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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau und Modernisierung der Johannes-Vincke-Schule in Belm

Blick vom Heideweg

Blick vom Heideweg

Anerkennung

Preisgeld: 3.750 EUR

ISFORT ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Im Sinne von Nachhaltigkeit und der Vernetzung verschiedener Ausbildungsangebote soll der Schulstandort „Johannes-Vincke-Schule“ in Belm um einen gymnasialen Zweig ergänzt werden.
Auf Basis der engen Vernetzung mit den Grundschulen der Gemeinde – insbesondere der benachbarten Grundschule Belm – kann damit ein vielschichtiges Bildungsangebot mit Ganztagsbetreuung für alle Kinder und Jugendliche der Region ohne hohen Pendelaufwand erzielt werden.

STÄDTEBAULICHE EINORDNUNG
Die städtebauliche Einordnung des Ergänzungsneubaus basiert auf dieser übergeordneten Leitidee der Schule - soziale Kompetenzen zu stärken und Identität und Gemeinschaft zu stiften – mit der Absicht, einen Schulstandort als „Campus für Alle“ mit Raum für Kommunikation und Offenheit zu schaffen.
Dieser neue Schulcampus spannt sich zwischen dem bestehenden Gebäude der Oberschule im Osten, der Grundschule Belm im Westen und dem zu Teilen durch die Oberschule mitgenutzten Gebäude der IckerbachSchule im Norden auf. In dieser Logik wird die geplante Schulerweiterung den Campus auch in mehreren Phasen im Süden begrenzen und konsequent eine offene, kommunikative Mitte als neues Zentrum aller Schulen ermöglichen.
Der bereits beschlossene Abbruch des „Z-Baus“ ermöglicht es erstmals, diese Großzügigkeit am bestehenden Standort zu generieren. Die Ausweitung dieser Maßnahme auf die „Torte“ ermöglicht nicht nur die Schaffung der neuen Freiraumqualitäten, sondern durch die Integration der Räume im Ergänzungsbau eine kompakte Schulstruktur.
Im achtungsvollen Umgang mit dem Ort und den vorhandenen identitätsstiftenden Strukturen verlängert der Ergänzungsneubau die Baukanten des Haupthauses im Bereich des Heidewegs ähnlich der ersten Anbauphase in Richtung Norden. Der Schulcampus wird nach außen geschlossen und erhält im Innenbereich bauliche Kanten, die die neugeschaffene Freifläche einfassen.
Der Schulhof als gestaltetes Zentrum bietet neben dem Bezug zu den bestehenden 3 Schulkomplexen nun auch die landschaftliche Verknüpfung zum baumbestandenen Hain, der sich mit den Aktionsflächen der neuen Mitte verwebt.

AUSSENANLAGE
Der Eingangsbereich zum Heideweg wird um einen zweiten Eingang im Verbindungsglied zwischen Haupthaus und Ergänzung erweitert, ohne den bestehenden Haupteingang in Frage zu stellen. Großzügige Platzflächen und in Grünstrukturen eingebettete Fahrradstellplätze bilden den Auftakt des Schulgeländes und sind erster Treffpunkt am Morgen.
Während der Öffnungszeiten kann der Schulhof über die große Treppenanlage erreicht werden, ohne dazu Schulgebäude queren zu müssen.
Hier befindet man sich nun in der neue Mitte des Campus. Eine baumbedachte, im Sommer beschattete Platzfläche mit verschiedenen Sitz- und Aufenthaltsbereichen bilden das kommunikative Zentrum und gemeinschaftliche Herz des Schulstandortes.
Der vorhandene Baumbestand im westlichen Grundstücksbereich wird durch weitere Gehölzpflanzungen ergänzt. Als „grüne Lunge“ im weichem Übergang zwischen Baumhain an der Grundschule und Platz entsteht ein Pausenhofbereich, der Aktionsräume anbietet und zum aktiven Spielen einlädt.

FUNKTIONALITÄT IM GEBÄUDE
In ähnlich durchlässiger Abgrenzung verwebt sich der Freiraum mit den gemeinschaftsbildenden, allen Schülern des Campus zur Verfügung stehenden Funktionsräumen im Sockelgeschoss.
Das Foyer im Zwischenbereich zwischen Bestandsgebäude und Erweiterung öffnet sich über das „Pausenfenster“ zum Schulhof und verbindet diesen über Lichthof und Treppenanlage mit dem südlichen Vorplatz der Schule. Im Zusammenspiel mit dem bestehenden Pausenzugang entsteht eine Erschließungsachse, an der sich im Sockelgeschoß die „öffentlichen“ Funktionsräume von Mediathek, Pausenhalle des Haupthauses, Schulclub, neues Foyer und – als Schlusspunkt und Ziel – der Mensabereich aufreihen.
In der Nutzung als Mensa – mit den zugehörigen Funktionsräumen im Westen – lässt sich der Multifunktionsraum großzügig zur Campusmitte öffnen, um ein Mittagessen im Freien anzubieten.
Bespielt als Veranstaltungsraum können die südlich gelegenen Musikräume bis hin zum musischen Probehof flexibel zugeschaltet werden und erlauben Schulfeste und Veranstaltungen in verschiedensten Konzeptionen, die sich bis auf den Schulhof ausdehnen können.
Wie das Sockelgeschoss sind auch Erd- und Obergeschoss des dreigeschossigen Erweiterungsbaukörpers direkt mit dem Hauptgebäude verbunden. Dies ermöglicht die witterungsgeschützte und barrierefreie Verbindung aller Schulbereiche mit kurzen Wegen für Schüler und Lehrer, wodurch ein Höchstmaß an Integration und Gemeinschaft erzielt wird. Zusätzlich ist das wesentlicher Baustein des nachhaltigen und ressourcenschonenden Entwurfsansatzes, bei dem Funktionsbereiche doppelt genutzt werden können und über die kompakte Bauform nur ein Mindestmaß an Fläche versiegelt wird.
Im Ergänzungsneubau finden so das geforderte Raumprogramm, aber auch die bisher in der „Torte“ nur schwierig zu bespielenden Unterrichtsräume in moderner Ausstattungs- und Funktionsqualität Platz.
Beide Unterrichtsgeschosse sortieren sich clusterförmig um ein kleines Zentrum mit Selbstlern- und Kommunikationsbereichen sowie zentralen Funktionen. Nischen mit Schrank- und Sitzzonen bieten hier Raum für selbständiges Arbeiten in kleinen Gruppen, informelle Gespräche oder auch Ausstellungsmöglichkeiten. Diese Flächen lassen sich in die zwei Differenzierungsbereiche erweitern und ermöglichen eine Lernlandschaft für unterschiedlichste Unterrichtskonzepte.
Während dieser Bereich durch die Stichworte „Präsentieren“ und „Kommunizieren“ charakterisiert werden kann, steht in den flexibel bespielbaren, aber deutlich abgeschlosseneren Unterrichtsräumen der nördlichen und südlichen Spange das „Konzentrieren“ an oberster Stelle.
Im Verbindungsbereich zwischen Haupthaus und Neubau befinden sich im Erdgeschoss die für alle Schüler zu nutzenden Fachräume des Computerkabinetts.

Neben dem Bestandstreppenhaus werden die Geschosse über einen weiteren notwendigen Treppenraum im Neubau miteinander verbunden. In Verbindung mit einzelnen Brandschutztüren werden hierdurch neben der funktionalen vertikalen Bewegung im Haus auch die Rettungswege im Brandfall gesichert.
Die Konzentration der Klassenräume auf zwei Geschosse ermöglicht kurze Wege und minimiert die Erschließungsfläche, während die vertikale Stapelung der Funktionsbereiche eine kompakte haustechnische Erschließung sichert.
Insgesamt kann hierdurch trotz Schaffung großzügiger Freiräume ein kompaktes, effizientes und damit wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäude errichtet werden.

GESTALTUNG
Das neue Schulhaus fügt sich gestalterisch in den Kontext der bestehenden Bebauung ein und greift das Motiv von Bandfassaden und Brüstungsbändern auf. Als Adaption des Bestandsgebäudes werden die verwendeten Materialien Ziegel und Beton in den identisch proportionierten Brüstungsbändern verwendet, während die ruhig umlaufenden Fensterbänder die dahinter liegenden Funktionen in immer gleicher Weise abbilden. Umlaufende Betonbänder übernehmen hierbei nicht nur die technischen Funktionen von Fensterbank und Integration der textilen Sonnenschutzelemente, sondern betonen noch einmal die Horizontalität des Ensembles.
Lediglich der Gebäudesockel, der den Geländesprung von Süd nach Nord aufnimmt, stellt sich über seine Mustermauerwerksstruktur massiver dar.

KONSTRUKTION UND ENERGIE
Das Schulhaus ist eine einfache Stahlbetonkonstruktion aus tragenden Wandscheiben und Deckenplatten mit massiven Brüstungen. Für einen positiven bauklimatischen Effekt wird das Tragwerk nur in dem für technische und raumakustische Funktionen notwendigem Umfang mit Akustiksegeln ergänzt, um so die Bauteilmasse als Energiepuffer im Sommer und Winter aktivieren zu können.

Die Wandaufbauten aus Stahlbeton mit vorgehängter Ziegelfassade und Mineralwolldämmung versprechen sowohl wegen ihrer Robustheit und dem damit verbundenen Investitions-/ Folgekostenverhältnis als auch wegen der positiven Energiebilanz ein nachhaltiges und wirtschaftliches Schulgebäude.
Über großflächige Aluminium-Fassadenelemente mit Öffnungsflügeln wird die natürliche Belichtung und Belüftung gesichert, außenliegender flexibler Sonnenschutz ergänzt Hitze- und Blendschutz mit minimalem technischem Aufwand.

Auf dieses Weise können die Anforderung der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung und des sommerlichen Wärmeschutzes effektiv erreicht werden. Zur Optimierung kann eine kontrollierte Nachtauskühlung dieses Gebäudekonzept optimal ergänzen, die Verwendung der Flachdachbereiche bietet sich zur Nutzung regenerativer Energieanteile an und ist im Budget zu prüfen.

Der Anbau zum Bestand erfolgt an einer vorhandenen Baufuge des Bestandes, sodass sich die konstruktiven und statisch notwendigen Eingriffe in kalkulierbarem Rahmen befinden. Die im Erdgeschoss und Obergeschoss entfallenden zwei Unterrichtsräume werden im Ergänzungsneubau nachgewiesen.

Eine kompakte Kubatur, minimierte und als Kommunikationszone genutzte Erschließungsflächen, einfache Konstruktionen mit optimierten Fensteranteilen und ein einfaches energetisches und haustechnisches Konzept stellen die Grundlage für eine wirtschaftliche und nachhaltige Umsetzung des Bauvorhabens und die damit verbundene dauerhafte und energetisch optimierte Nutzung dar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt einen 3-geschossigen, L-förmigen Baukörper, der über alle Ebenen an den Altbau anbindet, vor. Die Haupterschließung des neuen Baukörpers erfolgt über den Schulhof, ein Nebeneingang wird von dem Heideweg im 1. OG geschaffen. Die „Torte“ wird abgebrochen und die Flächen werden im Neubau untergebracht. Die Feuerwehrzufahrt und der Anlieferungsverkehr erfolgen über den Gustav-Meyer-Weg. Erweiterungsmöglichkeiten werden im Westen vorgeschlagen. Der Baukörper gräbt sich Richtung Heideweg ein und wirkt hier 2- geschossig.
Im neuen Schultrakt befinden sich die Klassen und Differenzierungsräume im 1.+ 2. Obergeschoß. Der Mensabereich befindet sich im Erdgeschoß.
Die Gliederung der Baukörper zum Heideweg wirkt gelungen. Der lange Baukörper zum Schulhof wirkt ein wenig monoton und etwas zu großmaßstäblich.
Die Mensa als neue Mitte zum Schulhof ist gelungen. Die Raumhöhe der großen Mensafläche ist zu niedrig. Das Durchstecken der Mensa von Schulhof zum Heideweg wird positiv bewertet. Dadurch, dass das Gebäude zum Heideweg eingegraben ist, wird die Mensa durch ein Atrium belichtet, diese Lösung wird jedoch als problematisch und unzureichend gesehen. Der Küchentrakt wird von Westen angeliefert.
Die barrierefreie Anbindung über alle Ebenen wird sehr positiv bewertet. Die Wegeführung zwischen Bestand und Neubau sowie zwischen den Geschossen wirkt kompliziert. Eine gute Orientierung im Gebäude wird daher bezweifelt und vermisst. Im Erdgeschoß kann der Aufzug nur durch Kreuzung der Mensa erreicht werden. Auch die Positionierung der WC-Anlagen im 1. Obergeschoß wird kritisch gesehen.
Sehr positiv wird bewertet, dass der Verfasser Materialen und Gestaltungselemente aus dem Bestand aufnimmt und mit Klinkern und Betonbändern antwortet, dadurch schafft er ein zusammenhängend wirkendes Ensemble.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Sockelgeschoss

Grundriss Sockelgeschoss

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Visualisierung Pausenhof

Visualisierung Pausenhof

Detail Ansicht

Detail Ansicht

Modell

Modell