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Studienauftrag | 09/2019

Gesamtsanierung eines Geschäftshauses in Zürich-Seefeld (CH)

Ansicht zum Zürichsee

Ansicht zum Zürichsee

Gewinner

C.F. Møller Architects

Architektur, Landschaftsarchitektur

Emmer Pfenninger Partner AG

Fassadenplanung

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

BLM Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

IBG B. Graf AG Engineering

TGA-Fachplanung

AFC Air Flow Consulting AG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Modernisierung eines ikonischen Schweizer Bürogebäudes aus den 1970er Jahren in ein hochgradig nachhaltiges Gebäude, das sich in die Umgebung eines Parks am Zürichsee einfügt und zu einer neuen Attraktion für seine Nutzer und die Bürger Zürichs wird.

Das technisch veraltete Bürogebäude an der Bellerivestrasse 36 aus dem Jahr 1974 wird in ein modernes und nachhaltiges Gebäude umgewandelt. Die Fassade des Gebäudes wird zu einer optimierten, energieeffizienten, lichten und transparenten Fassade mit auskragenden Solarpaneelen belebt, die Strom produzieren und gleichzeitig den Innenraum vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. 

Das Innere besteht aus Büroflächen in variablen Mieteinheiten, die über ein neues Atrium mit einer eingestellten Spiraltreppe vertikal miteinander verbunden werden, das Synergien schafft und den Wissenstransfer zwischen den verschiedenen Ebenen fördert. Die zentrale Lage des Atriums vermittelt den Nutzern des Gebäudes Identität und ein Gefühl der Zugehörigkeit. 

Bestehende steinerne Dachterrassen werden in begrünte Flächen umgewandelt und an den Park angebunden, um das von den Dächern abfließende Regenwasser in den Boden zu leiten und zur Biodiversität für Pflanzen und Mikroorganismen beizutragen. 

Die Eingänge werden herunterskaliert, so dass Nutzer und Passanten das Gebäude auf Augenhöhe wahrnehmen. Dies bricht auch Fallwinde an der Fassade und schafft wettergeschützte Aufenthaltsbereiche im Freien.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektonische Qualität / Lösungsansatz energetische Fassadenerneuerung

Die Projektverfasser streben an, mit der energetischen Fassadenerneuerung den Ausdruck des Gebäudes komplett zu transformieren. Dies soll durch den innovativen Ansatz erreicht werden, die PV-Module mit dem Element eines Vordachs zu vereinen.
Lediglich zwei Elemente definieren den Ausdruck Fassade: Die hellen Photovoltaik-Vordächer sowie die reflektierenden, geschosshohen Glasflächen.
Das Bestandesgebäude erhält durch die raumhohen Verglasungen und den hellen PV-Vordächern einen offenen Charakter. Eine von der Seeuferpromenade sichtbare, skulpturale Wendeltreppe dient als neues Identifikationsmerkmal und verstärkt zusätzlich die Präsenz des Gebäudes zum See hin.
Die Ausbildung der Abschlussdetails von Terrasse und Brüstung sind unterschiedlich ausgeführt und sind in der konstruktiven Zusammenführung eine Herausforderung. Grundsätzlich ist ein steilerer Neigungswinkel aus Sicht der PV-Produktion an der Ost- und Westfassade zu begrüssen. Die PV-Elemente an der Südfassade weisen einen fast idealen Winkel auf. Die Fassaden produzieren im Tagesverlauf und über das Jahr einen ausgeglicheneren Ertrag als eine Dachanlage.

Aussenraumkonzept

Auf der Seeseite erfolgt eine grosse Transformation der Rasenflächen durch Entfernen der trennenden Hecke und durch die Anlage extensiver und artenreicher Bepflanzung. Die Seeuferanlage wird nicht tangiert, jedoch als Inspiration für die hausnahe Gestaltung herangezogen, indem die Natursteinblöcke als Sitzmöglichkeiten dort wieder eingesetzt werden. Ein einziger Weg verbindet das Restaurant mit der öffentlichen Parkanlage. Dadurch ist sichergestellt, dass die gebäudebezogenen Aufenthaltsflächen im Erdgeschoss ihren privaten Charakter wahren. Das neue Vegetationskonzept wird bis an die Bellerivestrasse gezogen und vermag eine neue Schicht in den sonst bestehenden Strukturen zu generieren. Die Porphyrflächen werden sichtlich reduziert, was wiederum die Verkehrsflächen stärker heraushebt und in dieser Art eher als Schwächung erscheint.

Grundrisslösungen

Der Eingang und die Rezeption bleiben am bestehenden Ort. Vor der Rezeption öffnet sich neu eine Sichtachse zum See, welche die Verortung des Gebäudes in unmittelbarer Nähe zum Seeufer bei der Ankunft ins Gebäude spürbar macht. Die gut platzierte, repräsentative Wendeltreppe bespielt den Gemeinschaftsbereich, ohne die Sicht zum See zu beeinträchtigen.
Es befinden sich zahlreiche Sitzungsräume in der Nähe der Rezeption. Die Verteilung der Versorgungskerne ermöglicht eine flexible Nutzung dieser Flächen als zusammenhängende Mietereinheiten. Die die Fluchtwegführung müsste jedoch angepasst werden.
Das neue Restaurant verbleibt am bestehenden Ort, erhält jedoch ein funktionales, modernes Layout, welches auf die Doppelaufgabe als öffentliches und Mitarbeiter-Restaurant eingestellt ist. Neu erhält das Restaurant einen Eingang zur Seite Bellerivestrasse. Der neue Lift und die neue Treppenanbindung zu der Tiefgarage sind schlüssig beim Eingang Bellerivestrasse verortet. In der Tiefgarage befinden sie sich in unmittelbarer Nähe behindertengerechte Parkplätze.
Ebenfalls öffnet sich das Restaurant mit einem zweiten Eingang über eine grosszügige Terrasse für die Laufkundschaft von der Seeuferpromenade. Mit dem neuen Pflanzkonzept und der Auslichtung der dichten Hecken erhält das Restaurant zur Seeuferpromenade eine gute Sichtbarkeit.
Die Verteilung der Versorgungskerne sowie die Aufteilung der Mieterflächen ermöglicht eine flexible Nutzung als Single- oder Multi-Tenant Bürohaus mit bis zu 27 Mietereinheiten.
Die repräsentative Wendeltreppe, welches bis zum 6. Obergeschoss reicht, ist in der Erschliessungsfläche gut platziert, sodass eine schlüssige Aufteilung in Mietereinheiten in den Obergeschossen nicht beeinträchtigt wird. Die brandschutztechnischen Anforderungen sind noch im Detail zu studieren.
Die WC-Kern-Verortung des Ostflügels sowie die Fluchtwegführung ab dem 4.Obergeschosses sind noch nicht überzeugend gelöst.

Aktivierung Dachterrassen

Die befestigten Terrassenflächen werden auf ein sinnvolles Mass reduziert, der freiwerdende Raum mit Stauden artenreich bepflanzt.
Die Aufenthaltsqualität der Dachterrassen wird durch die vorgesehenen Massnahmen klar gesteigert. Die Reduzierung der Aufenthaltsflächen mit der Schaffung einer diversen Pflanzenkulisse erachtet die Jury als eine ansprechende Lösung für die Aktivierung der Aussenflächen auf den Geschossen.

Bewilligungsfähigkeit / Verstösse gegen die Bestandesgarantie

Insgesamt ist das vorliegende Projekt als bewilligungsfähig einzustufen.
Die bestehende Fassadenebene müsste exakt eingehalten werden, was beim vorliegenden Projekt nicht der Fall ist. Weiter müssten einzelne Verschleifungen und Begradigungen des Volumens, insbesondere hinsichtlich der Flächen im 6.Obergeschoss, genauer geprüft werden.

Fazit

Die Jury erachtet das Projekt von C. F. Møller, insbesondere aufgrund der auffallenden Fassadengestaltung und der insgesamt guten Bearbeitung durch eine differenzierte Auseinandersetzung mit den gestellten Anforderungen, als eine überzeugende Lösung für die gestellte Aufgabe.
Atrium

Atrium

Eingang

Eingang

Terrasse

Terrasse