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Mehrfachbeauftragung | 09/2018

Neugestaltung der Ortsmitte Niederwinden

Lupe M 1:200

Lupe M 1:200

1. Preis

Henne Korn Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Der Ort Niederwinden hat sich entlang der Hauptstraße als Straßendorf entwickelt. Auch nach Fertigstellung der Ortsumfahrung bleibt diese typische Grundstruktur erhalten. Die Schaffung einer erlebbaren Ortsmitte setzt daher ein sichtbares Zeichen im Straßenverlauf: im zentralen Bereich wird die Hauptstraße mit ihrem Regelprofil unterbrochen und zusammen mit den anschließenden Freiräumen als zusammenhängende Fläche gestaltet, die eine hohe Aufenthaltsqualität erhält. In Niederwinden muss kein Platz geschaffen werden, Niederwinden hat Platz.

Im zentralen Bereich der Ortsmitte ist die Asphaltfahrbahn durch einen Pflasterbelag ersetzt, der sich in den Gehbereichen und anschließenden befestigten Flächen fortsetzt. Die Führung des Verkehrs erfolgt über Pflasterrinnen. Den Auftakt bildet die Einmündung Schulstraße mit dem markanten alten Stromhaus im Südwesten und die Einmündung Friedhofstraße im Nordosten. Der wichtige Akzent, den die vorhandene Lindenreihe in der eher baumlosen Ortsdurchfahrt setzt, wird bewahrt und durch weitere Bäume im Platzbereich vor dem alten Rathaus sowie zum Schulgelände hin ergänzt. Ebenso bleibt die Rasenfläche, in der sich die vorhandenen Linden befinden, erhalten. Sie prägt, zusammen mit den Grünflächen vor dem alten Schulhaus den grünen Charakter der Ortsmitte. Die Umgestaltung in eine gepflasterte Straße strahlt über den zentralen Bereich hinaus: Gehwege im gleichen Material sind in beiden Richtungen der Hauptstraße weitergeführt. Sie leiten bis zum Kirchplatz und zum gegenüberliegenden Plätzchen bei der Bäckerei, Richtung Festplatz, sowie zum Bahnhof und entlang der Schulstraße zur Mehrzweckhalle. Vor dem alten Rathaus wird ein Platzbereich geschaffen, der die Erschließung der Gebäude bis zum Kindergarten wie selbstverständlich einbezieht. Es entsteht ein großzügiger Freiraum, der sich barrierefrei zwischen altem Rathaus, altem Schulhaus und Kindergarten spannt. Die Verbindung zum Schulgelände und zur Mehrzweckhalle ist folgerichtig von der zentralen Ortsmitte aus vorgesehen. Der Schulhof wird klar gefasst und mit Bäumen bepflanzt. Der Hauptzugang erfolgt von der Hauptstraße aus, hier sind auch die Bushaltestellen angeordnet. Eine neue Verbindung wird zwischen Hauptstraße und Mehrzweckhalle vorgeschlagen, die außerhalb der Schulzeiten genutzt werden kann. Sie schafft eine gute Verknüpfung zwischen Ortsmitte und Halle. Der Bereich vor der Kirche wird durch eine ruhige, auf das Kirchengebäude bezogene Gestaltung geprägt. Die Materialwahl stellt die Verbindung zur Ortsmitte her. Das gegenüber liegende Plätzchen vor der Bäckerei erfährt durch die Einbeziehung in das Materialkonzept der Ortsmitte eine deutliche Aufwertung.

Funktional ist die Ortsmitte geschickt gegliedert: der Fahrverkehr kann aufrecht erhalten bleiben, während die begleitenden Flächen genutzt werden. Bei größeren Veranstaltungen kann die Hauptstraße gesperrt werden und unter Hinzunahme der weiteren befestigten Flächen entsteht eine große, zusammenhängend nutzbare Fläche. Kulturelle Veranstaltungen, Feste, Fastnacht oder die Fronleichnamsprozession sind damit ebenso flexibel möglich, wie Aufenthalt, Kinderspiel oder zwangloses Treffen im Alltag.


Im Detail sind folgende Maßnahmen für die Ortsmitte vorgesehen:

Der Asphaltbelag der Hauptstraße wird durch Natursteinpflaster ersetzt, die Fahrgasse durch breite Natursteinrinnen gekennzeichnet. Straßenbordsteine, die jetzt eine barrierefreie Querung verhindern, entfallen. Nur im Bereich der Bushaltestellen sind Borde für einen barrierefreien Einstieg vorgesehen. Die Busbuchten werden zu Gunsten breiter Gehwege aufgegeben. Busse halten auf der Fahrbahn und tragen damit zur Verkehrsberuhigung bei. Zwei Buswartehäuschen sind integriert.

Vor dem alten Rathaus weitet sich die Ortsdurchfahrt zu einer Platzfläche mit angenehmen Proportionen auf. Gestalterische Elemente sind niedrige Mauern und Stufen, die den vorhandenen Höhenunterschied zwischen Straße und altem Rathaus aufnehmen. Es entstehen Aufenthaltsbereiche auf unterschiedlichen Ebenen, die durch flache Rampen verbunden sind. Die Mauern sind niedrig, so dass sie die Fläche nicht zerschneiden. Gleichzeitig bieten sie Orte für angenehme Aufenthaltsbereiche. Der Narrenbrunnen wird auf der Fläche neu angeordnet, wobei der Brunnenstock in einem Wasserspiegel platziert ist, als bespielbares Wasser in den Belag integriert. Die herausgearbeiteten Ebenen des Platzes bieten attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten für unterschiedliche Nutzergruppen, laden zum Spielen ein und sind ebenfalls für Feste gut geeignet. Das Thema der niedrigen Mauern wird im Bereich der Ortsmitte weitergeführt und verklammert die Räume. Die Mauern sollen ebenso wie Beläge und Stufen qualitätvoll und dauerhaft sein und sind aus Naturstein vorgesehen. Sie bieten Anlass, klassische Bänke davor aufzustellen oder durch Auflagen zum Sitzen einzuladen.

Die Wirkung der vorhandenen Linden in der Ortsmitte wird sehr hoch bewertet, die Bäume sind unbedingt zu erhalten. Ihre Standorte werden respektiert, einschließlich ihres für Umgestaltungen empfindlichen Wurzelraums. Dies lässt keine Veränderungen der Oberflächengestaltung im Kronenbereich der Bäume zu. Nur auf diese Weise kann die hohe Qualität der Schatten spendenden, schönen Linden auf Dauer gesichert werden. Der Entwurf sieht deshalb eine vorsichtige Erneuerung und Vergrößerung der Rasenfläche vor. Eine freie Baumstellung schließt an die Baumreihe an und setzt auf dem Platz vor dem alten Rathaus Akzente und Aufenthaltsbereiche im Schatten. Weitere Bäume sind rechts und links des alten Schulhauses platziert. Direkt vor dem Gebäude bringt eine Blütenpflanzung Farbe in die Ortsmitte. Es ist damit ein gutes Verhältnis von befestigten und begrünten Flächen gegeben.

Der Vorschlag für die Umgestaltung der Ortsmitte Niederwindens setzt auf ein dem Dorf angemessenes Konzept. Er entwickelt die vorhandenen Strukturen sensibel weiter, schafft Prägnanz und Ruhe durch großzügige Belagflächen und arbeitet mit wenigen, richtig platzierten Gestaltungselementen. Niederwinden hat damit die Möglichkeit, die neue Ortsmitte mit Leben zu füllen.
Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Schnitt M 1:100

Schnitt M 1:100

Blick auf die neue Ortsmitte

Blick auf die neue Ortsmitte