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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Ersatzneubau der Europaschule Hagenow mit Sporthalle

3. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

puppendahlarchitektur GmbH

Architektur

michellerundschalk GmbH landschaftsarchitektur und urbanismus

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Stadträumliche Einbindung
Verbunden durch einen eingeschossigen Funktionstrakt bildet die Arbeit zwei sich sehr kompakt darstellende Baukörper aus, welche durch Ihre Anordnung einen süd-östlichen öffentlichen Vorplatz mit Einbindung des Hortgebäudes sowie nord-westlich einen großen gemeinsamen Schulhof mit Übergang in die Parkanlage jeweils zweiseitig einfassen. Die Höhenstaffelung zwischen Sporthalle (2-3 Geschosse), „Verbinder“ (eingeschossig) und Schulgebäude (4 Geschosse) fasst maßstäblich den Vorplatz gut und vermittelt zum benachbarten (auf dieser Ebene eingeschossigen) Hortgebäude. Die Höhe der Sporthalle entspricht leider in den Darstellungen nicht der realen Höhe einer ebenerdig erschlossenen Halle incl. Dachkonstruktion etc. und müsste bei einer Weiterbearbeitung entsprechend angepasst werden, wobei die Hauptansicht der Sporthalle von der südlichen Zufahrt dann einer differenzierteren Durcharbeitung bedürfte. Insgesamt wird die städtebauliche Einordnung aber als angemessen und gut gelöst eingeschätzt.

2. Architektonische Qualität
Die Wahl eines rotbraunen Verblendsteins als einheitliches Fassadenmaterial über den Gesamtkomplex bestimmt den Gesamteindruck maßgeblich und trägt damit zur ruhigen und insgesamt in sich stimmigen Wirkung des Projektes bei. Dabei wirkt die Schule jedoch eher großstädtisch, was am Standort sicher hinterfragt werden könnte. Die klare Gliederung der Fensterbänder und die horizontale Betonung der Sturz- und Brüstungsbereiche wirken hochwertig und strahlen Beständigkeit aus.

3. Innere Funktion und Innenraumqualitäten
Lage und Auftakt des Weges ins Schulgebäude hinein sind richtig und angemessen gewählt und ermöglichen gleichzeitig eine gute Verbindung zwischen Schule und Sporthalle. Der zentrale Ausgang aus der Halle in Richtung Schulhof unterstützt die Wirkung dieses Raumes als „Gelenk“ und Treffpunkt. Als Aula und Atrium eignet er sich allerdings aufgrund seiner weitgehenden Eingeschossigkeit sowie seiner Kreuzungsfunktion eher weniger. Leider bleibt die Halle jedoch der einzige Raum im Gebäude mit einer explizit gestalteten innenräumlichen Qualität. Die übrige Grundrissorganisation zeugt von hoher Effizienz, großer Logik, Kompaktheit und Wirtschaftlichkeit, unterstützt allerdings die Anregung der Schüler im Erleben von Gemeinschaft und Differenzierung nicht ausreichend. Die Verkehrsflächen sind absolut minimiert und lassen in den Pausen Bewegungseinschränkungen erwarten. Das gilt maßgeblich für die nur zwei Treppenhäuser, welche jeglichen Reiz entbehren. Auch die Wegeführungen im EG bedürften einer erheblichen Aufweitung, um eine Grundorientierung im Gebäude zu ermöglichen. Das „Stapeln“ der verschiedenen Schulformen bildet einen sehr kompakten Baukörper – ein überzeugendes räumliches Angebot zur erkennbaren differenzierten Erschließung der Regionalschule im 2. und 3. OG fehlt allerdings.
Die Jahrgangsinseln sind erkennbar, aber sehr eng und schlecht belichtet. Eine eindeutige Zuordnung ist nicht erkennbar. Es entsteht das Gefühl, die Schüler sitzen auf dem Flur. Die Jahrgangsinseln sollten Rückzugs- und Lernorte sein. Dies sollte deutlicher zum Ausdruck kommen.
Das Atrium ist vorhanden. Baulich wird es nur dem Erdgeschoss zugeordnet. Insgesamt wird ein selbständiges Arbeiten der Schüler durch die sparsamen Bewegungs- und Verkehrsräume erschwert. Es fehlen Verbindungswege.

4. Erschließung und Freiflächenqualität
Die Arbeit zeichnet sich durch einen sehr sparsamen Umgang mit der Ressource Grundstück aus. Die einladende Geste eines großzügigen Vorplatzes überzeugt, verknüpft Sporthalle, Schule, Hort und Kita und ist für die Öffentlichkeit autofrei nutzbar. Der Vorplatz ist auch als Pausenbereich für höhere Klassen nutzbar. Die Fläche ist als Aufenthaltsort in guter Qualität detailliert ausgearbeitet. Die nordwestliche Grundstücksfläche ist als Pausenhof für Grundschüler in ruhiger Lage hervorragend platziert und entworfen. Die Schulgarten- und Spielfunktionen sind an der nördlichen Grundstücksgrenze gut untergebracht.

5. Technische Ausrüstung / Energetisches Konzept
Zum haustechnischen und energetischen Konzept werden keine vertieften Aussagen getroffen. Es werden eine „Baukerntemperierung“ in Kombination mit einer Wärmepumpe, eine Photovoltaikanlage sowie die Nutzung von Regenwasser für die WC-Spülungen in Aussicht gestellt. Aufgrund des erwartbar günstigen Hüllfläche-Volumen-Verhältnisses ist von einer wirtschaftlichen Betreibung auszugehen.

Wirtschaftlichkeit
Die sehr effiziente Grundrisslösung in Verbindung mit dem kompakten Baukörper und den absolut effizient angelegten Erschließungsflächen lassen eine gute wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Das wird von einem günstigen Hüllfläche-Volumen-Verhältnisses unterstützt. Eine teilmodulare Bauweise durch Fertigteile ist denkbar. Die Fassade aus Verblendern ist zwar in der Investition kostenintensiv, lässt aber dafür geringe Instandhaltungsaufwendungen erwarten.