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Award / Auszeichnung | 11/2019

ZV Bauherrenpreis 2019

Stadtelefant

AT-1100 Wien, Bloch-Bauer-Promenade 23/3

Preisträger I Wien

Franz&Sue

Architektur

petz-zt.at

Tragwerksplanung

Schöberl & Pöll GmbH

Bauphysik

BPS Engineering

TGA-Fachplanung

Hoyer Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Innenräume, Möblierung, Lichtgestaltung

  • Projektgröße:

    3.750m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 12/2018

Projektbeschreibung

Miteinander statt gegeneinander! Ein gemeinsames Haus, ein Kreativcluster, ein Arbeits-, Denk- und Vernetzungsort und das inmitten der Stadt. Ein Pionierprojekt: Das Bürogebäude im Sonnwendviertel haben Franz&Sue als GmbH selbst entwickelt, geplant, finanziert und errichtet.

Das gemeinsame Arbeiten auf Augenhöhe und der intensive Wissensaustausch mit anderen ist für alle ein Gewinn. Bis heute entstehen viele der Projekte in büroübergreifenden Arbeitsgemeinschaften. Deswegen haben Franz&Sue gemeinsam mit FreundInnen und KollegInnen ein Herzensprojekt im neuen Sonnwendviertel im 10. Wiener Gemeindebezirk realisiert: den Stadtelefant. Ein Kreativcluster in einem der spannendsten Neubaugebiete Wiens mit einem öffentlichen Lokal und gemeinsamen Veranstaltungsräumen – für Diskussionen, zur Vernetzung und für büroübergreifende Projekte. Das Haus ist ein Pionierprojekt – es ist das einzige Gebäude in diesem von Wohnbauten geprägten Areal, in dem auf allen Regelgeschoßen gearbeitet wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine neue Gründerzeit – in Wien wird so viel gebaut wie lange nicht. Hinterm neuen Hauptbahnhof, im Sonnwendviertel, entsteht ein so genanntes „Quartiershaus“, das sich durch Zurückhaltung abhebt. Aus den Synergien dreier Architekturbüros, die mit Gleichgesinnten eine Errichtungsgesellschaft gründen und gemeinsam als Baugruppe auftreten, entsteht ein robustes achtgeschossige Haus, in dem man arbeitet und wohnt. Dabei zeigt das kreative Kollektiv nicht nur Unternehmergeist, sondern vor allem Mut, lässt einen Bauträger auf dem Weg zurück, als dieser Qualitätsvorstellungen nicht teilt. Man macht sich die zentralen Themen des Gründerzeithauses von 1900 zu eigen, erkennt jene Qualitäten, die man in der Innenstadt zurückgelassen hat, um in der gebauten Realität der Gegenwart heimisch zu werden: hohe, nutzungsoffene, großzügig belichtete Räume und eine tragfähige Konstruktion. Tatsächlich ein bisschen wie bei Otto Wagner: der Architekt als Bauherr. Und doch hat gute Architektur heute weniger Platz in der Stadt, scheinen die Bedingungen schärfer, kalkulierter. Und so findet man im Ausdruck des Gebäudes nirgends ein Zuviel – und doch entsteht eine Fassade. Welche Form nimmt sie heute noch an? „Eine Ästhetik des dritten Blicks“ nennen das die Architekten. Das klingt nur kokett. Ihre Ästhetik der Knappheit ist der tatsächlichen Reduktion der Mittel geschuldet, die dennoch zu einem probaten formalen Ausdruck führt: Ein Haus, auf seine „Kernform“ reduziert, und doch sprechend, weil es der Zeit einen Spiegel vorhält. Denn natürlich ist das auch effizient, nämlich ein Sandwichsystem aus dem Industriebau mit sinnlich nachbearbeiteten Betonoberflächen, nüchtern zusammenfügt mit breiten, dunklen Silikonfugen. Wie die Haut eines Elefanten – nur, dass der gemeinhin keine weit ausladenden Balkonplatten umgehängt bekommt. An einem schwierigen Restgrundstück, einseitig von einer Tiefgarage bedrängt, ein kleines, baumbestandenes Plätzchen, eine öffentliche Kantine im Erdgeschoss, trotzt der Dickhäuter dem heterogenen Erscheinungsbild dieses Städtebaus, gemahnt an die Errungenschaften der Gründerzeit. Präzise Planung gegen Kostendruck, dezidierte Materialwahl, kluge Grundsatzentscheidungen, Haustechnik mit Hausverstand (Lüften-Können, Strahlungswärme), die Hinnahme eines Geschossverlusts zugunsten guter Raumhöhen, die mit Aufenthaltsqualität gleichzusetzen sind … Daraus entsteht ein Manifest in schriller Umgebung. Es ist eine muntere Aufforderung aus dem Kern der Disziplin, sich nicht bevormunden zu lassen, sondern durch Gestaltung Politik zu betreiben: gegen Konkurrenz, für Teilhabe.