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Studienauftrag | 06/2007

Gartenstadt am Friesenberg

Sieger

Graber Pulver Architekten

Architektur

4d Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

b+p baurealisation ag

Architektur

PIRMIN JUNG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Zum Projekt
Dem Projekt liegt die Idee zu Grunde, jeder Wohnung in der neuen Bebauung einen starken Bezug zum privaten oder gemeinschaftlichen Garten zu geben und damit eine wichtige Qualität der Gartenstadtidee in der bestehenden Siedlung zu erhalten. Trotz der im Vergleich zu vorher mehr als doppelt so hohen Dichte verfügt die Hälfte aller Wohnungen über einen privaten Garten mit Veranda und somit auch individuellen Zugang. Die anderen Wohnungen in den Obergeschossen weisen auch eine grosszügige Loggia und zusätzlich nach Nordwesten hin eine attraktive Sicht auf die Stadt im Limmattal auf. Diese Qualitäten sind möglich dank dem Entscheid, mehrheitlich nur zwei- bis dreigeschossige Bauten vorzuschlagen. Die langen, schmalen Zeilenbauten orientieren sich in städtebaulicher Hinsicht an der bestehenden Struktur und weisen ein einfaches aber vielfältig bespielbares, typologisches Konzept auf, welches durch die grossen, über die gesamte Gebäudetiefe aufgespannten Wohn- Ess- und Kochbereiche geprägt ist und eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnungsvarianten ermöglicht. Jede Wohnung hat so einen Bezug in die zwei unterschiedlichen Aussenbereiche, die alternierend entweder als belebter, ‚kommunikativer Erschliessungsraum oder als ruhiger eher privater Gartenbereich ausgebildet sind. Die unterschiedlich starken Krümmungen der verschiedenen Zeilen mit ihren grosszügigen Veranden (in Anlehnung zum amerikanischen ‚Porch) generieren innerhalb der Zwischenräume eine räumliche Hierarchie, welche dieser neuen Siedlung eine zusätzliche, eigene räumliche Identität verleihen wird.

Städtebau
Die Disposition der Bauten hat verschiedene Verbesserungen erfahren. Zum einem sind insbesondere entlang der Friesenbergstrasse die Zeilen wieder ‚gestaffelt’ angeordnet, wodurch die Siedlungszwischenräume in offenerem räumlichen Fluss in den umgebenden Quartierraum übergehen. Die hangoberste Reihe besteht neu aus vier Gebäudezeilen und ist um die Tiefe der Loggia an die südliche Arealgrenze gerückt (neu 8 statt 10m Grenzabstand (siehe Fragenbeantwortung vom 30.03.2007). Der zusätzliche Durchstoss soll eine grössere Durchlässigkeit und somit auch zusätzlichen Lichteinfall bewirken. Die vier Zeilen führen trotz erhöhter Bebauungsdichte das dem Erscheinungsbild des Friesenberg zugrunde liegende Thema der Gartenstadt weiter. Die ‚introvertierten’ Siedlungszwischenräume der neuen Anlage schaffen gegenüber den umliegenden sich stark gleichenden Siedlungen eine klare Identität und Eigenständigkeit. Nach wie vor profitieren die Wohnungen entweder von privaten Gärten oder einer Loggia als erweiterter Wohnraum. Die Wohnungen ab dem ersten Obergeschoss haben alle nordseitig Aussicht auf die Stadt (Firsthöhe unterhalb Höhe Fensterbrüstung der oberen Zeile).

Optimierung der Flächen
Sämtliche Wohnungen wurden flächenmässig und im Volumen im Schnitt um ca. 5% optimiert (ca. -790 m2 HNF; -2155 m2 Geschossfläche). Dies wirkt sich sowohl auf die Gebäudetiefe wie auch in die Länge der Zeilen aus, die Loggien sind zudem von 2.40 auf 2.00 Meter Tiefe reduziert worden. Die Reduktion der Flächen und somit auch der Volumen kommt in Kombination mit den Massnahmen aus Punkt 1 dem etwas geweiteten Aussenraum zu Gute und hilft, die Kosten zu senken.

Wohnungstypen
Die Gebäudestrukturen und Wohnungstypen weisen nach wie vor eine Vielfalt von verschiedenen Bespielbarkeiten auf; innerhalb der starken Gesamtform kann flexibel auf Änderungen im Wohnungsschlüssel reagiert werden. Ca. 25% der Wohnungen (v.a. die grösseren Wohnungen) werden über die privaten Loggien erschlossen, die anderen sind entweder direkt vom Erschliessungsraum erreichbar (Maisonetten, Reihenhäuser) oder wie der grösste Teil der Geschosswohnungen direkt über das Treppenhaus zugänglich. Neu werden in der Zeile 2 schon in der ersten Etappe jeweils an den Stirnseiten Reihenhäuser angeboten, wobei die Gesamtzahl der Reihenhäuser nur unwesentlich zugenommen hat (Abtausch in Zeile 4) Über die Lage der Küchen, d.h. Wohnen oder Essen im Norden zur Aussicht oder im Süden zur Loggia, können die Wohnungen sehr individuell bespielt werden.

Subventionierbarkeit nach WBS
Bezüglich Subventionierbarkeit ist folgendes zu bemerken: Die maximalen Erstellungskosten (BKP 1-5) einer (z.B.) 4.5 Zimmerwohnung beträgt nach WBS: 332\'500.- (35\'000 x 9.5 Punkte) Bei einem ausgewiesenem HNF – Preis von 2\'911.-Fr/m2 (Berechnungen b+p) kann eine subventionierte 4.5 Zi.-Whg maximal 114 m2 gross sein. Da die geplanten 4.5 Zimmerwohnungen im vorliegenden Projekt höchstens 110.5 m2 gross sind, fallen alle unter die zulässigen maximalen Beträge der WBS. Das Gleiche gilt auch bei den anderen Wohnungstypen, bzw. - Grössen.

Architektur und Konstruktion:
Verschiedene Massnahmen in der architektonischen Durchbildung sollen Vereinfachungen bzw. Kosteneinsparungen bringen: Die Loggien werden neu mit Bodenplatten in Zement (EG) und vorfabriziertem Betonplatten (1. OG) ausgeführt, die Nordfassaden werden nicht mehr in der Tiefe gestaffelt und nur noch über die Holzelemente gegliedert. Die inneren Wandstärken wurden im Rahmen der zulässigen Normen optimiert. Zudem wurde der Glasanteil auf insgesamt unter 30% gesenkt, die Fenstereinteilungen wurden vereinfacht (keine Schiebefenster, keine Kämpfer in den Wohnräumen unter Dach).

Holzbau oder Massivbau:
Weiteres Sparpotential besteht in der Materialwahl der Fassade. Wir meinen, dass ein späterer, aufgrund von genaueren Kostenberechnungen vorzunehmender Wechsel zu einem konventionellen Aufbau mit einer verputzten Aussenisolation architektonisch zu bewältigen ist und wohl auch Kosten einspart, längerfristig aber eher weniger nachhaltig ist. Die im Moment vorgesehene Konstruktionsweise (Trockenbauweise mit Holzelementen, Holz- Betonverbunddecken) hilft ausserdem die Bauzeit sehr kurz zu halten, was uns bei einem Ersatzneubau (kürzere Ausmietzeit) umso wichtiger erscheint. Generell sind die Lärmimmissionen bei einem Holzbau niedriger, als bei einer konventionellen Bauweise, zusammen mit der kürzeren Bauzeit können die Belastungen deutlich tiefer gehalten werden. Dank der inneren Oberflächen in Holz (z.B. Deckenuntersichten) kann beim Ausbau im Sinne eines gepflegten Rohbaus auf weitere Verkleidungen mindestens teilweise verzichtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau / Architektur
Städtebaulich nimmt das Konzept das am Friesenberg vorherrschende Prinzip der gleichmässigen Baufelder auf und verfolgt ein klares Ordnungsprinzip. Es handelt sich um ein spezifisches atmosphärisches Projekt, das in kontinuierlicher Arbeit entwickelt wurde. Der FGZ eröffnet das Projekt die Chance, reihenhausähnliches Wohnen zu ermöglichen und in der Stadt Zürich einmaligen Wohnraum im Kontrast zu den Grossbauten der Gegenwart anzubieten.
Die Disposition der vier leicht geschwungenen Gebäudezeilen lehnt sich an die bestehende Situation der Reihenhäuser an und zeichnet die Topographie des Hanges nach. Die Zeilen sind durch ihre Geometrie so zueinander angeordnet, dass sich die beiden Haupterschliessungsräume der Siedlung je zu einem länglichen Platz ausweiten. Das Projekt besticht durch seine Grosszügigkeit, geschaffen durch die Klarheit der Bauten und Zwischenräume. Durch die Staffelung der Zeilen werden der umgebende Quartierraum entlang der Friesenbergstrasse und der offene, gegenüberliegende Landschaftsraum mit den langgezogenen, inneren Siedlungsräumen verwoben.
Das Gefälle des Hanges wird geschickt in den Gebäudezeilen aufgenommen. So sind die Zeilen hangaufwärts gegen Süden hin zweigeschossig und gegenüberliegend, hangabwärts dreigeschossig. Die südlichste (höchstgelegene) Zeile, diejenige der Geschosswohnungen, ist drei- bzw. viergeschossig und ermöglicht am meisten Stadtsicht. Die Wohnungen haben somit einen direkten Bezug zur Umgebung, zu den privaten und gemeinschaftlichen Gärten und bringen so die Qualität einer Gartenstadt geradezu exemplarisch zum Tragen. Auch das individualisierte Wohnen mit klar definierten privaten und öffentlichen Zonen trägt zu einer hohen Akzeptanz und Identität der Siedlung bei.
Am unteren Siedlungsrand, in der Nähe zur Känguruhwiese, sind die kollektiven Einrichtungen wie Kindergarten, Kinderhort und Gemeinschaftsraum mit den entsprechenden Aussenräumen vorgesehen. Die Lage des Gemeinschaftsraumes (etwas peripher, Lärmimmissionen für angrenzende Wohnungen) ist noch zu überprüfen.
Die Tiefgarage ist effizient organisiert und ermöglicht eine gute Etappierung des gesamten Projektes. Die oberste Gebäudezeile ist direkt mit Lifterschliessungen an die Parkierung angebunden. Eine direkte Anbindung der zweitobersten Häuserzeile ist prüfenswert.
Das Projekt ist bis ins Detail behindertengerecht konzipiert und dank der horizontalen Ebene der Erschliessung leicht zugänglich.
Der Verschattung der untersten Gebäudezeile durch die grossen Platanen ist bei der Projektentwicklung Beachtung zu schenken.

Die langen und schmalen Zeilenbauten weisen ein vielfältig bespielbares typologisches Konzept auf, dank dem ein hoher Grad an Flexibilität gegeben ist. Die ausgereiften Grundrisse weisen einen hohen Nutzwert auf. Die grossen, über die gesamte Gebäudetiefe angelegten „Wohnhallen“ mit Ess- und Kochbereichen prägen die Wohnungsgrundrisse. Die Wohnungen orientieren sich so auf zwei Seiten: Sie profitieren südseitig von der Besonnung und nordseitig teilweise von der Aussicht in die Stadt. Südlich, der gesamten Wohnungsbreite vorgelagert, liegt eine Veranda, die sich etwas an der amerikanischen „Porch“ anlehnt. Sie vermittelt zwischen Aussenraum und Innenraum, prägt die Siedlung und verleiht ihr durch den hohen Gebrauchswert einen spezifischen Ausdruck. In der individuell bespielbaren Loggia sieht die Jury einen hohen Wohnwert.
Durch das „Einweben“ der Geschosswohnungen in die Gebäudezeilen nehmen auch diese aktiv am Leben in den Maisonettegärten und den Freiräumen teil. Als positiv wertet die Bauherrschaft, dass sowohl ruhigere, mit Lift erschlossene Geschosswohnungen in der obersten Zeile als auch Geschosswohnungen über den Maisonetten im Herzstück der Siedlung angeboten werden können. Die noch nicht konsequente Erschliessung der Geschosswohnungen via Loggia (teilweise sind sie direkt via Treppenhaus erschlossen) ist zu überdenken, da damit der spezifische Charakter der Wohnungen verstärkt und der Wohnwert erhöht würde.
Teilweise fehlt in den Geschosswohnungen noch genügend Stauraum wie Reduits, Abstellräume und dgl.; hier müsste entweder mit einem Verzicht auf einzelne Wohnungen oder mit Stauraum im Keller reagiert werden. Die gesetzlich vorgeschriebenen Schutzräume sind noch nachzuweisen, ebenso auch, ob die ausgewiesenen Technikräume den gestellten Anforderungen genügen.
Die raumgreifende Geste durch das leicht geneigte Dach sollte zugunsten einer besseren Weitsicht nochmals hinterfragt werden.
Mit der vorgesehenen Konstruktion aus Holz (vorfabrizierter Holzelementbau, Holzverbunddecken) unterstreichen die Architekten die Absicht eines einfachen, naturverbundenen und erdbezogenen Wohnens. Die Bauherrschaft bejaht einen Holzbau, möchte aber die Fassade mit einem Farbauftrag schützen, was sich die Architekten gemäss Aussage an der 2. Zwischenbesprechung vorstellen können. Die Projektarbeit erreicht im Zusammenspiel mit den Bepflanzungen der Gärten einen hohen Grad an „informeller Architektur“ und trägt so zu einem spezifisch geprägten Charakter einer lebendigen Wohnsiedlung für Familien und ältere Leute bei.

Freiraumkonzept
Das Freiraumkonzept orientiert sich strukturell an der Gartenstadtidee mit zeitgemässer Interpretation. Zwei sich aufweitende, ebene Strassen und Platzflächen im Innern der Siedlung bieten Raum für Aufenthalt und Spiel, die Gartenzonen sind Orte für den Rückzug ins Private.
Ein effizientes Wegnetz mit Rampen verbindet die verschiedenen Ebenen innerhalb der Siedlung. Hier wäre eine Reduktion der Rampen zu Gunsten von einfachen Treppenaufgängen denkbar. Der Eingangsplatz, Pflanzgärten und Spielwiese an den Übergängen zum Park und zu den benachbarten Siedlungen müssen teilweise noch präziser formuliert werden.
In diesem Freiraumkonzept bilden ökologische und ökonomische Ziele ebenso eine wichtige Rolle, wie die Gliederung und Zonierung der Gärten und der öffentlichen Freiräume. Beläge, Pflanzen und Pflanzflächen übernehmen jeweils verschiedene Aufgaben. Einerseits werden damit Orte, Räume und Zonierungen im klassischen Sinne gebildet, andererseits sind die Fundationsschichten der Wege und Plätze und die Pflanzflächen auch Retentionsvolumen für das Meteorwasser. Die Pflanzstreifen zwischen den Gärten sind mit verdunstungsstarken Gräsern und Stauden bepflanzt: Binsen (Juncus), Schachtelhalm (Equisetum), Schwertlilien (Iris) und Farne. Es entsteht ein vielfältiges, lebendiges Bild mit diesem Sortiment von Pflanzen, ohne beliebig zu wirken. Obstbäume in den Gärten und die geschnittenen Hecken aus günstigen Wildapfelsämlingen unterstützen die beschriebenen Ziele. Die Bäume über der Tiefgarage scheinen bezüglich der Erscheinung (Erdhügel im Wurzelbereich) etwas problematisch.
Das Freiraumkonzept ist eine gelungene Synthese zwischen Landschaftsarchitektur, Ökologie und Ökonomie und ist ein interessanter und räumlich schöner Beitrag.