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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Neubau Feuerwehrhaus Leingarten

ein 2. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 13.000 EUR

Frank Heinz, Freier Architekt BDA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser überraschen mit einem radikalen Konzept. Die Topographie des Grundstücks nutzend wird das Baukörpervolumen in den Hangverlauf eingeschoben. Der Neubau formuliert damit nur zwei Fassaden: die begehbare Dachfassade, eine große Landschaftsterrasse, sowie die Gebäudefassade nach Norden der Gemeinde hin zugewandt. Die mit dem Konzept verbundene Haltung nicht ein solitäres, freistehendes Feuerwehrgebäude zu entwickeln, sondern aus der Landschaft und ihrer Topographie heraus einen Entwurf abzuleiten, wird begrüßt und stellt eine eigenständige Antwort auf die gestellte Bauaufgabe dar. Ergänzend zur horizontalen Erscheinung schlagen die Verfasser einen in der Landschaft frei stehenden vertikalen Turm vor. Er markiert selbstverständlich im Landschaftsraum den nord-westlichen Abschluss des Geländes. Die Zufahrt von der Landesstraße L1105 sollte in ihrer Führung optimiert werden. Die Trennung von Alarmzufahrt und Alarmausfahrt ist gelöst.
Gliederndes Element des Entwurfes stellt ein Atrium dar, das die Funktionsbereiche Fahrzeughalle von den Bereichen Einsatz und Übungsabwicklung, Ausbildung, Aufenthalt und Verwaltung trennt. Dieses räumlich sehr interessante Angebot führt jedoch zu sehr problematischen Funktionsabläufen. Die Wege über das Atrium in die Umkleiden und von dort in die Fahrzeughalle sind entschieden zu lang. Die Einsatzzentrale und der Lagebesprechungsraum sind falsch platziert und müssten an die Halle angebunden werden. Dies wäre zwingend in einer Überarbeitung nachzuweisen. Zudem muss die Werkstatt der Fahrzeughalle angegliedert bzw. angefügt werden. Die im Obergeschoss situierten Schulungs- und Aufenthaltsbereiche sind gut gelöst.
Während der Entwurf eine interessante Auseinandersetzung mit der Landschaft zeigt, bleibt die Gestaltung der Parkierungsflächen schematisch. Hier wünscht sich das Preisgericht eine sensiblere und dem Landschaftsraum angemessenere Lösung. Die vorgeschlagene Materialität der konstruktiven Bauteile und der Fassaden ist nachvollziehbar.
Eine wirtschaftliche Realisierung ist gegeben, insbesondere, da die Arbeit, die aus der Bewältigung der anspruchsvollen Topographie notwendigen Wand- und Abfangkonstruktionen zu einem entwurfsprägenden Ansatz macht. Der Neubau selbst fängt den Hangverlauf ab. Das energetische Konzept folgt dem architektonischen und schlägt zur Raumkonditionierung die Nutzung der Wände gegen Erdreich als Wärmereservoir vor. Durch die Ausrichtung des Gebäudevolumens kann auf zusätzlichen Sonnenschutz verzichtet werden. Damit können auch der Betrieb und die Unterhaltskosten wirtschaftlich erwartet werden. Dem Verfasser gelingt es mit einem überraschenden Konzept auf Ort und Aufgabe eigenständig und identitätsstiftend zu antworten. Die Gebäudestruktur kann und muss jedoch auf die Mängel in den Funktionsabläufen reagieren.