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Award / Auszeichnung | 10/2018

AIV-Bauwerk des Jahres 2017

Erweiterung der katholischen Schule St. Paulus

DE-22111 Hamburg, Öjendorfer Weg 14

Preis

APB. Schneider Andresen Pommée Architekten und Stadtplaner PartG mbB

Architektur

RMN Ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 08/2017

Beurteilung durch das Preisgericht

Die „Schullandschaft Hamburg" hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert und allen Schulen beträchtliche Herausforderungen abverlangt. Die Einführung erstens der „Stadtteilschule" mit Vorschule, Grundschule und weiterführendem Unterricht bis Klasse 10, die Forderung zweitens nach einem „Ganztagsunterricht" ist ohne eine Vergrößerung der herkömmlichen Anzahl von Klassenräumen und ohne eine Möglichkeit zu Essen in einer Mittagspause nicht zu realisieren.
Eine zusätzliche Forderung schafft drittens noch ein zusätzliches Problem: Die nach
„Inklusion", d.h. nach „Mitnahme" auch derjenigen Schüler und Schülerinnen, die z. B. wegen bildungsferner Elternhäuser, nur schwierig in den „normalen" Klassenverband einzubringen sind. Auch das braucht bauliche Konsequenzen, die in den verschiedenen Schulen zu unterschiedlichen Lösungen geführt haben.
Die Schule St. Paulus hatte darüberhinaus noch ein viertes Problem: Die vorhandenen Bauten sind auf dem ohnehin beengten und zwischen Wohnbauten am Öjendorfer Weg im Westen und einem öffentlichen Parkplatz im Osten so verteilt, dass auf den ersten Blick keine Möglichkeit für eine zusätzliche Bebauung gesehen werden konnte. Und die sollte ein umfangreiches und unterschiedliches Programm realisieren. Zusätzliche Klassenzimmer sollten mit kleinen Räumen für Einzelförderung ausgestattet werden, für die Pausen sollte eine Cafeteria Service bieten. Ein Raum der Ruhe und eine Bibliothek sollen den Schülern helfen, die von Haus aus keine Unterstützung zum Lesen bekommen können. Und dann sollte natürlich auch ein „Gehäuse" für Feste, Ein- und Ausschulungen zur Verfügung stehen, möglichst gleichzeitig eine Pausenhalle bei schlechtem Wetter.
Die Architekten hatten für das Hauptproblem, den beengten Platz, eine einfach scheinende, immerhin schon einmal erprobte Idee: Sie planten parallel zu dem vorhandenen zweigeschossigen Klassentrakt einen zweiten Riegel mit drei Geschossen. Das Abstandsproblem konnte gelöst werden dadurch, dass mit einem verbindenden Dach aus den zweien nun ein Gebäude wurde. Der so neu geschaffene Baukomplex strahlt in seiner Masse allein schon Dominanz aus, so dass die bisher recht zufällig auf dem Gelände verteilten Baukörper nun eine Mitte, ein Zentrum mit den alle Klassen verbindenden Funktionen wie eine große Halle für Feste und Aufenthalt, mit angelagerter Cafeteria, die über sich schwebend noch einen Platz für Gespräche und Nachdenken hat. Im hinteren Teil der Zeile sind dann noch die Räume für Verwaltung und Lehrende angeordnet.
Im Obergeschoss sind Fachräume und weitere Klassenzimmer untergebracht. Und über allem – auf dem höchsten Level – ist die Bibliothek platziert, mit Ausgang zu einem Dachgarten für die vielfältigsten Nutzungen.
Das nächste Bild zeigt die Kehrseite: Ganz eng an der Grenze zu den Parkplätzen erstreckt sich über 60 m diese sicher im einzelnen gut detaillierte Fassade. Man kann nur hoffen, dass die Park"plätze" zu einer Park"fläche" werden – Bestrebungen dafür gibt es immerhin schon.
Die Halle, überdeckt mit einem transparenten Folienkissendach ist natürlich in erster Linie und im Alltag Erschließungsraum für die sie umgebenden Klassen- und Fachräume. Dazu dient im Altbau eine Galerie, die gleichzeitig Empore bei besonderen Ereignissen im Schulleben ist.
Die Wände von Alt- und Neubau sind aufeinander abgestimmt und neu so gestaltet, dass Feste einen geeigneten Rahmen erhalten, kleine abgeschlossene „Logen" dienen im Alltag als Förderräume, den Festsaal beleben und schmücken sie. Eine eingebaute Mulde schafft Separierungsmöglichkeiten. Alles gemeinsam, die Höhe des Raumes und seine lichte Decke signalisieren: Hier ist das „Forum", der zentrale Begegnungsort für die ganze Schule geschaffen worden.
Der Architekten- und Ingenieurverein will mit dieser Auszeichnung „Bauwerk des Jahres" die gemeinsame Antwort des Bauherren, der Nutzer – Lehrende wie Lernende – sowie der
Architekten und Ingenieure auf die durch die große Aufgabe „Umbau der Schullandschaft
Hamburg" gestellte Herausforderung würdigen. Mit dieser schließlich doch überschaubar
gebliebenen Lösung ist es gelungen, die vielfältigen und unterschiedlichen Anforderungen in einem kompakten Baukörper zu vereinen mit Einbeziehung vorhandener Substanz, gleich einer „Operation am lebendigen Körper ihrer Schule". Diese Operation ist gelungen, wir wünschen dem Patienten noch ein hoffentlich langes Leben!


Gerhard Hirschfeld
Hamburg, 18.Oktober 2018