modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

"Sanierungsgebiet Bahnflächen Nord" in Quakenbrück

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

raumfeld architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Städtebauliche Idee
Der vorhandene Gleisstrang, der die Innenstadt von Quakenbrück durchzieht wird neu interpretiert.
Innerstädtisch bietet er gleich einem Fluss die Möglichkeit eine Promenade als grünes Band mitten in der Stadt auszuformulieren. Diese Allee ist den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Eine Sequenz von unterschiedlich bespielten Freiflächen reihen sich entlang einer „Perlenschnur“ auf.
An dieses grüne Band schließt sich die Wohnbebauung als Abfolge von Gebäudegruppen an. Die Promenade begleitet die Draisinenstrecke bis zum Endhaltepunkt mit attraktiven Freiräumen und Sichtbeziehungen.

Promenade und Abfolge der Freiräume
Es entsteht mit der Promenade ein langestreckter öffentlicher Freiraum, der von der Draisinenstation bis hin zu den südlich an der Strecke gelegenen Retentionsflächen reichen soll. Entlang der Allee ist im Bearbeitungsgebiet von Norden nach Süden folgende Abfolge von Plätzen und Freiräumen vorgesehen:

Vorplatz an der Draisinenstation: Bereich dient primär der Ankunft, der Abfahrt und dem angenehmen Warten auf die Draisinen.

Urban Gardening I: Angebot für die Anwohner zum „Gärtnern“ in Selbstorganisation.

Rosengarten: Erholung und beschaulicher Treffpunkt mit Bouleplatz.

Urban Gardening II: Angebot für die Anwohner zum „Gärtnern“ in Selbstorganisation.

Platz am „alten Gleisbett“: Zentraler Spiel- und Begegnungsplatz der Generationen mit angrenzendem Café. Eine schöne offene Sichtachse zum Bahnhof und die fußläufige Verbindung zur Friedrichstraße im alten Gleisbett charakterisieren den Ort.

Juniorpark am alten Stellwerk II: Jugendspielplatz mit Skatepark, Boulder- und Basketballplatz. In diesem Bereich ist ein möglicher Übergang zur Innenstadt angedacht.

Freiraum am Kindergarten: Flächen befinden sich nicht in direkter Umgebung des Planungsgebiets.

Wohnensembles
Die Wohnbebauung reiht sich in Gruppen zwischen der verkehrsberuhigten Ladestraße und der Promenade auf. Um einen von Straßenverkehr freigehaltenen Hofbereich gruppiert sich jeweils eine überschaubare Anzahl von Wohneinheiten in Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern. Diese Bereiche erhalten Ihre Freiflächenqualität aus dem Zusammenspiel von privaten und gemeinschaftlich genutzten Grünflächen.

Im Bereich des Platzes am alten Gleisbett sind die nördlich gelegenen beiden Gebäude für das Seniorenwohnen und für moderne Formen des Mehrgenerationen-Wohnens vorgesehen. In der gegenüberliegenden Wohnbebauung (Geschosswohnungsbau) ist ein Café mit Panoramablick auf den Bahnhof und mit Sichtbezug zum großen Spielplatz integriert.


Wohnungstypologie und Zusammenleben
Der Mix aus unterschiedlichen Gebäudetypologien führt automatisch zu einer angenehmen sozialen und generationenübergreifenden Mischung der zukünftigen Bewohner.
Jede Einheit besteht aus Reihenhäusern unterschiedlicher Größe,



Mehrgenerationenhäusern mit Einliegerwohnungen und Mehrfamilienhäusern.
Alle Wohneinheiten erhalten Süd- oder Westbalkone bzw. entsprechende Terrassen.

Im Geschosswohnungsbau sind barrierefreie und seniorenfreundlich Wohnungen unterschiedlicher Größe und Wohnungen für Familien mit Kindern vorgesehen.
Eine Mischung von frei finanziertem und sozialem Wohnungsbau ist innerhalb der Gebäudegruppen möglich und wünschenswert.

Parzellierung
Die Parzellierung der Baufelder für die Reihenhäuser erfolgt in Bezug auf deren Breite anhand der Nachfrage der Reihenhaus- bzw. Mehrgenerationenhausformate. In den Bereichen wo Mehrfamilienhäuser vorgesehen oder zugelassen sind sind die Parzellen und die darauf liegenden Baufelder festgelegt. Der Anteil der öffentlichen Erschließung und Freiflächen wird mit Erarbeitung des Bebauungsplans genau definiert.

Umsetzung in Bauabschnitten
Die Gebäudegruppen werden nach Errichtung der öffentlichen Erschließungsstraße (Ladestraße) von Norden nach Süden jeweils einschließlich der nördlich liegenden Erschließung gebaut.
Unabhängig davon wird die Promenade als Allee zusammen mit der angrenzenden neuen Abfolge der Freiräume als öffentliche Grünfläche entlang der Draisinenstrecke in Abschnitten errichtet.

Maßstäblichkeit und formale Bezüge
Die Bebauung wird auf 2 Vollgeschosse + Dach beschränkt und fügt sich so gut in das Ortsbild ein. Gleichwohl sind die Gebäudegruppen so proportioniert, dass sie der Innenstadtlage auch noch in Zukunft entsprechen können.
Als dominierende Dachformen der neuen Gebäudegruppen sind geneigte Dächer mit Einschnitten für Dachterrassen im Süden und Westen für die Mehrfamilienhäuser vorgesehen. Andere Dachformen insbesondere für die Reihenhäuser sind ebenfalls möglich.
Es soll eine differenzierte moderne Interpretation der ortstypischen Dachlandschaft entstehen.

Gesunde Lebensverhältnisse
Viele Grünflächen und helle nach Süden und Westen orientierte Wohnbereiche trage zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
Die Gebäudeensembles sind so konzipiert, dass gegenüber der Bahntrasse durch die Anordnung und Ausrichtung der Gebäude ein Beitrag zum passiven Lärmschutz geleistet werden kann.

Erschließungskonzept und ruhender Verkehr
Zwischen den Gebäudegruppen sind jeweils Bereiche für den ruhenden Verkehr angeordnet. Hier befinden sich auch die erforderlichen Feuerwehraufstellflächen.
Die Stellplätze sind so angeordnet, dass sie von Hecken und Stauden gerahmt und durch Baumpflanzungen gegliedert werden.
Bei der Bebauung der Gebäudegruppen mit mehreren Mehrfamilienhäusern, sind in dieser Erschließungszone auch die Zufahrten zu ggf. erforderlichen Tiefgaragen angeordnet.
Entlang der zweispurigen Ladestraße dient die abwechselnde beidseitige Anordnung der Stellplätze der baulichen Verkehrsberuhigung im Sinne eines „Shared Space“.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln die geplante Wohnbebauung als durch abgeschrägte Raumbildungen charakterisierte Gebäudegruppen entlang der Bahntrasse. Unterschiedlich gestaltete Frei-räume schaffen Angebote und Potenziale, sowohl innerhalb wie auch außerhalb der Wohn-höfe.
Mit insgesamt 94 Wohneinheiten und einer BGF von ca. 9.000 m² liegt die Ausnutzung der Baufelder im unteren Bereich.
Im nördlichen Teilabschnitt des Quartiers werden in den immer gleichen Bauformationen un-terschiedliche Wohnungstypologien beschrieben. Den Wohnungen werden jeweils gut nutz-bare Gartenzonen und Balkone zugeordnet.
Im südlichen Teilbereich wird das langgestreckte Baufeld geschickt durch die als Grünzug wei-tergeführte Trasse der ehemaligen Kynastbahn diagonal gegliedert. Hier bieten die Verfasser Sondernutzungen wie Senioren- und Generationenwohnen sowie ein Café mit Blickbezug zum Bahnhof an.
Die Bebauung ist durchgängig zweigeschossig und mit ausgebautem Dachgeschoss unter Mansarddächern geplant. Der Maßstab ist angemessen und gut, die städtebauliche Anordnung und Gebäudeausbildung wirkt aber spannungslos. Zur verkehrlichen Erschließung der Wohn-höfe wird die Ladestraße ausgebaut und nach Süden weitergeführt. Entlang der Haupterschlie-ßung werden die notwendigen Besuchereinstellplätze nachgewiesen.
Die Einstellplätze der Bewohner liegen in separat erschlossenen Tiefgaragen, nicht nachvoll-ziehbar ist die fehlende Tiefgarage für den nördlichen Wohnhof. Die Position der jeweiligen Tiefgaragenzufahrten erscheint verbesserungswürdig.
Die Freianlagen sind gut gegliedert, haben das Potenzial für unterschiedlichste Nutzungen. Im Gegensatz zu anderen Vorschlägen verzichten die Verfasser bewusst auf eine große Freiflä-che als Gegenüber des Bahnhofsgebäudes. Der stattdessen erreichte Siedlungszusammen-hang und die vielfältigen Sichtbezüge auf den Bahnhof werden als angemessener Ersatz an-erkannt.
Insgesamt eine Arbeit, die mit eher ländlichen Gestaltungsmitteln, die kontrovers diskutiert wer-den, einen interessanten Beitrag zur städtebaulichen Lösung der Aufgabe darstellt.