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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Entwicklung des Linde-Areals in Kirchheim unter Teck

ein 3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

herrmann+bosch architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

LUZ Landschaftsarchitektur Planungsgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die fußläufige Ost-Westverbindung teilt das Planungsareal in zwei klar definierte Bereiche. Die Mitte des nördlichen Baufelds bildet das neue Soziokulturelle Zentrum, das sich als Solitär von der Bebauung an der Alleenstraße löst und mit dieser eine große, gemeinschaftlich nutzbare Freifläche aufspannt. Nach Osten hin schließt der Solitär das Baufeld und schützt die Privatheit der Gärten der Gebäude 16 und 18 entlang der Teckstraße. Die Fassaden und das Volumen der ehemaligen Gaststädte zur Linde bleiben dadurch als historischer Stadtbaustein erlebbar. Die hier untergebrachten Nutzungen wie Jugendtreff, Verwaltungsräume und das Café im Sockelgeschoss am Freibereich fügen sich harmonisch in das Bauvolumen ein ohne dieses zu überfordern. Die Aufgabe eines Eingangs des ehemaligen Gasthofs an der Alleenstraße wird kritisch gesehen, da dies der Logik des Bautyps widerspricht. Ohne einen straßenseitigen Zugang wirkt das Gebäude unvollständig und abweisend. Die Gebäude Alleestraße 92 und 96 werden zu einem straßenbegleitenden Neubau zusammengefasst, in dem sich das Bürgerbüro und die Arbeitskreis Leben mit eigener Adresse an der Alleenstraße präsentieren.
Von Nutzerseite wird kritisiert, dass sowohl die vorgeschlagene Jugendeinrichtungen in der Linde als auch die Räumlichkeiten des Arbeitskreis Leben direkt in das Soziokulturelle Zentrum integriert werden müssen. Ein Raumtausch mit anderen Funktionen sei aber denkbar.
Das Soziokulturelle Zentrum überzeugt durch seine städtebauliche Positionierung, die funktionale Gliederung und eine kompakte, wirtschaftliche Bauweise. Kritisch gesehen wird der versteckte Eingang von Süden über die ost-westliche Querung und damit die schwierige Adressbildung.
Sehr gut ist die Lage des großen Saals direkt an dem großzügigen Hof- und Gartenbereich zwischen Linde und Zentrum, was eine lebendige „Bespielung“ des Freiraums erwarten lässt. Die innere Grundrissorganisation überzeugt durch Großzügigkeit im öffentlicheren Erdgeschoss und Kompaktheit in den von Gruppen- ,Besprechungs-, Proben-, Werkstatt- und Lagerräumen genutzten Obergeschoss. Die Fassadengestaltung erscheint angesichts der solitären Stellung zu schematisch. Die im Ideenteil gezeigten langestreckten Wohnbauten (Alleenstraße 98 und Teckstraße 12) runden das Baufeld nach Norden hin räumlich und gestalterisch ab, wobei eine Veränderung der baulichen Situation hier, dank der zentralen Stellung des Soziokulturellen Zentrums, nicht zwingend erforderlich erscheint. Das südliche Baufeld unterhalb der Ost-Westquerung wird als großzügige, aufgelöste Blockrandbebauung interpretiert. Der Neubau des Kindergartens und der Kindertagesstädte begleitet und aktiviert zusätzlich die Wegeachse. Die benötigten Freiflächen der Einrichtung liegen im Blockinnenbereich, der darüber hinaus auch die privaten Freiflächen für die neuen Stadthäuser mit integrierter Parkierung entlang der Teckstraße und für den geförderten Wohnungsbau an der Jesinger Straße bereitstellt. Folgerichtig werden an der Jesinger Straße erdgeschossig keine Wohnnutzungen angeboten. Die Wohngrundrisse in den Obergeschossen sind als Durchwohntypen organisiert, die Wohnungsgrößen und die Erschließung (teilweise Einspänner mit großem Treppenhaus und Aufzug) sind aber deutlich optimierbar. Den Fassaden fehlt es an Ausdruck.
Die vorgeschlagene Bebauung im Ideenteil „Jesinger Straße 1“ mit Büronutzung im Süden und Wohnnutzung im Norden schließt den Baublock nach Westen hin schlüssig ab, wobei der Abstand zum Gerichtsgebäude jedoch großzügiger sein müsste.
Die Konzentration der Parkierung in einer Tiefgarage unter dem südlichen Baufeld ist konsequent, da hier auch die Parkierung für das Soziokulturellen Zentrum untergebracht werden kann. Über ein zentrales Treppenhaus an der Ost- Westquerung erreichen die Besucher Innen das Zentrum auf kurzem Wege. Allerdings muss dazu auch der Ideenteil „Jesinger Straße 1“ von der Tiefgarage unterbaut werden, was eine spätere Realisierung ausschließt. Die auf der Tiefgarage gezeigte intensive Begrünung mit Bäumen ist unrealistisch. Die Erschließung der Tiefgarage in unmittelbarer Nähe zum Kreuzungsbereich Jesinger Straße/Teckstraße wird kritisch gesehen.
Insgesamt spielt der Entwurf im Realisierungs- als auch im Ideenteil einige Stärken aus, auch wenn deutliche Schwächen bleiben. Die besondere Qualität ist die solitären Positionierung des Soziokulturellen Zentrums und die dadurch selbstverständliche, klar definierte Zonierung in intensiv genutzte öffentliche und geschütztere private Freiräume.