Erdwärmepumpe, angeschlossen an ein Nahwärmenetz werden alle Gebäude der Treubergwarft beheizt. Auch die Warmwasseraufbereitung erfolgt mithilfe der Wärmepumpe.

Die Neubebauung der Treubergwarft schafft einen geschützten, gemeinschaftlichen Raum mit einem naturbelassenen, kommunikativen Zentrum für die Gemeinde Langeneß. Das harmonische Zusammenspiel von Natur und Menschen trägt zum Erfolg des kleinen Biotops – des „schwimmenden Traumes“ (Theodor Storm) – bei.
Treuberg Plan 1

Treuberg Plan 1

Treuberg Plan 2

Treuberg Plan 2

Treuberg Plan 3

Treuberg Plan 3