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Offener Wettbewerb | 09/2018

XS · Neue Ferienhäuser Modellhaft Bauen

1. Preis

Büro Voigt

Architektur

Erläuterungstext

Das Langhaus
Das Langhaus ist eine langgestreckte Hausform, in der eine Familie oder mehrere Familien gemeinschaftlich zusammenleben [...]. Der Begriff bezeichnet in Geschichte und Gegenwart und nach der Bauweise und der Lebensform ihrer Bewohner unterschiedliche Haustypen. Für die Klassifizierung als Langhaus ist eine bestimmte Organisationsform des Zusammenlebens und eine sich daraus ergebende Raumaufteilung entscheidend und nicht die Länge des Gebäudes. Auszug Wikipedia.org

Standort Staumauer
Die Identität des Standortes an der Bleilochtalsperre wird einerseits durch die kleinteilige Bebauung aus Selbstbau-Häusern sowie Bungalows geprägt, andererseits durch die Vegetation und die besondere Topografie des zum Stausee abfallenden Steilhangs, der einen weiten Blick über das Wasser bis zum gegenüberliegenden Ufer ermöglicht. Der Ausblick und die inszenierten Zugänge zum Wasser machen die besondere Qualität des Standortes aus, der sich damit zum See und nach Süden ausrichtet. Rückwertig streifen eine Straße und Wanderwege das Grundstück. Der Wald schließt unmittelbar an.

Städtebauliches Konzept
Das Gebäude entwickelt sich parallel zum Steilhang über die ganze Länge des Grundstückes. Als leichter Pavillon liest es sich gemeinsam mit den kleinen Häusern am Steilhang. Zum Anderen kann es als Grossbauwerk mit 190m Länge auch mit dem Massstab der Industriebauten an der Staumauer verstanden werden. Die Ferienhäuser und gemeinschaftlich genutzten Bereiche werden unter einem langen Dach zusammengefasst. Das Gebäude folgt den Höhenlinien. Am westlichen Ende hebt sich die Konstruktion über der vorhanden Topographie aus dem Gelände. Hier befinden sich die Gemeinschaftsflächen für Gäste und Nachbarn wie Co-Working-Spaces und eine große Gemeinschaftsküche. Darunter entsteht, gegenüber den bestehenden Garagen, ein Werkhof, der für das Unterstellen von Booten und als Werkstatt geeignet ist. Hier befinden sich auch Büro und Empfang. Eine Ergänzung um ein Kiosk-Angebot sowie Sanitärräume für den bestehenden Zeltplatz sind ebenfalls im Kopf des Gebäudes angedacht. Die Parkplätze sind entlang der Straße angeordnet. Der Baukörper reagiert auf die besonderen Qualitäten des Ortes und ordnet den Kontext, indem er zwei unterschiedliche Außenbereiche definiert: Im Norden tritt der Wald bis an das Gebäude heran. Im Süden ist dem Gebäude eine Wiese vorgelagert, die den Blick auf den See ermöglicht. Das Gebäude orientiert sich in beide Landschafträume gleichermaßen. Im Norden erweitert sich der Wohnraum in den Wald. Im Süden öffnet sich der Blick in die Ferne. Über kleine Wege und Treppen gelangen die Bewohner und Passanten zu den Terrassen auf dem Steilhang und dem Steg mit Sauna und Badestelle. Die Gestaltung des Außenraums bezieht die bestehende Vegetation und Elemente, wie die Betontreppen und Terrassen, die sich auf der Steilwand unterhalb der Bungalows befinden, ein.

Außenraumgestaltung
Die Gestaltung des Außenraums teilt das Grundstück in zwei Bereiche: Eine Fortsetzung des angrenzenden Waldes im Norden und eine offene Mähwiese zum See im Süden. Sie greift die vorhandene Vegetation und Landschaftsarchitektonische Elemente auf und entwickeln aus Ihnen einen Ortsbildenen Charakter. Betontreppen und Terrassen, die sich auf der Steilwand unterhalb der Bungalows befinden, werden zum Gebäude fortgesetzt. Auf befestigte Wege und grosse Erdbewegungen wird verzichtet. Nördlich des Gebäudes wird die bereits erfolgte Naturverjüngung weiter ausgebaut und lediglich störendes Unterholz entfernt. Der entstehende Mischwald bietet Artenvielfalt und hilft bei der sommerlichen Kühlung der Wohnräume. Im Süden wird eine Flachland-Mähwiese mit Wildkräutern und Wildblumen entwickelt. Sie wird durchsetzt von einzelnen Pioniergehölzen und Sträuchern, die dem Ort wechselnde Jahreszeitliche Fahrakzente geben. Beispielsweise Eberesche, Birke, Heckenkirsche, Bibernellrose oder Haselnuss. Diese ermöglichen einen eigenständigen Lebensraum für Bienen und Insekten und harmonieren mit der veränderlichen kargen Nutzlandschaft des Stausees.

Architektonisches Konzept
Der Entwurf folgt der Idee des Langhauses als vielfältiges Organisationsfüge, das unter einem gemeinsamen Dach differenzierte Abstufungen von privat zu öffentlich, Individuum und Gemeinschaft ermöglicht. Dach und Plattform bilden eine Grundstruktur, in der Module als kleinste Einheit (XS), Schlafalkoven und Sanitärzelle, innerhalb des Konstruktionsrasters kombinierbar sind. Die Einheiten können durch überdachte Terrassen getrennt und dadurch als Wohngruppen ablesbar werden, oder aber – wie in der dargestellten Variante zugunstendurchlässiger Gemeinschaftsflächen und größerer Flexibilität der Wohneinheiten zu einer Reihe verdichtet werden. Die Module strukturieren den fließenden Grundriss, der dem Wunsch nach Flexibilität Rechnung trägt und bei Bedarf die Zusammenfassung mehrerer kleinerer Einheiten zu einer großen Einheit zulässt. Der Grundriss gliedert sich in drei parallele Zonen. Die Sanitärmodule bilden die Kernzone aus und werden ergänzt durch Küchen sowie Sonderfunktionen, wie beispielsweise Kamine. Zu den beiden Fassaden strukturieren die Alkoven den Grundriss. Dazwischen entstehen nutzungsneutrale Räume, die am Tag zum Wohn-, Arbeits-, Ess- oder Spielzimmer werden und am Abend den Alkoven zu einem Schlafraum erweitern. Mit Schiebeelementen und Türen werden Raumbereiche geöffnet oder abgetrennt. In regelmäßigen Abständen ermöglichen Schalträume die Erweiterung oder Zusammenlegung von Wohneinheiten. Eine weitere Unterteilung der Räume in kleinere Einheiten durch Module oder Möbel ist möglich und erhöht die Nutzungsflexibilität. Die äußere Erscheinung als ein Langhaus gibt dem Gebäude einen hohen Wiedererkennungswert und schafft einen Ort mit starker Identität. In seiner Unförmigkeit strahlt das Gebäude Souveränität und Selbstverständlichkeit aus und vermittelt Geborgenheit in der Gemeinschaft.

Baukonstruktion und Nachhaltigkeit
Tragwerk und Hülle sind vollständig aus Holz konstruiert und lagern auf Punktfundamenten aus Recyclingbeton auf. Fassade und Dachkonstruktion werden vorfabriziert und vor Ort aufgestellt. Insbesondere die Schlaf- und Sanitärmodule können im Werk vollständig vorgefertigt werden. Dies ermöglicht eine wirtschaftliche, schnelle Erstellung und bringt beim Bau wenig Feuchtigkeit in das Gebäude. Allfällige Oberflächenbeschichtungen (Anstriche) können ebenfalls im Werk erstellt und dadurch länger ausgelüftet werden, was den Eintrag von Lösemitteln in den Innenräumen reduziert. Die Verwendung eines gemeinsamen Maßsystems ermöglicht die vielfältige Kombination der einzelnen Bauelemente und verringert den Planungsaufwand. Die gewählten Baukonstruktionen erfüllen die Anforderungen der ENEV und wirken sich positiv auf Raumklima und Behaglichkeit aus. Der Dachüberstand stellt den notwenigen sommerlichen Wärmeschutz her, während die hohen g-Werte der Verglasung im Winter eine hohen Energieeintrag durch die Sonne ermöglichen. Die Verwendung von Holz für Konstruktion und Ausbau bindet CO2 langfristig und wirkt sich zusammen mit dem Verzicht auf Flächenfundamente positiv auf die Grau-Energie-Bilanz aus des Gebäudes aus. Alle Elemente sind robust und pflegeleicht und gewähren einen günstigen Betrieb und Unterhalt des Gebäude. Die einzelnen Elemente werden so verbaut, dass sie separat ersetzt bzw. zurückgebaut werden können, ohne dass angrenzende Bauteile zerstört werden müssen. Die zukünftige Nutzungsflexibilität des Grundrisses wird dadurch langfristig gesichert. Die Möglichkeit der Wärmeversorgung des Gebäudes durch Geothermie sollte überprüft werden. Zusätzlich kann das Dach für Photovoltaik und Warmwasserkollektoren genutzt werden. Die Wärmeverteilung erfolgt über eine Niedertemperatur-Bodenheizung, die für offene Wohnräume optimal ist. Weiterhin wird Nutzung von Regenwasser für WC-Spülung empfohlen. Alle Ver- und Entsorgungsleitungen verlaufen unter der Kernzone. Dadurch wird der Installationsaufwand verringert und Wartung und Austausch einzelner Teile vereinfacht. Die vorgeschlagenen Maßnahmen lassen niedrige Betriebs- und Wartungskosten erwarten.