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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2020

Neubau einer Grundschule auf Spinelli in Mannheim

Lageplan

Lageplan

5. Rang / Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

ALN Architekturbüro Leinhäupl+Neuber GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee - Leitgedanke - pädagogisches Konzept
Der Neubau der Grundschule präsentiert sich als zweigeschossiges, geschickt auf das Grundstück integriertes Gebäude. Das Herz der neuen Schule bildet ein großzügiges Foyer, das die beiden Schulcluster mit einander verbindet. Eine große einläufige Holztreppe inmitten des Foyers erschließt auf direktem Weg das Obergeschoss. Weitere Erschließungskerne sind jeweils in den beiden Gebäudeclustern untergebracht.
Im Erdgeschoss befindet sich im nördlichen Gebäudeteil der Ganztagsbereich mit Mensa und zugehörigem Außenbereich. Im Süden schließen sich die Medien- und Werkstätten-Räume sowie ein Spielraum an. Ebenfalls hier angesiedelt sind der Verwaltungs- und Leitungstrakt inklusive Lehrerzimmer und Krankenraum. Ein großer nördlich im Foyer befindlicher Mehrzweckraum kann mit der dahinter befindlichen Mensa bei Bedarf zu einer großen Aula verbunden und geöffnet werden und bietet so Platz für Veranstaltungen.
Das Obergeschoss ist dem allgemeinen Unterrichtsbetrieb vorbehalten. Dabei bilden jeweils vier Klassenzimmer ein Lern-Cluster, deren Mitte als Marktplätze (Inklusionszuschlag) fungieren und von Unterrichtsinseln über reine Kommunikationsflächen bis hin zu Chill-out-Zonen ganz unterschiedliche Nutzungen zulassen. Beide Cluster werden zentral über eine gemeinsame Mitte verbunden. Die Dachflächen des im Erdgeschoss liegenden Medien- und Spielbereichs bieten zudem die Möglichkeit, diese zusätzlich zu bespielen, z.B. als „Grünes-Klassenzimmer“.

Leben und Lernen im Grünen
Der zweigeschossige Baukörper ist östlich auf dem ausgeschriebenen Grundstück angesiedelt und bildet eine eigenständige Figur in Nord-Süd Ausrichtung senkrecht zur im Norden befindlichen Dürkheimer Straße. In der Mitte des Grundstücks befindet sich die Sporthalle als verbindendes Element zwischen Grundschule, dem TV 1880 Käfertal e.V. und der angrenzenden Nachbarschaft. Zusammen bilden sie das neue „Soziale Zentrum“. Wesentliches Merkmal sind die ausgiebigen Außenanlagen und Freiflächen mit Spielplätzen, Sportgeräten und anderen Außenmöblierungen, die den Übergang insbesondere zwischen privaten und öffentlichen Freiräumen nicht nur fließend, sondern sichtbar und erlebbar machen. Die Länge des kompakten Baukörpers wird auf der Ostfassadenseite durch geknickte Wandflächen gebrochen. Die Westfassade hingegen nimmt die rückseitige Flucht der im Norden liegenden Einfamilienhausstruktur nördlich der Dürkheimer Straße auf und führt sie senkrecht über das Grundstück von Norden nach Süden weiter und gewährleistet gemeinsam mit der ins Erdreich abgesenkten Sporthalle eine einwandfreie Durchströmung der von Norden her kommenden Kaltluft.

Der auf der Ostseite liegende Schulhof verknüpft die unterschiedlichen Nutzungen zum aktiven Bewegungsfeld. Gefasste Außenräume zonieren den Freibereich in Bewegungs- und konzentrierte Spiel- und Aufenthaltsflächen, ein Lehrgarten bietet Platz für Obst- und Gemüseelemente. Natürliche Räume werden durch neu gepflanztes Gehölz generiert und zur bespielbaren Landschaft geformt.
Die vorhandenen Wegebeziehungen auf dem Grundstück, wie sie im Rahmenplan für das Spinelli-Areal festgelegt sind, werden in die Konzeption für die neue Schule integriert. Das neue Schulgebäude ist Bestandteil des neuen Wegesystems, situiert und geformt aus den Rahmenbedingungen seiner Umgebung. Gebäude, Eingänge, Pausenhof, Aktionsflächen und Grünflächen verzahnen sich zu einer modellierten Lern- und Bewegungslandschaft für die Schülerinnen und Schüler.
Mit umfangreichen Neupflanzungen sollen die Schüler*innen sowohl in den Räumen als auch in den Freiflächen das Schulgelände als grüne Oase erleben. Das Gebäude bezieht deswegen den Naturraum über großzügige Fensterflächen und ebenerdige Terrassentüren ein. Materialwahl und Farbgebung sind so gewählt, dass sie einerseits den Neubau in Naturraum integrieren, andererseits die Identitätsbildung der Grundschule unterstützen. Gebäudegliederung, Erschließung, Nutzungsverteilung und Gebäudetechnik sind einfach und den Nutzern angemessen gestaltet. Die großzügigen Freianlagen und die jedem Cluster zugehörigen Laubengänge mit der optionalen Erschließung über Außentreppen unterstützen den Bewegungsbedarf der Schüler und Schülerinnen.
Das schulische Leben wird so in das neue Schulgebäude hinein und wieder herausgetragen, als fließender Bewegungs- und Kommunikationsraum für alle Besucher dieses Gebäudes. Durch die wohlbedachte Positionierung des neuen Baukörpers auf dem vorgesehenen Grundstück ergibt sich eine sanfte Verschmelzung von Bauform und Außenraum hin zur bewegten Bildungslandschaft. Bäume und Sträucher rahmen die baulichen Elemente des Areals ein. So eint der Neubau alle umliegenden Bauten zum Gesamtensemble ohne jedoch sich selbst den Mittelpunkt zu stellen, sondern den notwendigen Freiraum zu schaffen, der das neue „Soziale Zentrum“ zu einem Ort der Begegnung, Aktion und Kommunikation macht. (...)

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser führen bewusst nicht die städtebaulichen Raumkanten aus der Umgebung und dem Grundlagenplan weiter, sondern entschließen sich für ein lockeres Gebäudeensemble, das sich in einen als begrünten Freiraum verstandenes Gelände hineinlegt. Das Konzept der Freianlagen besteht zunächst aus einem grünen Ring, der als baumbestandenes Band die Gebäude umschließt und die Wahrnehmung von außen prägt. Bewegungs- und Aktivitätsflächen werden jeweils den Gebäuden zugeordnet. Die Schule kann sich innerhalb der Umrahmung frei entfalten und bildet mit geknickten Fassaden für eine Schule angemessene Proportionen aus. Die Lage der Sporthalle erscheint jedoch gewollt, die mittige Lage auf der Baufläche versperrt eher die fließende Bewegung der Freianlagen, sie ist städtebaulich und nutzungstechnisch falsch platziert. Sie impliziert ein Herzstück, das nicht die Wichtigkeit besitzt, sondern den Schulbau eher ergänzen muss. Der Schulhof wickelt sich langgestreckt um das Gebäude und ist unübersichtlich angelegt.

Der eingeschossige Bereich der Schule scheint nicht aus der Gesamtkomposition heraus entwickelt zu sein und wirkt eher wie ein Anhängsel. Die Schule ist im Inneren wie ein Stadtteil mit einzelnen Häusern und dazwischen liegenden Gassen konzipiert, teilweise verwinkelt mit einem Platz in der Mitte und richtiger Aktivierung durch MZR und Mensa. Besonders begrüßt wird im OG die räumliche Ausprägung der Cluster, um eine gut nutzbare Lern- und Aufenthaltszone gruppieren sich die Klassen, Öffnungen beziehen den Außenraum mit ein. Leider ist der Zugang mit Garderobe zu eng ausgebildet.

Die Baukörper werden geprägt durch eine horizontale Schichtung und sich dazwischen spannende Fassaden, die offen oder geschlossen den Anforderungen aus dem Grundriss entsprechen können. Die anlaufenden Balkone tragen zur Erfüllung der Anforderungen aus dem Brandschutz bei und sind wichtige Elemente zur Verschattung und Schutz der Holzfassaden. Das Tragwerk als Stahlbetonkonstruktion mit Ausfachungen und Außenwänden aus Holz ist nachvollziehbar dargestellt, auch wenn der Bauherr sich eine reine Holzkonstruktion wünscht.

Zusammenfassend ein Entwurf, der für das Konzept Schule eine Antwort findet, die die Anforderungen einer Grundschule gut erfüllen kann und einen guten Beitrag zur Aufgabenstellung darstellt.
Grundriss EG

Grundriss EG

Fassadendetails

Fassadendetails