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Award / Auszeichnung | 09/2018

Beispielhaftes Bauen Landkreis Konstanz 2011-2018

Berufsschulzentrum Radolfzell mit Außenanlagen

DE-78315 Radolfzell, Alemannenstraße 15

Auszeichnung

BJW Architekten Broghammer Jana Wohlleber

Architektur

Landkreis Konstanz

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Der Entwurf für das neue Berufsschulzentrum ging aus einem VOF-Verfahren mit integriertem Wettbewerb hervor, das 2010 entschieden wurde. Die besondere Herausforderung für den Gebäudeentwurf bestand darin, dass das gesamte Projekt in vier Bauabschnitten bei laufendem Schulbetrieb ohne Provisorien realisiert werden musste.

Die Gebäude der einzelnen Bauabschnitte gruppieren sich als lockeres Ensemble um einen großen, geschützten Schulhof, der sich an seinen Zugängen zu der Umgebung öffnet. Dabei bildet der erste Bauabschnitt Schule und die Sporthalle zum Kreuzungsbereich Mezgerwaidring / Alemannenstraße einen großzügigen Eingangsbereich zur Stadt. Die drei- und viergeschossigen Baukörper der Schulgebäude, die Sporthalle und die Werkstätten treppen sich dem natürlichen Hangverlauf folgend nach Südosten um zwei Geschosse ab. Dabei bilden die Sporthalle und der Neubau für die Werkstätten einen maßstäblichen Übergang zur Wohnbebauung im Norden. Durch die Gebäudeversätze zwischen den einzelnen Bauabschnitten entstehen nach aussen eine „Verzahnung“ mit den Grünräumen der Umgebung und einladende Zugangsituationen zum Schulgelände.

Die beiden Schulgebäude bestehen jeweils aus einem kompakten Atriumtyp, die über eine durchgehende Haupterschließung (Magistrale) räumlich verknüpft sind und die den zur Stadt orientierten Haupteingang mit dem Eingang vom Park verbindet. Zusammen mit den großzügig dimensionierten Innenhöfen entsteht eine klare, übersichtliche und räumlich interessante Erschließung bei gleichzeitig kurzen Wegen. Alle Gebäude sind in massiver Ortbetonbauweise realisiert. Allen Gebäuden liegt ein einheitliches Materialkonzept zugrunde. Für die Aussenfassaden wurde ein WDVS mit mineralischem Kratzputz beschlossen. Die Fassaden sind durch Fensterbänder stark horizontal gegliedert. Dunkle Metallfenster stehen in Kontrast zu hellen Putzflächen. Die durch die Glasfassaden hindurch sichtbaren Stützen wurden entsprechend einem von Harald F. Müller entwickelten Farbkonzept mit leuchtenden Farben gestrichen. Dadurch entsteht über die Geschosse hinweg eine barcodeartige Rythmisierung der Fassaden. Die Eingänge und die dazugehörenden Vordächer sind durch Betonfertigteile betont.

Im Inneren aller Gebäude wurde versucht mit dem Material Holz eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Holzfußböden (Industrieparkett), Holz- Alufenster und Holztüren stehen im Kontrast zu eher ruppigen Sichtbetonflächen und schaffen im Innern der Schulgebäude eine eher „wohnliche“ Lernatmosphäre.

Außenanlagen
Die Außenanlagen des neuen Berufsschulzentrums Radolfzell gliedern sich in verschiedene Bereiche: Ankommen, sich sammeln, in den Unterricht strömen … der Begrüßungshof empfängt Schüler und Lehrer. Der mit mehrstämmigen Schnurbäumen bestandene Platz wird durch artenreich bepflanzte Stahltröge unterbrochen. Dadurch ergeben sich vielfältige Wegestrukturen, die zum Haupteingang und der neuen Turnhalle führen. Sitzdecks aus Holz laden zur Kommunikation in der Pause ein.

Mit einer freien Rasenfläche bildet der Schulhof die Mitte des Outdoor-Schullebens und fasst die neuen Gebäude mit den Werkstätten und der Turnhalle zusammen. Baumreihen, Wege und Pflanztröge mit Gräser- und Staudenpflanzungen gliedern die Fläche. Westlich des Schulhofs schließt sich die Kultur-Treppe an - eine Treppenanlage, die als Aufenthaltsort aber auch als Tribüne dient. Sie führt nach oben zum Schulpark und endet dort mit einer Baum-Schule, die verschiedene Möbelhölzer zeigt. Ein gewundener Rundweg durchstreift als Lehrpfad die baumbestandenen Wiesen und die offen gehaltene Spielwiese. Heimische Solitärbäume bilden eine grüne Kulisse und schaffen Abstand zum Wohngebiet.

Die beiden Schulgebäude umschließen jeweils einen Innenhof – diese sind durch einen mehrstämmigen Solitärbaum und Grünflächen geprägt und bieten Lehrern und Schülern Ruhe im Schulgeschehen. Der Parkplatz der Schule wird mit einer intensiven Bepflanzung zur Straße und Baumpflanzungen eingerahmt. Die Stellplätze sind aus wasserdurchlässigem Pflasterbelag hergestellt.

Kunst am Bau: Harald F. Müller
Tragwerksplanung: Fischer+Leisering Ingenieure, Konstanz
TGA-Planung: Lang und Lang, Ravensburg

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Schulzentrum bietet zurückhaltend gestaltet eine angenehme Lernatmosphäre für junge Menschen in unterschiedlichsten Ausbildungsberufen. Die Erdgeschosszone zeigt sich robust in Beton, innen fein strukturiert. Die gedämmte Putzfassade darüber scheint etwas instandhaltungsintensiver. Die Freianlagen setzen die qualitätvolle Gestaltung im Außenraum fort und laden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende zum entspannenden Aufenthalt und zum Durchschnaufen ein. Es zeigt sich: Weniger ist mehr. Insgesamt ein beispielhafter Ort, dem man den spannenden Planungs- und Bauprozess bei laufendem Schulbetrieb nicht anmerkt