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Award / Auszeichnung | 05/2019

Wiener Wohnbaupreis 2019

23., CarlbergstraĂźe 105, In der Wiesen SĂĽd, Bauplatz 7

AT-1230 Wien, CarlbergstraĂźe 105

Gewinner Wiener Wohnbau-Preis 2019

ARTEC Architekten Bettina Götz + Richard Manahl

Architektur

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

Auböck + Kárász Landscape Architecture Design

Landschaftsarchitektur

realitylab

sonstige Fachplanung

Straka & Partner ZT GmbH

Tragwerksplanung

Dr. Ronald Mischek ZT GmbH

TGA-Fachplanung

Kern+Ingenieure

Bauphysik

HEIMBAU GemeinnĂĽtzige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft

Bauherren

GemeinnĂĽtzige Siedlungsgenossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf reg. GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 11/2017

Projektbeschreibung

Dietrich | Untertrifaller Architekten und ARTEC Architekten
Landschaftsplanung: Auböck + Kárász

BAUTRĂ„GERWETTBEWERB: 04/2014
BEZUGSTERMIN: 12/2017



Dietrich | Untertrifaller Architekten

WOHNEINHEITEN: 210 geförderte Mietwohnungen
105 geförderte SMART-Wohnungen, 8 geförderte Heimplätze

Auf dem rund neun Hektar großen Grundstück “In der Wiesen Süd” in Liesing sind auf sieben Bauplätzen rund 720 geförderte Wohnungen sowie Geschäftsflächen vorgesehen. Dietrich | Untertrifaller errichtete gemeinsam mit ARTEC Architekten auf Bauplatz 7 eine attraktive Anlage mit über 300 Wohnungen, Ateliers und Gemeinschaftsräumen. Die Anlage besteht aus zwei würfelförmigen, leicht geknickten Solitären sowie drei länglichen Gebäuden, die durch ein Sockelgeschoß miteinander verbunden sind. Die Landschaftsgestaltung für das Areal und für das durchgängige Parkgebiet im Zentrum der Anlage wurde von den Auböck + Kárász in Form von „ilês flottantes“ geplant.

Den nördlichen Bereich hat Dietrich | Untertrifaller gestaltet. Die drei Baukörper bilden einen zentralen, ruhigen Platz für die Bewohner. Die Abknickungen der beiden Solitäre öffnen das Areal nach Süden und unterstützen die Durchlässigkeit. Die kompakten Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen sind 46 bis 133 m² groß und verfügen über großzügige private Freiflächen wie Loggien, Balkone und Dachgärten. Sie sind ost- bzw. westorientiert und an den Stirnseiten als Übereck-Wohnungen konzipiert – reine Nordwohnungen können somit vermieden werden. Ein umlaufendes schmales Loggienband mit daraus vorragenden Balkonen bringt zusammen mit der vollflächigen Verglasung Licht und Offenheit in die Wohnungen. Ein besonderes Highlight ist das lichtdurchflutete Atrium, das mit vielfältigen Sichtverbindungen für eine attraktive und kommunikative Erschließung der einzelnen Stockwerke sorgt.

Von den insgesamt 156 wurden 52 Wohneinheiten als flächenoptimierte SMART-Wohnungen mit geringer Mietbelastung für die Bewohner konzipiert. Die Bandbreite der angebotenen SMART-Typen deckt die gesamte Palette ab, von effizient organisierten Wohnungen für AlleinerzieherInnen und Paare über Wohnungen für Jungfamilien bis hin zu Großfamilien. Gleichmäßig in alle Baukörper eingestreut, wurden die SMART-Einheiten mit gleichen Qualitäten wie alle Wohnungen versehen.

Die vielfältigen Gemeinschaftsräume, wie die Leselounge, in der alles vorhanden ist, um sich einen temporären Arbeitsplatz einrichten zu können oder das Kochstudio, das Platz für Familienfeiern bietet oder wie der Indoor-Spielplatz, der auch bei schlechtem Wetter für ausrechend Bewegung bei den jungen Bewohnern sorgt, dienen als zusätzliche Wohn-, Begegnungs- und Arbeitsräume, während die eigene Wohnung als privater Rückzugsort genutzt werden kann.
Möblierte Gemeinschaftsterrassen mit Weitblick über Wien und individuell anmietbare Nutzgärten auf den Dachflächen bieten der Hausgemeinschaft zusätzlich Möglichkeiten, sich kennenzulernen. Die großzügigen Waschküchen liegen im Erdgeschoß mit Fenstern zu den Spielplätzen, damit die Eltern ihre Kinder immer im Blick haben.

Das Projekt ging als Sieger aus einem öffentlichen, dialogorientierten Bauträgerwettbewerb hervor. Die Jury lobte besonders die soziale Nachhaltigkeit: “Das Projekt bietet sehr hohe nutzungsoffene Qualitäten im Erdgeschoß, es sieht vielfältige Räume für gemeinschaftliche und gewerbliche Nutzungen vor sowie Mietergärten am Dach.”


ARTEC Architekten

WOHNEINHEITEN: 159 geförderte Mietwohnungen

Das Areal zwischen der Carlbergergasse im Süden und dem dazu parallel verlaufenden öffentlichen Grünzug im Norden liegt im Zentrum des neuen Quartiers der Stadterweiterung mit ca. 1.000 Wohnungen im Endausbau. Der südliche Bereich mit Straßen- und Mittelzone wurde von ARTEC Architekten bearbeitet, Dietrich | Untertrifaller Architekten gestalteten den nördlichen Bereich mit den drei turmartigen Baukörpern.

Im Bereich zur Straße sind die öffentlichen Versorgungseinrichtungen Café, Trafik und Apotheke für das neue Stadtgebiet angesiedelt. Die Gebäudefront entlang der Carlbergergasse ist daher in diesem Bereich durchgehend aufgeständert und durchlässig zum Inneren des Wohngebiets und zum zentralen Park.

Die Landschaftsgestaltung wurde von den Landschaftsarchitekten Auböck und Kárász für das Grundstück und auch für das durchgängige Parkgebiet im Zentrum der Anlage in Form von „ilês flottantes“ gemacht. Die Gestaltung der Landschaft ist offen, frei flottierend und überall durchgängig. Auf den Dachflächen, die allgemein zugänglich sind, erhielten die Bewohner Gartenflächen für den individuellen Gebrauch.

Das Erdgeschossniveau sollte frei von Wohnnutzung sein. Im Zuge der Umsetzung konnte für die große Geschäftsfläche im zentralen Bereich absurderweise kein Betreiber gefunden werden. Hier sind zweigeschossige Sonderwohnformen als Implantate in die bereits existente Hallenstruktur eingebaut.

Um die Verkleinerung der Grundrisse zu kompensieren, sind die Gebäude im Bereich der Wohnungen so konzipiert, dass ein umlaufendes schmales Loggienband zusammen mit einer durchgängigen Verglasung der Räume Licht und Offenheit in der dichten, städtischen Bebauung schafft. Zusätzlich wurden dem Loggienband Balkone vorgesetzt, um die Wohnräume zu erweitern – optisch, durch die Vollverglasung und im realen Sinn.

Entsprechend unserem Ansatz, wonach Dichte durch Mehrwert kompensiert werden soll, wurde auf Basis einer Studie ein Bebauungskonzept entwickelt, das auf der Erzeugung von Porosität und dem Schaffen von Leerraum aufbaut.

Beurteilung durch das Preisgericht

STATEMENT DER JURY
In einer faszinierenden Selbstverständlichkeit werden im Siegerprojekt die unterschiedlichen Qualitätsanforderungen des „4-Säulen-Modells“ für den geförderten Wohnbau umgesetzt und zu einem stimmigen Ganzen zusammengeführt. Zwei Bauteile mit unterschiedlichen Randbedingungen, zwei Bauträger, zwei Architekturbüros und dennoch sind die Unterschiede nicht spürbar.
Es ist wie aus einem Guss: Hinter diesem Ergebnis steckt ein hohes Maß an Kooperation und Abstimmung, was in den architektonischen Bezügen, in der einheitlichen Freiraumgestaltung, in der bauplatzübergreifenden Anordnung der Gemeinschaftsräume und im gemeinsamen Quartiersmanagement seinen Niederschlag findet. Das Projekt macht mehr als deutlich, dass ein Quartier eben mehr ist als die Addition guter, einzelner Wohnanlagen und auch
nicht von allein entsteht. Sicherlich hat die Qualität des Projekts auch von dem erstmals eingeführten dialogorientierten, mehrstufigen Verfahren für das ganze Quartier „In der Wiesen Süd“ profitiert, das schon mit einem erhöhten Aufwand aller AkteurInnen verbunden ist, aber „Qualität hat ihren Preis“. Hier stimmt einfach fast alles: Auffällig ist vor allem die Atmosphäre, die das Projekt prägt.
Es ist die Leichtigkeit, die die weitgehend verglasten Gebäude allesamt ausstrahlen. Trotz unterschiedlicher Architektursprachen harmonieren die beiden Bauplätze gestalterisch sehr gut, was auch dem überaus geschickten Handgriff der Bauplatzteilung geschuldet
ist. Denn das Endstück des mittleren Zinkens einer kammförmigen Bebauung auf dem vorderen Bauplatz an der Carlbergergasse wird den beiden Solitärbaukörpern auf dem hinteren Bauplatz gestalterisch zugeordnet.
So entstehen architektonisch einheitlich gefasste Hofräume. Dazu passen sehr gut die das Quartier geradezu durchfließenden Freiräume, die von außerordentlich hoher Gestalt- und Gebrauchsqualität sind und die das Miteinander der unterschiedlichen Bauteile fördern. Dies zusammen vermittelt ein Flair, das der Stadtrandlage entspricht und sich nicht in einer „aufgesetzten Urbanität“ mit klassischer Stadtraumbildung und hoher Dichte verliert.
Insgesamt besitzen die Gebäude eine hohe architektonische Qualität, die sich nach außen nicht nur in weitgehend gläsernen Fassaden mit umlaufenden Balkonbändern zeigt. Auch im Inneren schlägt sich der Anspruch in großzügigen Treppenhäusern, differenzierten
Erschließungszonen, vielfältigen Wohnungsgrundrissen und Wohnungsgrößen mit nutzungsoffenen Räumen und einer systematischen Vermeidung von Nordwohnungen nieder. Die weitgehend geöffneten Fassaden mit den Balkonbändern sind eine adäquate
Reaktion auf die SMART-Wohnungen, die durch den Einbezug der „Außenwelt“ größer wirken, als sie tatsächlich sind.

Die Auflistung von Besonderheiten, die die Projektqualität ausmachen, lässt sich noch fortsetzen. Besondere Pluspunkte sammelt das Projekt durch die vielschichtige Thematisierung und gute Situierung der Gemeinschaftsräume, deren lebendige Nutzung durch einen niederschwelligen Zugang unterstützt wird. Dies ist wesentlich dem gemeinsamen Quartiersmanagement zu verdanken, das mit dem „Wiesen Dialog“ die prozessuale Flanke der Entwicklung eines Quartiers im besten Sinne sicherstellt.
Das Projekt ist in der Ausgewogenheit und Exzellenz in der Erfüllung der Anforderungen des „4-Säulen-Modells“ ein wahres Meisterstück und verdient die Auszeichnung mit dem Wiener WohnbauPreis 2019.

Ă–KONOMIE
• kompakte Gebäude, optimierte Wand- und Deckendimensionen
• rund 33 % SMART-Wohnungen in allen Kategorien

SOZIALE NACHHALTIGKEIT
• differenziertes Angebot an bauplatzübergreifenden Gemeinschaftsräumen
• verteilte Anordnung der SMART-Wohnungen
• Hausgemeinschafts- und Hausnebenräume (speziell Kinderwagenabstellraum pro Geschoß) sowie Waschküche, Leselounge und Dachterrassen
• durch weitgehenden Verzicht auf erdgeschoßige Wohnnutzung kleine Geschäftsflächen im Sinne der Quartiersbelegung
• optimierte Belichtung durch umlaufende Vollverglasung
• „Wiesen Dialog“: bauplatzübergreifendes
Besiedlungsmanagement und Partizipationsprozesse in allen Entwicklungsphasen auf Haus- und Quartiersebene (1,5 Jahre vor Bezug bis 2 Jahre danach): Kennenlernen, Entwicklung und Wahl eines Bewohnerbeirats, Workshops, Erfassung von
Anliegen, Gründung von Themengruppen und Unterstützung der Selbstorganisation (Fahrradgruppe mit Werkstatt, Kochstudio, Spielräume und Home-Office)
• digitaler „Hausmeister“
• regionale Wohngruppe mit acht Heimplätzen gartenseitig an Grünachse

ARCHITEKTUR
• Zonierung des Bauplatzes nach unterschiedlichen städtebaulichen Lagen: südlich, zur Straße orientierte, höhengestaffelte Randbebauung mit kammartiger Struktur im Innenbereich sowie zwei solitäre Hallenbaukörper im Norden am Grünzug
• Entree und hohe Durchlässigkeit durch freigestellte Erdgeschoßzonen und intensive Vernetzung über Freiraum mit Gesamtquartier
• Erdgeschoßzone durch bauplatzübergreifende „Themenräume“ sowie Allgemeinräume und Gewerbeflächen „bespielt“
• vielfältige Wohnungsgrundrisse und -größen mit nutzungsoffenen Räumen, zweigeschoßige Sonderwohnformen (Wohn-Ateliers)
• privater Freiraum in Form von schmalen Loggienbändern und Balkonen mit raumhoher Verglasung sowie anmietbare Dachgärten
• durchlässiger, offener Freiraum zum Quartier
• durch freigeformte Grüninseln gestaltete, bauplatzübergreifende, zentrale Freiraumzone (inklusive §53-Fläche) mit öffentlichem Charakter (Jugendspiel, Platzbereiche) in Verbindung mit bauplatzbezogenen Freiräumen (Kinderspiel, Kommunikationszonen, Außenbereich
zu Gemeinschaftsräumen sowie möblierte Gemeinschaftsterrassen)
• „Grüner Teppich“ über unterschiedliche Ebenen als
Gestaltungskonzept der bauplatzbezogenen Freifläche

Ă–KOLOGIE
• Solarkollektoren am Dach
• außenliegender Sonnenschutz bzw. konstruktive Verschattung
• Regenwasserrückhaltung durch begrünte Dachflächen