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Award / Auszeichnung | 05/2019

Wiener Wohnbaupreis 2019

22., Polgarstraße 30a, Bauplatz A

AT-1220 Donaustadt, Polgarstraße 30a

Anerkennung

königlarch architekten

Architektur

rajek barosch landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

SIEDLUNGSUNION - Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft m.b.H.

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

WOHNEINHEITEN: 159 geförderte Mietwohnungen mit Superförderung
BAUTRÄGERWETTBEWERB: 09/2011
BEZUGSTERMIN: 12/2014

Das Projekt
Die Bebauungsstruktur wird bestimmt durch den nord-süd-gerichteten winkelförmigen Baukörper und den beiden querliegenden Wohnhauszeilen im Zentrum des Areals.
Winkel- und Zeilen erzeugen zusammen drei räumlich differenzierte Hofsituationen, die sich zum benachbarten Bauplatz B öffnen bzw. erweitern. In Richtung Westen erfolgt der Brückenschlag zum Wohnhaus an der Polgarstraße und bildet den räumlichen Abschluss des Quartiers. Das Gemeinwesen- und Jugendzentrum mit den eher lärmintensiven Spielflächen wird im südöstlichen Teil der Anlage situiert.

Aufgrund der besonderen Lage des Grundstückes an den Verschubgleisen der ÖBB, wurde die Ostseite des winkelförmigen Baukörpers zugleich als Schallschutzwand ausgebildet. In Analogie zu den vorbeifahrenden Güterwagons stapeln sich entlang des Laubenganges auf vier Geschossen Holzboxen, die als Parteienkeller bzw. Fahrradstellplätze genutzt werden. Diese architektonische Lösung erzeugt einerseits ein unverwechselbares, markantes Erscheinungsbild, gleichzeitig wird die Aufgabe als Schallschutzwand erfüllt.
Die Auswahl an Materialien reduziert sich auf wenige Elemente. Im Wesentlichen beschränkt sich die Materialwahl auf helle Putzflächen, dunkle Eternitplatten, naturbelassene Holzlattenfassadenelemente und für die Geländer Max-Exterior- Platten bzw. Lochblech- oder Flachstahlkonstruktionen.

Gartenseitig charakterisieren raumhohe, der Loggiazone vorgelagerte Schiebeläden das Erscheinungsbild. Diese dienen nicht nur als attraktiver Sonnenschutz, sondern erlauben dem Bewohner die Einsicht individuell zu regulieren und stellen ein hohes Maß an Privatheit sicher. Darüber hinaus wird mit diesen Mitteln das Ziel verfolgt, ein unverwechselbares, in hohem Maße identitätsstiftendes Gebäude zu schaffen.

Differenzierte Wohnformen und unterschiedlich große Typen bestimmen den Wohnungsmix und unterstützen dadurch eine Vielfalt in der Bewohnerstruktur.
Diverse Wohnungstypen besitzen das Potential, mit minimalen Interventionen, sich ändernden Bedürfnissen anzupassen.
Bereits in der Vergabe wurden die zukünftigen Mieter auf die Flexibilität der Grundrisse aufmerksam gemacht und konnten aus dem Wohnungskatalog den für sie entsprechenden Wohnungstyp auswählen.

Die Gemeinschaft
Diverse Gemeinschaftseinrichtungen, wie Kinderspiel- und Gemeinschaftsraum mit einer Küche oder Gemeinschaftsgärten im Hof unterstützen und fördern die nachbarschaftlichen Aktivitäten.

Das Gemeinwesen- und Jugendzentrum mit Mehrzweckraum bildet das soziale, quartiersübergreifende Zentrum. Dem Schachclub für Seniorinnen, dem Kleinkinderturnen, dem Aerobic-Kurs für Eltern, einer Hochzeits- oder Firmenfeier, Bands zum Proben, Ballettanzgruppen, Talentewettbewerben, dem Mama-Baby Frühstück oder einer Beratungsstelle wird Raum gegeben. So entsteht ein Ort für einen intergenerativen und interkulturellen Dialog.

Die Nachhaltigkeit – Blue Building
Das Projekt zeichnet eine ausgezeichnete Ökobilanz, welche über den Zeitraum von 50 Jahren für Errichtung, Wartung, Betrieb und Rückbau errechnet wurde, aus. das heißt, dass das Gebäude über den gesamten Lebenszyklus einen vergleichsweise geringen Primärenergieverbrauch aufweist und die Beiträge zu den verschiedenen Umweltwirkungen wie etwa den Treibhauseffekt (oft als „Carbon Footprint“ bezeichnet) oder der Versauerung (der Effekt ist der „Saure Regen“) usw. klein sind.
Eine begleitende Kontrolle stellte während der gesamten Planungs- und Bauzeit die Umsetzung der gesetzten Ziele sicher, durchgeführt wurde diese von Herrn Dipl.-Ing. Dr. techn. Adolf Merl.

Das Projekt erhielt eine DGNB Auszeichnung in GOLD.

Beurteilung durch das Preisgericht

STATEMENT DER JURY
Der Standort ist nicht gerade fürs Wohnen geschaffen: im Süden ein Fernheizwerk, im Osten eine Güterbahnstrecke und dahinter ein Gewerbegebiet. Trotz dieser Erschwernisse zeigt das Projekt eine erstaunliche Selbstverständlichkeit im Umgang mit Umwelteinwirkungen, Imagehypotheken und den Adressenhandicaps.
Eine geschickte städtebauliche Konfiguration, ein kluger Einsatz von Wohnungs- und Erschließungstypologien und ein prägnanter gestalterischer Ausdruck sorgen für ein attraktives Wohngebiet in dieser Lage. Großzügige, lichtdurchflutete Treppenhäuser, plausibel zugeordnete, hausbezogene Gemeinschaftsräume, qualitätsvolle Wohnungsgrundrisse in guter Varianz und Flexibilität, stringent angelegte Freiräume mit differenzierten Nutzungsmöglichkeiten und eine gute Integration eines stadtteilbezogenen Gemeinwesenund Jugendzentrums sind weitere Pluspunkte des Projekts. Hinzu kommen ein hoher Standard in der Gebäude- und Energieeffizienz sowie ambitionierte ökonomische Angebote.
Das Aushängeschild des Projekts ist eine sorgfältig gestaltete Fassade, die wie eine zweite Haut störende Einwirkungen, den Lärm der Bahn, abhält. Ein Laubengang mit vorgelagerten Abstell- und Fahrradboxen im Wechsel mit verglasten Öffnungen gibt dem Gebäude ein eigenes Gepräge. Eine Lärmschutzwand entlang der Bahn wäre die triste Alternative gewesen. Diese auffällige Fassade, die Assoziationen an Wagons hervorruft und damit die spezifischen Standortprägungen noch gestalterisch aufnimmt, symbolisiert den souveränen Umgang mit den unwirtlichen Standortbedingungen.
Derartige Herausforderungen, unter schwierigen Bedingungen hohe Qualitäten zu erzeugen, werden zunehmend den Wohnbau in Wien prägen. Das Projekt ist eine gute Vorlage und Orientierung für die Bewältigung dieser Aufgabe und verdient damit die besondere
Anerkennung im Rahmen des Wiener Wohnbau-Preises 2019.

ÖKONOMIE
· Baukostenreduktion durch einfache Tragstruktur, Ausführung als Skelett- und Schottenbauweise; Fertigteile
· Flächenreduktion im Untergeschoß durch Integration der Einlagerungsräume in Schallschutzfassade
· Nutzerkonditionen: reduzierter Grundkostenbeitrag, Baurechtsvariante, etappenweise Stundung des Finanzierungsbeitrags, reduzierter Betriebskostenaufwand
· ausschließlich Wohnungen mit Superförderung

SOZIALE NACHHALTIGKEIT
· Privatheit durch Schiebeläden im Bereich der Loggien
· vielfältige Wohnformen und Typologien; Wahlmöglichkeit aus Wohnungskatalog
· Kinderspiel- und Gemeinschaftsraum mit Waschküche im Erdgeschoß
· Parteienkeller/Fahrradabstellflächen auf den Geschossen im Bereich der Laubengänge zu Bahn (Holzboxen)

ARCHITEKTUR
· einhüftiger, L-förmiger Gebäudetypus mit Laubengangerschließung an Bahntrasse und zwei Zeilen in Ost-West-Richtung mit südseitig orientierten Wohnungen
· charakteristische Fassade durch raumhohe Schiebeläden in Verbindung mit heller Putzfassade und dunklen Eternitplatten
· flexible Wohnformen ergänzt um eine Büro-/Ateliereinheit sowie bauplatzübergreifendes Jugend- und Gemeinwesenzentrum mit Mehrzweckraum
· zum Nachbarbauplatz im Westen geöffnete Hofsituationen mit Kinderspielpatz und Verweilmöglichkeiten

ÖKOLOGIE
· optimierte Ökobilanz und externe begleitende Kontrolle in der Planungs- und Bauphase
· DGNB-Auszeichnung in Gold
· Schallschutz