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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neue Stadtbibliothek und Stadtinformation "Großer Markt 10" in Perleberg

ein 2. Preis

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Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und architektonische Qualität
Der Entwurf zeichnet sich insbesondere durch eine geringe Neubaumasse aus. Lediglich die Erdgeschossfläche ist komplett bebaut. Auf dem Dach des Verbinders befindet sich der Lesepavillon mit einer Terrasse für die Besucher, der eine architektonische Besonderheit darstellt. Die lichte Gestaltung wirkt sich positiv auf den Innenhofbereich aus. Die angrenzenden Nachbargrundstücke werden nicht bedrängt. Nachteilig kann sich die Einsehbarkeit auf die Innenhöfe der Nachbarn auswirken. Die baulichen Eingriffe in die bestehenden Fassaden vom Marktplatz und von der Schuhstraßenseite sind angenehm zurückhaltend geplant. Durch Materialwahl fügt sich der neue Baukörper des Verbinders gut zwischen den Bestand ein.

Umsetzung des Raumprogramms
Die Besucher gelangen über einen sehr schmalen Durchgang in den Foyerbereich mit angrenzenden Saal. Auch die Besucher der Bibliothek werden nur über einen engen Gang zur Treppe bzw. zum Aufzug geführt. Die Bibliotheksebenen befinden sich in den Obergeschossen des Haupthauses. Grundsätzlich wird diese Erschließungssituation als wenig attraktiv betrachtet. Im Falle einer Beauftragung wird empfohlen, die WC-Anlage und die Lagerräume in einem zusätzlichen Untergeschoss im Bereich des Verbinders zu verlagern. Damit erhält die Erschließungssituation die notwendige Großzügigkeit. Vorhandene Bodendenkmäler und die Qualität des Bodens in Perleberg müssen berücksichtigt werden.
Durch den Einbau einer zweiten Treppe im Haupthaus wird die Fluchtwegsituation der oberen Geschosse klug gelöst. Die Funktionalität des Saals wird durch die Abtreppung des Bodens und der festen Einbauten unter der Empore leider eingeschränkt.

Umgang mit dem Denkmal, Denkmalschutz
Die wenigen Eingriffe in die Bestandsfassaden und die geringe zusätzliche Baumasse des Verbinders werden grundsätzlich begrüßt. Der Einbau der zusätzlichen Innentreppe erfordert allerdings einen größeren Eingriff in die vorhandene Denkmalsubstanz.
Der Zugang zum Gebäude von der Marktseite durch eine Rampe, die sich im Gebäude befindet, erfordert lediglich den Abbruch eines geringen Teils der Kellerdecke und wird als denkmalverträglich eingeschätzt. Auch der Erhalt der kleinen WC-Räume im Saal unterstützt den Erhalt des historischen Ambientes.

Bibliothekskonzept
Die Bibliothek befindet sich in den Obergeschossen des Haupthauses. Sie wird durch den Lesepavillon auf dem Dach des Verbinders mit einem attraktiven Raum ergänzt. Der funktionale Kern des Back-Office im Erdgeschoss wird durch den Nutzer begrüßt. Insbesondere das Vorhandensein eines Vorbereitungsraumes und die rückwertige Anlieferung zeichnen die Arbeit aus. Als möglicher Nachteil in der Nutzung werden die beiden Treppenhäuser in den Obergeschossen angesehen, die als Durchgangsräume fungieren und die einzelnen Bibliotheksräume voneinander trennen.

Barrierefreiheit
Durch den Aufzugseinbau im Haupthaus und Rampen zur Überbrückung der Höhenunterschiede wird eine durchgängige Barrierefreiheit hergestellt. Lediglich der Lesepavillon ist ausschließlich über den Außenraum der Terrasse barrierefrei erreichbar. Dies wird allerdings nicht als nachteilig angesehen.

Wirtschaftlichkeit und Energiekonzept
Das Verhältnis zwischen Bruttogrundfläche und Nutzfläche ist mit einem Wert von 1,41 im günstigen Bereich. Die Bauwerkskosten liegen bei rund 2,5 Mio. und befinden sich somit im mittleren Bereich der Wettbewerbsbeiträge.

Fazit
Zusammenfassend stellt der Entwurf einen wertvollen Beitrag für das komplexe Nutzungskonzept dar. Mit relativ wenigen Eingriffen wurden die Vorgaben sehr gut umgesetzt. Durch die vorgeschlagene Veränderung im Erdgeschoss gewinnt der Entwurf deutlich an räumlicher Qualität und Attraktivität und kann problemlos umgesetzt werden.