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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2018

MedUni Campus Mariannengasse in Wien

2. Stufe

Schenker Salvi Weber ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

BESCHREIBUNG

STÄDTEBAULICHE ASPEKTE

PRÄZISES IMPLANTAT IN BESTANDSSTRUKTUR DES BLOCKRANDES
Die fünf neuen, in einander verwobenen Baukörper lehnen sich an die Bestandsstruktur des Blockrandes. Der Bauplatz wird präzise nachverdichtet. Die drei außenliegenden Baukörper sitzen an den Bebauungslinien zur Spitalgasse sowie der Rummelhardtgasse.
Der gegliederte Baukörper dehnt sich bis an die Ränder aus und schließt den städtischen Block. Die Volumen ordnen sich in die Höhenstaffelung der Umgebung ein. So entsteht ein harmonisches Gesamtgefüge, das den vormalig geschlossenen Block weiterschreibt und in einen offenen und lebendigen Stadtbaustein verwandelt.

RUE INTÉRIEURE ALS RAUMVERBUND MIT ÖFFENTLICHEM CHARAKTER
Eine interne Straße, die Rue Intérieure, führt durch das ganze Gebäude und bildet einen großzügigen, Raumverbund von Foyer, Aula, Mensa mit den Vorplätzen als Auftakt.
Von der Spitalgasse führt die lichtdurchflutete Rue Intérieur über die Eingangshalle weiter über eine großzügige Sitztreppe zur zentralen Aula als Atrium. Von diesem Herz der Anlage führt sie vorbei an der Mensa auf den Rummelhardtplatz und schließt an das AKH an - das Haus als Weg und Platz.

AUSSENRAUM ALS FORTSETZUNG DER MALL UND BINDEGLIED
Die Freiraumplanung versteht sich als logische Fortsetzung der Rue Interieur. Die Innenliegende Mall wird großflächig mit dem Stadtraum verbunden. Es werden drei unterschiedliche Platzbereiche angeboten die das bestehende Quartier vielseitig verknüpfen.
Der Verzicht auf einen Belagswechsel ist ganz bewusst gewählt. Der Wegefluss soll nicht unterbrochen werden und die MedUni für alle Bürger offen sein. Durch Holzsitze, schmalkronige Bäume und dichte Gräserpflanzungen verdichten sich die Eingansbereiche zu maßstabsgerechten Quartiersplätzen im Übergang zum alten und neuen AKH und laden zum Verweilen ein.

ARCHITEKTONISCHE ASPEKTE

6 HÖFE - 6 THEMEN
Der bisher geschlossene Block wird im Inneren entkernt, umgebaut und zu einem Ensemble aus Höfen und Passagen mit unterschiedlichen Durch- und Einblicken gestaltet.
Die zwei bestehenden Höfe werden durch vier neue Höfe mit folgenden Themen ergänzt: Meet&Greet - Atrium als Foyer, Aula-Atrium als Herz der Anlage, der Lernhof auf der Bildungsebene, der Ruhehof als Ort der Kontemplation Alle Hoftypen profitieren von einem lichtdurchfluteten Raumprofil und bilden Oasen im Stadtraum.

KLARE STRUKTUR BIETET GEFÄSS FÜR HETEROGENE NUTZUNGEN
Der Komplex ist durchgehend auf einer klaren, orthogonalen Struktur, basierend auf dem 1.20m – Modulraster aufgebaut. Die Decken überspannen in Querrichtung mittels Unterzügen die Traktbreite um möglichst große, zusammenhängende Nutzungseinheiten zu ermöglichen. Die massiven Treppenhauskerne dienen der Aussteifung und strukturieren das Gebäude in maßstabsgerechte Teilbereiche.
Dadurch entstehen weitestgehend stützenfreie Räume mit hoher Flexibilität. Ein optimales Gefäß für ein Gebäude mit heterogenen Nutzungsanforderungen von klein bis groß.

RUHIGES ERSCHEINUNGSBILD DER FASSADE
Aufbauend auf dem Büroraster von 1,20m bietet sich dem Nutzer hinter der klar strukturierten Hülle eine maximale Flexibilität für die Gestaltung der Nutzungsbereiche. Es entsteht eine ruhige, differenzierte Fassadentextur welche den Baukörper akzentuiert und zusammenhält.
Durch die klare Struktur sind die unterschiedlichen Funktionen der dahinterliegenden Geschosse deutlich ablesbar. Das raumhaltig-funktionale Implantat fügt sich selbstbewusst und mit Respekt in den Bestand ein. Die MedUni bildet so klare neue Adressen.

FUNKTIONALE ASPEKTE

ERSCHLIESSUNG
Die zwei Eingänge Spitalgasse und Rummelhardtplatz werden über die öffentliche Mall auf kurzem Wege miteinander verbunden. Die Nebeneingänge Mariannengasse und Höfergasse ermöglichen eine schnelle, barrierefreie Durchwegung in alle Richtungen. Die Anlieferung erfolgt über die Rummelhardtgasse im 1.UG. Die Tiefgarage im 2.UG kann über das Stiegenhaus an der Rummelhardtgasse autark erschlossen werden.
Die vertikale Meet&Greet Zone in der Schnittstelle zwischen Labortrakt und Lehrbereich gelegen, dient sowohl als Bindeglied wie auch als Verteiler. In dieser Schnittstelle befindet sich auf jedem Geschoss ein Front Office mit Zugangskontrolle zum Labortrakt. Trotz Offenheit der Anlage, ist eine klare Trennung unterschiedlicher Bereiche gegeben.

FLIESSENDE LERNLANDSCHAFT ÜBER ZWEI GESCHOSSE
Die Rue Intérieure als Treffpunkt und Aufenthaltsort für alle, wird zweigeschossig von den Lehrbereichen, den Hörsälen, Bibliothek, Servicebereichen und Verwaltung aufgespannt. Die großzügigen Erschließungsbereiche profitieren von lichtdurchfluteten Höfen.
Über die Höfe sowie Treppen werden alle öffentlichen Bereiche zu einem zweigeschossigen Raumkontinuum zusammengefasst und entfalten sich als großzügige Lernlandschaften für die künftigen Studenten.

VERTIKALE MEET & GREET ZONE ALS ATRIUM
Die am ersten Hof gelegene, vertikale Meet&Greet Zone profitiert von seiner exklusiven Lage an der Spitalgasse und funktioniert als großzügige, lichtdurchflutete Erschließungs- & Kommunikationsschicht. In der Schnittstelle zwischen Labortrakt und Lehrbereich dient sie sowohl als Bindeglied als auch Verteiler, vereinfacht die Orientierung und fördert Kommunikation & Austausch unter den unterschiedlichen Nutzern.
Das Atrium bietet spannende Einblicke in die konzentrierte, kommunikative Atmosphäre der Hausgemeinschaft auf den anliegenden Geschossen.

HORIZONTALE ORGANISATION DER LABORWELT UM DREI HÖFE
Die Büro- und Laborbereiche organisieren sich geschoßweise und effizient um drei Höfe und ermöglichen eine vielseitige und kurze Wegeführung ohne Sackgassen. So wird eine kontinuierliche Zirkulation um alle Höfe herum ermöglicht. Das räumliche Kontinuum schafft Begegnungen und fördert den Austausch.
Zum Hof hin entstehen L-förmige, konzentrierte Laborarbeitsbereiche, während sich die Büros nach außen zu den Fassaden als offenere Bereiche darstellen. Ergänzt werden sie durch der Nutzung angepasste Nebenraum- und Büroschichten und bilden fast quadratische Raumcluster.

EINFACHER BRANDSCHUTZ DURCH KLARE STRUKTURIERUNG UND TEILBARKEIT
Die 7 Erschließungskerne strukturieren den Grundriss in 5 Brandabschnitte. Die Sicherheitsschleusen integrieren sich an den neuralgischen Punkten in die klare Grundrissstruktur. Dabei wird die zweiseitige Zugänglichkeit der Sicherheitstreppenhäuser von unterschiedlichen Brandabschnitten strategisch optimal ausgenutzt. Damit kann eine optimale Erreichbarkeit sowohl als 1. als auch als 2. Fluchtweg sichergestellt und eine sichere Entfluchtung aller Geschosse gewährleistet werden.
In den öffentlichen Geschossen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss mit großen zusammenhängenden Flächen werden die maximal 1600m2 großen Brandabschnitte über zurückhaltend eingesetzte Brandschutzvorhänge unterteilt.

ÖKONOMISCHE, ÖKOLOGISCHE ASPEKTE

WIRTSCHAFTLICHKEIT / STRUKTUR
Die Kompaktheit des Gebäudes, die optimierte Kubatur und die übereinanderliegende statische Struktur garantieren wirtschaftliche Erstellungskosten. Die Haustechnikinstallationen werden an den Erschließungskernen gebündelt und liegen gut zugänglich übereinander.
Die angebotenen Flächen bieten eine hohe Flexibilität und sind weitgehend nutzungsneutral und stützenfrei. Gemäß dem Prinzip der Systemtrennung werden Nutzungs- und Bauelemente unterschiedlicher Lebensdauer in der Planung und Realisierung strukturell getrennt.

FLEXIBILITÄT / NUTZUNGSÄNDERUNG
Durch die generische Grundrissgestaltung der Labortrakte, basierend auf dem 1,20 m – Modul, ist eine flexible Einrichtung der Labors optimal möglich. Die Medienversorgung erfolgt über die gangseitige Decke. Im Raum werden sämtliche Medien in Medienzellen geführt und sind damit unabhängig von den Raumwänden.
Je nach Labortyp werden diese Medienzellen an der Wand, freistehend für Mittelarbeitstische oder deckenabgehängt für maximal flexible Nutzungen ausgeführt. Die Schachtsituation ermöglicht eine abschnittsweise Versorgung, was die Modularität und Veränderbarkeit unterstützt.

MATERIALISIERUNG
Durch den Einsatz von ökologischen Materialien, der Planung von langlebigen, demontage- und recyclingfreundlichen Konstruktionen, sowie einer guten Trennbarkeit der Materialien, wird eine nachhaltige Materialisierung gewährleistet. Der Rohbau wird aus Stahlbeton wo möglich in Recyclingbeton vorgeschlagen.
Die Fassaden zum Stadtraum sind als Pfosten-Riegelkonstruktion mit integrierten, opaken Lüftungsflügeln angedacht und werden von vorgelagerten Stahllisenen gegliedert. Die Hoffassaden sind als Bandfassaden mit Alu-Fenstern geplant. Durch die bewusst reduzierte Materialität und Farbigkeit, wird der Zusammenhalt des Gebäudekomplexes gefördert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Kriterien
Wie bereits in der 1. Stufe des Wettbewerbs festgestellt, sind die städtebaulichen Rahmenbedingungen besonders präzise eingehalten. Die Einbindung des Projektes in den urbanen Kontext wird positiv gesehen. Die rasterhafte Fassade entspricht in ihrer urbanen Erscheinung jedoch der Nutzung eines Bürogebäudes und ist für den Außenauftritt eines Med Uni Campus Wien wenig repräsentativ.

Architektonische Kriterien
Positiv bewertet wurde die Qualität der Verbindung und Durchwegung. Die Abfolge der Höfe mit den unterschiedlichen Volumina ist überzeugend. Im Erdgeschoß von der Spitalgasse zur Rummelhardtgasse ist eine behindertengerechte Durchwegung nur mit Hilfe von Aufzügen möglich. Die Materialität im Innenraum wird hinsichtlich der dargestellten Atmosphäre kontroversiell diskutiert.

Funktionale Kriterien
Positiv bewertet wird das Foyer vor den Haupthörsälen, jedoch ist die Anordnung der Stiegenhäuser eher dem Charakter eines Wohnbaus zuzurechnen. Die klaren Grundrisse
und die durchgehende allgemeine Erschließungszone über alle Ebenen bieten eine gute Orientierung.

Ökonomische, ökologische Kriterien / Nachhaltigkeit
Das haustechnische Konzept ist nicht sehr aussagekräftig ausgearbeitet. Kritisch betrachtet wird auch der sehr hohe Glasflächenanteil, insbesondere das Glasdach über den Seziersälen. Unverständlich ist, warum die vor Ort zur Verfügung stehende Fernkälte im Konzept nicht berücksichtigt wird, wodurch sich auch der Flächenbedarf erhöht. Positiv ist grundsätzlich der kompakte Baukörper.
Diagramm

Diagramm

EG

EG

OG

OG

Schnitt

Schnitt