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Einladungswettbewerb | 08/2018

Neubau des Franziskus-Hauses in Münster

1. Preis

Preisgeld: 3.500 EUR

SCHOEPS & SCHLÜTER Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

LEITIDEE:
Was bedeutet Gemeindeleben? … Gemeinde leben! …
…… „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ ….. Matthäus 18:20

STÄDTEBAU
Die Stadtteilerweiterung des Ortsteils Münster-Coerde stammt aus den 1960er Jahren. Die auf dem Reißbrett entstandene „Gartenstadt“ sieht eine Mischung aus Zeilenbauten als Geschosswohnungsbau sowie Reihenhäusern und Gartenhofhäusern mit Flachdach vor. Die zusammenhängenden Wohnsiedlungen werden von einem Grüngürtel durchzogen, in dem die infrastrukturellen Einrichtungen, aber auch die St.-Norbert-Kirche als Solitärbauten eingestellt sind. Im Duktus der freien Anordnung der öffentlichen Bauten und mit der Intention, einen Ort der Gemeinschaft zu schaffen, wird im Zentrum des Ensembles, zwischen der St.-Norbert-Kirche, dem Pfarrhaus und der Kindertagesstätte, das Franziskus-Haus angeordnet. Es soll ein verbindendes Element der „baulichen Gemeinschaft“ bilden und zusammen mit der Kirche die neue Mitte des Gemeindelebens und der Gemeindearbeit schaffen.

Der heute ungeordnete, undifferenzierte Kirchplatz soll durch die Positionierung des Pfarrheims eine eindeutige Definition und Raumkante erhalten. Die diagonale Wegebeziehung zum Altenwohnheim Papst Johannes Paul Stift wird gestärkt. Die Schneidemühler Straße ist verkehrsberuhigt und nur noch für Fußgänger und Radfahrer (und zur Anlieferung) nutzbar. Der Umgang mit dem Außenraum soll behutsam erfolgen. Über den Außenraum „Kirchenfoyer“ werden die Hauptkirche sowie die Kapelle erschlossen und mit dem neuen Pfarrheim verbunden. Der „Pfarrhof“ ist Ort für Gemeindefeste und lädt zum Eintreten ein.

Zur Betonung der Eingangsbereiche sowie zur Verschattung der Innenräume ist eine umlaufende Pergola vorgesehen. Diese soll am Eingang besondere Empfangs- und Aufenthaltsqualitäten schaffen und zum Verweilen einladen.

GEBÄUDE
Vom Erdboden abgelöst und zurückhaltend gestaltet, fächert sich das Gemeindehaus in der Mitte des Gemeindezentrums auf. Der eingeschossige Pavillonbau bildet räumliche Bezüge. Die natürliche Holzfassade mit großzügigem Glasanteil wirkt transparent und leicht und ermöglicht einen fließenden Übergang der Außenräume in das Gebäude.

Das offen gestaltete Foyer mit der frei eingestellten Küche (Essensausgabe/Durchreiche) öffnet sich zum Saal und zum Außenraum. Transparent, offen und leicht wird hier die Verbindung von Kirche und Kindergarten geschaffen. Innenraum und Außenraum sollen miteinander verschmelzen.

Im Nordflügel sind die geforderten Gruppenräume angeordnet. Der große Gruppenraum kann bei Bedarf mit dem Saal zusammengeschaltet werden. Die Möbelabstellfläche am großem Gruppenraum sowie die Kleiderkammer sind zudem auch direkt von außen zugänglich.

Der Beratungsbereich der Caritas ist nach Süden orientiert und wird über den gemeinsamen Windfang erschlossen. Er ist aber auch unabhängig von den Veranstaltungen des Franziskus-Hauses nutzbar, so dass unabhängige Öffnungszeiten der Nutzungen ermöglicht werden. Die WC-Anlagen nebst Behinderten-WC werden gemeinsam vom Saal, von den Gemeinderäumen und von der Caritas genutzt und sind zudem auch bei Veranstaltungen direkt von außen zugänglich.

RESÜMÉ
Durch die Positionierung des neuen Franziskus-Hauses und den baulichen Dialog zwischen Innenraum und Umgebung soll das Gebäude innerhalb des Gebäudeensembles vermitteln und eine angemessene Basis für das Gemeindeleben der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Franziskus in Münster ermöglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit glänzt durch eine brilliante Grundrissorganisation. Die kleineren Gruppenräume als auch die Beratungs-räume der Caritas organisieren sich um das Foyer und um den großen Gruppenraum, ohne dass eine erzwungene Nähe entsteht. Die Küche ist zwischen dem einladenden Foyer und dem großen Gruppenraum richtig platziert. Nebenräume sind -zumindest suggeriert es die Grundrissdarstellung- im Kellergeschoß untergebracht.
Das Eingangsfoyer öffnet sich sehr transparent durch eine verschattende Pergola nach Osten und der große Grup-penraum entsprechend nach Westen zur Kirche.
Städtebaulich gruppiert sich der schlichte orthogonale Baukörper in der Mitte zwischen Pfarrhaus, Kirche, Kinder-garten und dem sehr dominierendem Glockenturm. Die so entstehenden Flächen schaffen vielfältige Freiräume die differenziert nutzbar und noch auszugestalten sind. Sie lassen bestehende und gewohnte Wegebeziehungen offen.
Der im Erläuterungsbericht formulierte schwebende Eindruck des Gebäudes wird durch das Preisgericht eher kontraproduktiv gesehen. Vielmehr sollte sich die Architektur selbstbewusster darstellen, wobei auch eine größere Gebäudehöhe dem Bauwerk guttun würde. Auch die Materialität der Holzfassade sollte unter dem Aspekt der Unter-haltskosten noch einmal durchdacht werden.
Die wirtschaftlichen Werte, wie der Bruttorauminhalt und die Bruttogeschossfläche, sind im Vergleich mit den formulierten Wettbewerbsvorgaben äußerst positiv und liegen im Vergleich mit den übrigen Wettbewerbsbeiträgen an erster Position.
Aufgrund des strukturierten Grundrisses, der geringen Kubatur und auch aufgrund der städtebaulichen Platzierung darf mit einer ökologischen und ökonomischen Realisierung des Franziskushauses zu rechnen sein. Insgesamt ein einerseits reduzierter aber andererseits qualitätvoller und erfreulicher Wettbewerbsbeitrag.