modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2019

BDA Preis Niedersachsen 2019

Plenarsaal

Plenarsaal

Niedersächsischer Landtag Hannover

DE-30159 Hannover, Hannah-Arendt-Platz 1

Preisgruppe

blocher partners GmbH

Architektur

Land Niedersachsen

Bauherren

studiobrand 3Dvisuals

Visualisierung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2014
    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Die international tätigen Architekten von blocher partners gestalten das
niedersächsische Parlament. Das Hohe Haus zeigt sich transparent und offen
für Debatten und Bürger.

Nach knapp drei Jahren Bauzeit wurde am 27. Oktober 2017 der neue Plenarsaal des Niedersächsischen Landtages im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeweiht. Das Projekt wurde 2019 mit dem #BDApreis Niedersachsen ausgezeichnet.

Transparenz als zentraler Entwurfsgedanke:
Die Architekten von blocher partners verwandelten das von Dieter Oesterlen in der Nach-kriegszeit entworfene Baudenkmal in ein modernes Parlamentsgebäude. Offenheit und Transparenz prägen das Hohe Haus. Besucher erleben das Parlament und seine Arbeit fortan unmittelbar. Dafür sorgen die zentrale Portikushalle mit direktem Blick ins Parla-ment sowie der von Grund auf neu konstruierte Plenarsaal mit Presse- und Besuchertri-bünen. Das Halbrund fasst 150 Abgeordnete sowie 261 Besucher. Seine Stirnseite, die Präsidiumswand, bietet Blickbezüge zur Stadt. Darüber thront das von blocher partners und der Kommunikations‎agentur typenraum entworfene neue Niedersachsen-Ross aus Gla-selementen. Das Symbol für transparente Politik zeigt außen die Kontur des Landes Niedersachsen.
Aus den sich überlagernden Glaselementen wächst ein stilisiertes Ross, das Abgeordnete wie Besucher aus allen Perspektiven begrüßt. Die Portikushalle wurde zum Bürgerforum,
von dem aus Besucher die Arbeit des Parlaments hautnah erleben.


Architektur und Innenarchitektur aus einem Guss:
Einen Plenarsaal von Grund auf neu zu errichten, heißt, sich Gedanken zu machen, wie
Demokratie heute funktioniert und wie sie sich präsentiert, vor allem wie sie sich ihren Bürgern öffnet. Transparenz war daher auch der Leitgedanke beim vollständigen Umbau des historischen Bauwerks. Es ging darum, Debattenkultur im Zeitalter sozialer Netzwer-ke in die Gesellschaft zu tragen. „Ein Plenarsaal mit Licht, Luft und Leichtigkeit“, lobte der NDR bereits diesen Ansatz.


Das Hohe Haus zeigt Architektur und Innenarchitektur aus einem Guss. blocher partners
realisierten eine zeitlose Moderne. Im Mittelpunkt stehen die Menschen, nicht die Technik. Die Decke mit ihrer dezent illuminierten Wölbung über dem Platz des Landtagspräsiden-ten integriert beispielsweise unsichtbar Filter, Kühlung, Akustikelemente mit Schallabsorp-tion sowie einen Rauchabzug.


Die Abgeordneten sind umgeben von hellen, frischen Flächen und warmem Holz, große,
vertikale Fensterflächen rhythmisieren den Plenarsaal. Auf beiden Seiten erheben sich Sprecherkabinen, Sitzlogen und Besuchertribüne in Nussbaum. Die barrierefreie Presse-tribüne wurde so platziert, dass Besucher vom ersten Obergeschoss des Foyers direkt in den Plenarsaal blicken.


Im Grunde ein Neubau:
Energetisch wie technisch ist das Haus auf dem neuesten Stand. „Nur die Hülle des alten Gebäudes bleibt stehen, sonst wird alles abgerissen“, fand der NDR während eines Bau-stellen-Rundgangs im März 2015. Genau darin bestand die Herausforderung für die Archi-tekten von blocher partners. Hinter der renovierten, denkmalgeschützten Fassade ent-stand ein veritabler Neubau. Das machen die Zahlen deutlich: 4000 Kubikmeter Beton, 300 Tonnen Stahltragwerk und 700 Tonnen Bewehrung wurden verbaut – das entspricht dem Volumen von rund 100 Einfamilienhäusern. Dazu kamen rund viereinhalb Kilometer Lüftungsrohre und drei Kilometer Wasserrohre, 1.600 Sprinklerköpfe und 125 Brand-schutzklappen. Zeitweise waren rund 40 Unternehmen mit bis zu 100 Arbeitern auf der Baustelle tätig.


Herausforderung Denkmalschutz:
Nach langen Diskussionen über Abbruch und Neubau entwickelten blocher partners ein zeitgemäßes Konzept: Der Landtag wurde entkernt und neu errichtet. Eine zentrale Porti-kushalle entstand, von der aus Besucher durch gläserne Wände und über die Pressetribü-ne hinweg die Arbeit des Parlaments live verfolgen. Alle Arbeiten erfüllen die Vorgaben des Denkmalschutzes. Die alte Fassade aus verwitterten Granitplatten hat ihren angestammten Platz gefunden ebenso wie die drei Bronzeskulpturen von Jürgen Weber (Sonnen-, Sturm- und Regenwind).


Der Charakter des Hauses sollte bewahrt bleiben. „Respekt zollten wir nicht nur dem Ho-hen Haus selbst, sondern der Leistung unserer Vorgänger“, sagt Wolfgang Mairinger, Se-nior-Partner bei blocher partners. „Um nur zwei herauszuheben: Georg Ludwig Friedrich Laves gab im 19. Jahrhundert dem Schloss sein klassizistisches Gepräge, und Dieter O-esterlen verwandelte die Schlossruine im 20. Jahrhundert in ein Parlament. Beide Male ging es nicht ab ohne größere Umbauten und Änderungen am ursprünglichen Plan. Und auch wir sahen uns in einer Position, das Alte respektvoll in eine neue Zeit zu bringen: Das Bewährte zu übernehmen, etwa die Fassade, die Dieter Oesterlen kontrapunktisch zum klassizistischen Schloss entwickelt hatte und die unter Denkmalschutz steht – und die Chancen der Veränderung zu sehen, zu artikulieren und schließlich zu ergreifen.“

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verwandlung des Bauwerks Niedersächsischer Landtag wird als gelungenes Beispiel für die umfassende Anpassung eines historisch bedeutsamen und unter Denkmalschutz stehenden Ensembles an die veränderten Anforderungen in Funktion, Ästhetik, Atmosphäre und Komfort der heutigen Zeit gewürdigt. Durch die Verlagerung des ehemaligen Foyers in den westlich anschließenden Gartenhof, wurden nicht nur die für die im Plenarsaal benötigten Funktionsflächen für Publikum und Pressevertreter geschaffen, sondern für das Zentrum der niedersächsischen Demokratie eine neue transparent-großzügige Atmosphäre entwickelt. Durch die kluge „Drehung“ der ursprünglichen Ausrichtung des Saales um 180 Grad entsteht nicht nur eine neue, ablaufgerechte, logische Raumfolge, sondern die Öffnung und Durchlichtung des gesamten Landtages als Ausdruck unseres heutigen Demokratieverständnisses. Dabei spiegeln die Raumfolgen nicht nur das gewandelte Selbstverständnis unserer Zeit, sondern auch die unterschiedlichen Zeitschichten und Herrschaftsformen, die unsere Gegenwart geprägt haben: klassizistisch-herrschaftlicher Portikus von Laves und die Nachkriegsarchitektur von Oesterlen verbinden sich durch die Sanierung und Neudefinition durch blocher partners zu einem Amalgam unterschiedlicher Baustile, das unter Wahrung von Fassade und Kubatur, Duktus und Habitus des Bestandes ein äußerst gelungenes Beispiel für die Fortschreibung bestehender Bausubstanz in eine neue Nutzungsepoche darstellt.
Plenarsaal

Plenarsaal

Landtag Niedersachsen Fassade

Landtag Niedersachsen Fassade

Plenarsaal, Blick ins Foyer

Plenarsaal, Blick ins Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Sitznische, Flur

Sitznische, Flur