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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2020

Neubau Wohnen, Studentenwohnen und Gewerbe in Erlangen

Perspektive Siebold-/Beethovenstraße

Perspektive Siebold-/Beethovenstraße

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Gräßel ARCHITEKTEN

Architektur

Lorenz Landschaftsarchitekten Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Lage
Das Wettbewerbsgebiet liegt im südöstlichen Zentrum von Erlangen, umgeben von der Siebold-, Beethoven-, Gerstenberg- und Mozartstraße.

Die Umgebung wird geprägt vom zukünftig universitär genutzten, denkmalgeschützten Himbeerpalast im Osten, von weiteren Universitätsgebäuden, Bürogebäuden, Geschosswohnungsbauten, Kirchen und dem Amtsgericht und der Justizvollzugsanstalt Erlangen.

Städtebau
Um eine urbane Nutzungsdichte zu erzeugen und gleichzeitig Lärmschutz für das innere Quartier zu erhalten wird eine differenzierte Blockrandbebauung vorgeschlagen.

An der Mozartstraße wird ein fünfgeschossiger Gebäudekörper für den frei finanzierten Wohnungsbau mit Gewerberäumen im Erdgeschoss platziert, der sich in der Sieboldstraße in einem viergeschossigen Volumen für den geförderten Wohnungsbau fortsetzt. Hier befinden sich im Erdgeschoss ebenfalls Flächen für Gewerberäume.

Vor diesem Bauteil spannt sich eine großzügige Freifläche auf, die vielfältig genutzt werden kann und den gesamten Straßenraum platzartig aufweitet. Perspektivisch können sich hier beispielsweise die Straßenbahnhaltestellen befinden und durch entsprechende Oberflächengestaltung die gesamte Straßenzone in einen multifunktionalen Shared Space umgewandelt werden.

Auf Höhe des Arkadenvorbaus des Himbeerpalastes zeichnet sich in der Fortsetzung der Sieboldstraße das studentische Wohnen als klar definierter fünfgeschossiger Rasterbau ab.
Die vorgesetzte Loggienstruktur gliedert das Gebäude und löst sich vor den erdgeschossigen Gewerbezonen in einen arkadenartigen Vorhang auf.

Die Fassade wird von Architekturbetonelementen bekleidet, die inhaltlich die Sandsteinrahmungen der Fassadenöffnungen des Himbeerpalastes interpretieren. Zum südlichen Ende hin verjüngt sich der Baukörper leicht, um mit einer öffnenden Geste und einem überhöhten sechsten Geschoss einen städtebaulichen Akzent zu setzen.
Diese Kopfausbildung markiert im Zusammenspiel mit den Kopfbauten des Himbeerpalastes den Auftakt zur Achse der Wissenschaft.

In dem Geschoss wird eine Veranstaltungsfläche mit vorgelagerter Dachterrasse vorgeschlagen, die sowohl für studentische Zwecke als auch für universitäre Vorträge oder Workshops genutzt werden kann.

Die Blockrandbebauung setzt sich in der Beethovenstraße mit einer viergeschossigen Bebauung für den geförderten Wohnungsbau fort. Hier befindet sich sowohl die Zufahrt für die Feuerwehr als auch die Tiefgaragenzufahrt.
In der Gerstenbergstraße setzt sich die Bebauung mit viergeschossigen Gebäuden für den frei finanzierten Wohnungsbau fort.

In Höhe des Bestandsgebäudes Gerstenbergstraße 4 und 6 öffnet sich die Bebauung zu einem Anwohnerplatz hin, der eine direkte Verbindung zur Sieboldstraße herstellt. So entsteht an geeigneter Stelle eine Durchwegung des großen Grundstücks. Der Platz ist urban gestaltet mit Sitzbänken unter schattenspendenden Baumreihen und soll den Anwohnern als Treffpunkt und qualitätvoller Stadtraum dienen.

Alle erdgeschossigen Wohnungen befinden sich im Hochparterre, ebenso wie die grünen Innenhöfe der beiden U-förmigen Gebäudestrukturen, die als Gemeinschaftsflächen den Anwohnern zu Verfügung stehen.
Durch die hohe Überdeckung besteht hier die Möglichkeit für eine intensive Bepflanzung.

Die angrenzende tieferliegende Zone dient der Feuerwehrzufahrt ebenso wie vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für die Bewohner, wie zum Beispiel Boulebahnen, Spielzonen, etc.

Außerdem befinden sich auf dieser Gebäudeseite zahlreiche abschließbare Fahrradgaragen die alle über Lademöglichkeiten für E-Bikes verfügen.

Konstruktion & Materialität
Die ökonomische Organisation spiegelt sich in wirtschaftlichen Spannweiten, angemessenen Treppenhäusern und übereinander liegenden Loggien wieder.

Die Gebäude werden in massiver Mischbauweise aus Mauerwerks- und Stahlbetonbau erstellt.

Den Studentenappartements wird ein thermisch getrenntes „Stahlbetonregal“ vorgelagert, welches jedem Appartement eine Loggia zuordnet.

Die Fassade der Studentenappartements wird von Architekturbetonelementen bekleidet, die inhaltlich die Sandsteinrahmungen der Fassadenöffnungen des Himbeerpalastes interpretieren und diesem südlichen Auftaktgebäude eine angemessene und dauerhafte Wertigkeit verleihen.

Die Geländer der Loggien werden als farblich an die Fensterelemente angepasste Stabgeländer mit vertikalen Stäben vorgeschlagen.

Die Absturzsicherungen der Fenstertüren werden als Glasbrüstungen vorgeschlagen.

Die Putzstrukturen der frei finanzierten Wohnungen und der EOF-Wohnungen werden als ungerichtetes mittelschichtiges mineralisches Putzsystem vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Entwurfsverfassern gelingt es, den Auftakt der künftigen Wissenschaftsachse an der Sieboldstraße vis a vis des Himbeerpalastes durch eine mutige Anordnung von Sonderfunktionen in den Obergeschossen zu betonen und somit herauszuarbeiten. Ferner besticht der Entwurf durch seine angenehm proportionierten Innenhöfe, die gleichzeitig eine klare öffentliche, halböffentliche und private Orientierung bzw. Adressbildung ermöglichen. Der kleine Baumhain am Quartiersplatz formuliert eine schöne Mitte des gesamten Hofraumes, steht jedoch im Widerspruch zur erforderlichen Befahrung durch die Feuerwehr. Durch die angebotene Anhebung der Wohnhöfe kann die geplante Begrünung mit Großbäumen dauerhaft sichergestellt werden. Aussagen zur Behandlung von Dachflächen fehlen weitgehend, lediglich im Schnitt wird eine mögliche Dachbegrünung angedeutet. Die geforderten gewerblichen Nutzungen sind zur Siebold- und Mozartstraße konsequent und sinnvoll angeordnet. Die vorgeschlagene Baumreihen werden grundsätzlich als positiver Impuls für die Bespielung der Gebäudevorzonen gesehen, lediglich die säulenförmigen Kronen werden kritisch hinterfragt. Die Fassaden der verschiedenen Bauteile sind wohltuend differenziert ausgearbeitet, fügen sich angenehm in das innerstädtische städtebauliche Umfeld ein und bilden auch für sich ein harmonisches Ensemble aus. Positiv hervorzuheben ist die Aufteilung des Wohnungsgemenges, dieses lässt ein lebendiges Nebeneinander der unterschiedlichen Wohnformen zu. Die freifinanzierten Wohnungen sind richtigerweise meist zweiseitig orientiert. Der Erschließungsaufwand der Zweispänner ist jedoch hoch, gleichwohl die gewählte Konstruktion eine wirtschaftliche Bauweise erwarten ließe. Die Grundrisse der geförderten Wohnungen an der Beethovenstraße bedürfen der Überarbeitung bzgl. der Anordnung der Kinderzimmer. Die Grundrisse der Studentenapartments funktionieren als Zweibund gut, sie überzeugen mit ihren vorgelagerten Balkonen und der wirtschaftlichen Anordnung der vertikalen Versorgungsstränge. Die Rampe der richtig gut situierten Tiefgaragenzu- und -ausfahrt ragt leider teilweise in den halböffentlichen Raum hinein. Zu den Belangen der Ökologie und des Klimaschutzes werden vertiefende Aussagen vermisst. Um den erforderlichen Brandschutz des viergeschossigen Bauteils im Innenhof zu ermöglichen, müsste der Entwurf in Teilbereichen überarbeitet werden. Im Bereich Gerstenbergstraße sind hingegen dank der Dreigeschossigkeit die Belange des Brandschutzes erfüllt. Der Entwurf ließe sich unproblematisch realisieren und ebenso real teilen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Arbeit insgesamt eine gut durchdachte Lösung aufzeigt, im Verhältnis zu den weiteren Arbeiten jedoch nur eine unterdurchschnittliche Dichte aufweist.
Schwarzplan

Schwarzplan

Entwurfsfindung

Entwurfsfindung

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Entwurfserklärung

Entwurfserklärung

Ansicht Sieboldstraße

Ansicht Sieboldstraße

Perspektive Siebold-/Mozartstraße

Perspektive Siebold-/Mozartstraße