modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2019

Neubau einer Mehrzweckhalle in Erkelenz-Nord

Atmosphärische Darstellung des Dorfplatzes

Atmosphärische Darstellung des Dorfplatzes

3. Preis

Schrammen Architekten BDA GmbH & Co. KG - Stadtplaner - Generalplaner

Architektur

Erläuterungstext

KUS – Kulturscheune

Der Neubau der „Kulturscheune“, für eine gemeinschaftliche Nutzung der zusammengelegt fünf Ortschaften (Berverath, Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich), befindet sich im Zentrum eines hierfür neu geschaffenen Stadtteils, in Erkelenz. Die Mehrzweckhalle liegt gegenüber dem neu geplanten Pfarrzentrum am zentral gelegenen Platz im Ortszentrum.

Im Schwarzplan wird die bewusste, städtebauliche Setzung in ost-west Richtung der beiden großen Solitäre, der Mehrzweckhalle und des Pfarrzentrum, in einem der kreuzartig angelegten Grünzüge ersichtlich, die die einzelnen Ortslagen im neuen Stadtteil miteinander verbinden. Die beiden Baukörper bilden in ihrer modernen, architektonischen Formensprache ein spannendes Gegenüber, am ebenerdig und barrierefrei gehaltenen „Dorfplatz“. Das Gebäude-Ensemble bildet die Rückwand des Platzes, der die Straße mit Haltebucht für Kiss & Ride / Taxi miteinbezieht, um die Be-Spielung mit beispielsweise Dorffesten oder Wochenmärkten zu ermöglichen.

Der Platz soll einen Bodenbelag aus Grauwacke mit Kronschnitt und Kleinpflaster erhalten, so dass dieser in einem neutralen Farbton gehalten ist und die Basis für die Kulturbauten und das bunte Leben auf dem Platz bildet. In den Bodenbelag eingelassene Intarsien informieren über die Historie der Alt-Orte. Die Platzierung von landschaftsplanerischen Elementen dient zur Fassung des Platzes und komplementiert das städtebauliche Gesamt-Ensemble. Östlich vor der Mehrzweckhalle gelegen ist eine Baumgruppe, die mit erhöhten Sitzgelegenheiten zum Verweilen einlädt – westlich, in der Nähe des Foyers zur Mehrzweckhalle gelegen, ist eine große Rotbuche mit Aufenthaltsqualität und Sitzgelegenheiten gesetzt, die die Idee des „Dorfbaums“ aufgreift und die Wichtigkeit des Dorf-Zentrums markiert. Freiraumplanerisch sind in diesen Bereich auch die Fahrradstellplätze, in der Nähe der Eingänge, angeordnet.

Die Grundidee für das Konzept des Neubaus entstand aus der Besinnung auf die Historie und den Bau-Typus der Scheune. Die Scheune ist mit ihrem Charakter und ihrer Großzügigkeit ideal für die Funktionen von Sport, Spiel und Freizeit. Die Großform wirkt in Ihrer Einfachheit und Monolithik wie in das Foyer eingestellt und wird als Haus im Haus von außen und innen erlebbar. Das Ensemble besteht zudem aus warmen Materialien, die zum Verweilen und Feiern einladen. Die tradierte Form der Scheune wird somit in eine neue, moderne Architektursprache fortgeführt.

Die „Kulturscheune“ ist architektonisch wie folgt gegliedert: In einen ein-geschossigen Baukörper mit begrüntem Flachdach, der das Foyer und weitere dienende Funktionen aufnimmt und in einen Baukörper mit Satteldach, der die Mehrzweckhalle beinhaltet. Die Materialien der Baukörper bestehen aus Naturmaterialien der Region, wie gekalkten Wänden, Holz, Ton und Ziegeln und liegen in Bezug auf die Ton- und Ziegel-Industrie am Niederrhein begründet. Die Farbigkeit und Haptik der angedachten Materialien nimmt auch die Materialität des Pfarrzentrums mit auf. Der Baukörper mit Foyer erhält einen handgeformten Klinker in bunter Mischung und der Baukörper der Mehrzweckhalle erhält eine Ziegel-Schindel, einheitlich für Fassade und Dach, um diesen Körper von außen und innen als ein Volumen erfahrbar zu machen. Die Höhen vom bürgerlichen und geistlichen Gebäude sind, wie in den Geländeschnitten ersichtlich, aufeinander bezogen. Weiterhin, städtebaulich betrachtet, steht die westliche Giebelwand der Scheune in einer Linie mit der westlichen Wand des Kirchturms.

Die Fassade des Foyers wird gestalterisch von zwei nach innen auf den Eingang zulaufende Diagonalen bestimmt, die die Menschen „trichterartig“ vom Platz ins Innere des Gebäudes geleiten. Dieser Haupteingang wird durch einen überdachten Bereich geschützt. Das Foyer ist in Nord-Süd-Richtung „durchgesteckt“, um als Verbindung zwischen Dorfplatz im Norden und Festplatz im Süden zu fungieren. Im westlichen Teil, dem Foyer zugeordnet sind u.a. Garderobe, Küche, Thekenanlage und WC-Bereiche mit jeweils eigenen Kinderwickelplätzen angeordnet. Dienende Räume sind in diesem Bereich nach außen orientiert, wie ein Außenlager nach Westen und der Müllraum nach Süden, anfahrbar über den Parkplatz. Zum Platz gelegen ist der Vereinsraum, der zu diesem eine perforierte Klinkerfassade erhält und zur ruhigeren Westseite ein großes Fenster. Ins Gebäudeinnere sind dahinter geschaltet verschiedene Abstellräume. In dem dem Platz zugewandten östlichen Gebäudeteil, hinter der Glasfassade, liegt auch die Erschließung zu den Umkleiden der Mehrzweckhalle, so dass sich die Bewegung und das Leben im Gebäude auch nach außen hin abzeichnen und zur Belebung des Platzes beitragen. Zudem beinhaltet diese Verkehrsfläche flurintegrierte Informations-Nischen und den „Erinnerungsort“. Das Foyer erhält, in Anlehnung an die Grauwacke des Dorfplatzes, einen Bodenbelag aus Belgisch-Granit, zur Belichtung ein großzügiges Glas-Dach und kann unabhängig genutzt werden.

Der Mehrzweckraum ist barrierefrei zugänglich, mit direktem, großzügigem Zugang vom Foyer und direktem Zugang zum Außenbereich, der Fest- und Sport-Wiese nach Süden. Dienende Räume, wie Künstlergarderobe, Hallenwart und Umkleiden sind auf kurzem Weg zu erreichen und nördlich der Halle gelegen. Geräteraum, Tisch- und Stuhllager sind direkt nach Osten angebunden, sowie Technikräume im EG (u.a. Hausanschlussraum) und 1.OG (u.a. Lüftungszentrale). Die Technikempore im 1.OG kann ggf. in eine Zuschauerempore umfunktioniert werden. Die Mehrzweckhalle hat eine Höhe von ca. 6m und wird durch eine sichtbare und erlebbare Stahl-Fachwerk-Konstruktion überspannt. Zum Innenraum sind in den Dachschrägen Akustikpaneele angedacht. Die Innenwände der Halle bestehen aus geschlämmten Ziegeln und liegen in einer Ebene mit den den Raum gliedernden Stahlbetonstützen, sowie Stahlbeton-Ringbalken. Hirnholzparkett ist als Bodenbelag geplant. Anzumerken ist außerdem, dass das Satteldach der Mehrzweckhalle nicht teurer ist als das Flachdach einer Ein-Feld-Turnhalle und das Dachgeschoss zur Unterbringung der Technik dient.

Die Freianlagen auf der dem Dorfplatz abgewandten Seite, im Süden der „Kulturscheune“, bestehen aus Parkplätzen, sowie der Fest- und Sport-Wiese. Die Parkplätze sind über den Wendehammer der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden An St. Kreuz Straße erreichbar. In Anlehnung an den parallel verlaufenden „grünen“ Fuß- und Rad-Weg Richtung Erkelenz, erhalten die Parkplätze Rasengittersteine, eine Wassergebundene-Wegedecke und Baumbepflanzungen zwischen den Parkbuchten. Die Behindertenparkplätze sind in unmittelbarer Nähe zum rückwärtigen, überdachten Foyer-Eingang von Süden orientiert. Der diagonal über das Grundstück verlaufende Fußweg aus dem Gestaltungsplan wird „als Abkürzung“ beibehalten und kreuzt die Fest- und Sportwiese. Die an Foyer und Mehrzweckhalle angrenzende Süd-Terrasse ist den Außenbereichen vorgelagert als Übergangsbereich zwischen Innen und Außen.

Letztendlich ist festzustellen, dass Jung und Alt in diesem die Gemeinschaft stärkenden Kultur-Bau zusammenkommen werden, der in sich Tradition und Zukunft vereint.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt

Schnitt

Schrammen Architekten BDA

Schrammen Architekten BDA

Atmosphärische Darstellung des Mehrzweckraums

Atmosphärische Darstellung des Mehrzweckraums