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Mehrfachbeauftragung | 10/2019

Parkufersteg über die Eyach in Balingen

2. Rang

Cheret Bozic Architekten

Architektur

knippershelbig GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Bietergemeinschaft Cheret/Helbig aus Stuttgart schlägt als Brückentyp eine Rahmenbrücke vor, die aus einer fugenlosen und starren Verbindung des blockverleimten Holzquerschnitts mit Widerlagern aus Stahlbeton entsteht. Diese sogenannte „integrale Brücke“ wurde bereits bei der Remstalgartenschau 2019 als Prototyp der „Stuttgarter Brücke“ entwickelt.
Der innovative Charakter der Konstruktion wird von der Jury positiv gewürdigt; im Hinblick auf eine den Standort prägende konstruktive Lösung mit hohem Identifikationscharakter für die Gartenschau 2023 wird die Weiterentwicklung einer bereits mit der Remstalgartenschau verknüpften Brücke kritisch beurteilt.
Die Brückenform mit dem über der Flussmitte liegenden Versatz wird aus dem Bewegungsfluss der Radfahrer entwickelt. Durch den Versatz bilden sich vom Radverkehr geschützte Ausblickplateaus über die Flussaue. Während die störungsfreie Aussicht über den Fluss funktional positiv beurteilt wird, wird die gestalterische Auswirkung auf die Brücke kontrovers betrachtet.
Die Einbindung in das Wegenetz ist gegeben, allerdings können nicht alle Anschlüsse durchgehend überzeugen. Vor Allem die östliche Einbindung an das Wegenetz führt zu einem ungünstigen, spitzwinkligen Anschluss.
Gestalterisch wirkt die Kombination der Materialien gelungen, der Überbau aus eingefärbtem acetyliertem Holz mit Perforationen harmoniert mit dem konstruktiven Holzquerschnitt, den Widerlagern aus Stahlbeton, dem Handlauf aus Holz und dem Belag in Textilbeton. Insgesamt überzeugt die Ästhetik der Brücke, die sich über die harmonische Fügung von konstruktivem Holzunterbau und dem massiv gehaltenen Überbau ergibt. Jedoch wurde die zweifarbige Materialität kontrovers diskutiert.
Durch das untenliegende Tragwerk und die weit eingerückten Widerlager erfolgt ein Einschnitt in das HQ 100 Profil, ein ausreichender Freibord ist nur in Brückenmitte eingehalten.
Aufgrund der kompakten Bauform und des minimierten Materialeinsatzes kann der Entwurfsverfasser eine im Vergleich kostengünstige Variante anbieten; auch die Aussagen zu Unterhalt und Lebensdauer werden beantwortet. Die ständige Kontrolle der Feuchtigkeit in der Holztragekonstruktion durch Monitoring wird schlüssig erläutert; im Hinblick auf noch fehlende Langzeiterfahrungen ist der Zuspruch seitens der Jury nicht durchgängig. Insgesamt schlagen die Entwurfsverfasser ein innovatives und gestalterisch durchdachtes Konstruktionskonzept vor, das allerdings für den Landschaftsraum an dieser Stelle nicht als geeignete, sinnfällige Antwort erscheint. Trotz des versierten Entwurfes und einer hohen Qualität sämtlicher Details wirkt die Brücke sehr präsent und greift den Ausdruck einer leichten Brückenkonstruktion im Kontext dieser Landschaft kaum auf.