modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2018

BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2018

Eingangssituation mit Hoftor

Eingangssituation mit Hoftor

Dachland Firmensitz

DE-55129 Mainz, Athener Allee 2

Auszeichnung

SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Innenräume, Möblierung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 11/2015
    Fertigstellung: 11/2016

Projektbeschreibung

NEUER FIRMENSITZ DACHLAND IN 55129 MAINZ, ATHENERALLEE 2
Die Firma Dachland ist ein Handwerksbetrieb für Dachabdichtungen, Dach-begrünungen und Photovoltaik. Seit der Unternehmensgründung 1969 hat die Firma im In- und Ausland mehr als 4 Mio m² Dachabdichtung verlegt. Für die aktuell ca. 50 Mitarbeiter am Standort Mainz war ein neuer Firmensitz not-wendig geworden und daher lobte die Firma Dachland einen Wettbewerb aus, welchen SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA im Dezember 2013 gewannen.

ZUM STÄDTEBAU
Das Baugrundstück war klug gewählt, am Rande eines neu ausgewiesenen Gewerbegebiets in Mainz Hechtsheim inmitten von Getreidefeldern und gut von der Erschließungsstraße einsehbar.

ZUR GEBÄUDESTRUKTUR UND ARCHITEKTUR – DER FIRMENNAME ALS PROGRAMM
Für die Verfasser bot sich durch diesen unmittelbaren Übergang zur Felder-landschaft an, einen Baukörper mit einer begrünten Dachlandschaft zu entwickeln und somit den Firmennamen als Landschaftsbauwerk zu manifest-ieren. Die Firma Dachland sollte ohne weitere Erklärungen gefunden werden können und tatsächlich stellt sich von der Erschließungsstraße das Bild un-missverständlich dar.

Üblicherweise werden Grundstücksparzellen in einem Gewerbegebiet sehr funktional strukturiert und dem Betrachter bietet sich oft ein nüchterner An-blick von Lagerflächen und Containern, bis er über eine von Alibigrün flankierte Parkplatzfläche zu einem praktischen Betriebsgebäude mit gestikulierendem Eingang gelangt.

Hier legten die Architekten großen Wert auf die Abgeschlossenheit der Gesamtanlage, d.h. der Betriebshof, mit all seinen funktionalen Anforder-ungen, ist von Außen nicht einsehbar. Das Tor zum Betriebshof ist in der Regel geschlossen. Der Besucher findet unmittelbar davor sowohl den Besucherparkplatz als auch den Haupteingang.

Alle Dachflächen sind begrünt. Den Betriebshof umfasst eine erdgeschossige zum Hof geöffnete Hallenstruktur, welche im Bereich des Hauptgebäudes in eine geneigte Dachfläche übergeht. Darunter verbirgt sich im EG eine große ein- bis zweigeschossige Lagerhalle und im Dachgeschoss die Verwaltungs-ebene, welche vom Haupteingang über eine lineare Kaskadentreppe erreich-bar ist. Ein großer Einschnitt in die geneigte Dachfläche bildet die Terrasse für den Konferenzraum und die Geschäftsführerzimmer. Über das Foyer und den Flur ist die Dachterrasse ebenfalls einsehbar/erreichbar.

ZUR KONSTRUKTION
Die Gebäudestruktur besteht im (teilweise doppelstöckigen) EG, im 1.OG (Lagerflächen) und im DG aus Fertigteilstützen, Fertigteilwänden, Ortbeton-wänden und Stahlbetondecken. Nur die Verwaltungsebene im DG ist gedämmt, d.h. die Außenwände des gesamten Hallenbereichs sind ungedämmt. Alle Fassadenflächen und auch das Tor zum Betriebshof sind mit einem sehr dunklen anthrazitfarbenen Trapezbleich verkleidet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bis zum äußersten Teil eines weitläufigen Industriegebietes am Rande von Mainz.
Die Fahrt dorthin gleicht einem Trip durch Zersiedelung, Unaufgeräumtheit und
Unnahbarkeit. Gestalterischer Wahnsinn in Banal-Tristesse. Genau hier baut ein
Betrieb für Dachabdichtungen einen neuen Firmensitz.
Was bis hierhin wenig spektakulär klingt, wird erst durch das Gebäude und seine
Entstehungsgeschichte besonders. In einem kleinen Wettbewerbsverfahren lässt
sich der Bauherr Entwürfe erarbeiten, die seiner Idee einer modernen Firmenzentrale
entsprechen. Nicht das günstigste und einfachste Gebäude ist das Ziel, sondern
dasjenige, das am ehesten der Philosophie der Firma, seiner Handwerker und
angestellten Mitarbeiter entspricht. Ein Gebäude, zu dem man morgens gerne fährt,
das Teil des gemeinsamen (arbeits)Lebens werden kann.
Der Entwurf ist so simpel wie schlüssig. Betriebshof, Lager und Verwaltung werden
vollständig von einer Fassade aus schwarzen Trapezblechen umschlungen. Die
zweigeschossigen Bereiche 'wachsen' praktisch aus diesem Umschlingen heraus,
werden Teil des Ganzen. Betriebshof, Lager und Verwaltung sind vollkommen
gleichwertig. Alle Dachbereiche sind intensiv begrünt, in den Dachschrägen weithin
sichtbar und werden unaufdringlich aber deutlich zu einer gebauten Corporate-
Identity. Hier wird die Architektur selbst zum Bedeutungsträger; Hinweise, Schilder
oder Erklärungen werden schlicht obsolet.
Die Räume - wozu auch die Außenräume des Betriebshofs gehören - sind ihrer
Nutzung entsprechend angemessen und konstruktiv durchdacht detailliert. Nichts
wirks deplaziert. Die Innenräume der Verwaltung sind anspruchsvoll unprätentiös und
selbstbewusst ausgeführt. Die Haustechnik wird zum Teil sichtbar zum integralen
Bestandsteil der Gestalt. Nichts wird versteckt oder verheimlicht, die Materielien
dementsprechend verwendet. Das Gebäude wird somit auf eine angenehme Art
lesbar und leicht verständlich.
Das gelassene Selbstbewusstsein, mit dem ein mittelständischer Handwerksbetrieb
hier seine Zukunft verortet, ist beispielgebend. Die Architektur schafft dabei an dieser
Stelle mit ihrer ureigensten Stärke eine Aussage, die keiner weiteren Erklärung
bedarf.
Ein Bauherr, der weiß, wohin er möchte, trifft auf Architekten, die dem architektonisch
Ausdruck geben können. Viel mehr geht nicht.
Rückansicht

Rückansicht

Dachterrasse

Dachterrasse

Kaskadentreppe

Kaskadentreppe

Büroebene Blickrichtung Besprechungsraum

Büroebene Blickrichtung Besprechungsraum

Büroebene Empfang

Büroebene Empfang