Nichtoffener Wettbewerb | 01/2020
Umgestaltung des Steintorplatzes in Hannover
©GRIEGER HARZER
Steintor bei Nacht
1. Preis / Zuschlag
Preisgeld: 25.000 EUR
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Nina Dvorak, Markus Storch, Joana Carvalho, Katharina Wittchen, Miguel Magalhães, Hakan Sarac-Lübcke
Kunst
Erläuterungstext
LUST AUF STADT
Das Steintor - Eingang zur Innenstadt und krönender Höhepunkt der Georgstraße, wichtiger Verkehrsknoten und repräsentative Visitenkarte der Stadt mit ihren barocken Gärten und klassizistischen Achsen. Quirlig, vielfältig, geschäftig und vergnügt. Aus dieser bunten Mischung von Attributen entwickelt sich das Leitbild URBANER LUSTPLATZ.
MAGENE FREI - EIN PLATZ FÜR DEMOKRATIE UND TEILHABE
Schon immer war das Steintor der Platz der bürgerlichen Artikulation von Hannover.
Die zentrale Mitte des Platzes ist dafür großzügig freigehalten. In Form einer elliptischen Manege bietet der Raum den Ort für bürgerliches Engagement, Demonstrationen, Kultur- und Sportevents. Eine 20m hohe Säule verankert das Steintor weithin sichtbar im Stadtgefüge. Das Objekt ist Lichtmast , Kunstwerk und imaginärer Kristallisationspunkt der bürgerlichen Teilhabe.
STATISTISCHE SÄULE - STÄDTISCHER FIXPUNKT, KUNSTOBJEKT, LEUCHTMAST
Die weithin sichtbare Statistische Säule transformiert die historische Idee der Machtdemonstration eines Einzelherrschers qua Obelisk in ein Monument bürgerlicher Teilhabe. Verborgen unter einer scheinbar steinernen Oberfläche leuchten auf frei programmierbaren LED-Flächen Texte und Grafiken auf, die im Sockelbereich gezeigte statistische Kategorien wie Alter, Geschlecht und Herkunft der Hannover Bürger*innen beschreiben. Der mengenmäßige Ausdruck in Form von animierten, anwachsenden Leuchtbalken erzeugt eine, die Säule hoch laufende, pulsierende Lichtgrafik, die sowohl inhaltlich als auch künstlerisch Ausdruck für die bunte und lebendige Bürgerschaft der Landeshauptstadt ist. Eine Lichtquelle in der Spitze der Säule sorgt für eine Art Leuchtturm-Effekt und lässt das Steintor des nachts erstrahlen.
URBANE TRIBÜNEN - MEHR SITZGELEGENHEITEN IN NEUER PLATZTOPOGRAPHIE
Die geänderte Platztopographie stellt die Platzmitte heraus. Der zentrale Platzbereich (Manege) ist zu den nördlichen und südlichen Rändern hin abgesenkt ist um so ein großzügiges Angebot für Sitzstufen zu schaffen. Dagegen ist die im Bestand vorhandene Absenkung an der Goseriede Höhe Lange Laube angehoben. Diese erleichtert die Ost-West-Querung des Platzes in der Achse Georgstraße-Lange Laube für Fußgänger und Fahrradfahrer.
PLATZ FÜR VIELFALT - BUNTE ANGEBOTE UNTER BÄUMEN
Der Zone vor der baulichen Platzkante wird als lebendiger Filter zwischen Platzmitte und den Ladenvorzonen gesehen. Erfolgreiche Angebote wie das Eiscafé werden mit urbanen Sportangeboten, einer Skateanlage, Spiel, einem einfachen WC und Grün ergänzt. Der Raum unter den Bestandsbaumreihen wird so weiter aktiviert und fördert den Austausch und Aufenthalt der Bürger, Gewerbetreibenden und Gästen der Stadt. Die zentrale Mitte kann von Einbauten freigehalten bleiben.
MEHR GRÜN UND BLAU
Das vorhandene Prinzip aus Baumreihen und großen Solitärgehölzen wird beibehalten und verdichtet. Neupflanzungen schnell wachsender Platanen verleihen dem Platz Schatten und Flair. Auf den baumfreien, potentiellen Veranstaltungsflächen sorgen Wasserspiele für angenehme Verdunstungskühle an heißen Tagen. Ein neues Regenwasser- und Bewässerungsmanagement soll helfen, die Bestandsvegetation angesichts der Herausforderungen des Klimawandels langfristig vital zu halten. Die neue Platztopografie ermöglicht das zeitweilige Aufstauen von Regenwasser.
VERANSTALTUNGEN
Der zentrale Platzbereiche bietet Raum für bereits jetzt stattfindende Sport- und Kulturveranstaltungen. Ein Erweiterung in Richtung Goseriede aktiviert den nördlich liegende Stadtraum zusätzlich und bindet diesen an das Steintor an.
SCHLEMMEN UNTERM BLÄTTERDACH
Die stärkere räumliche Fassung einzelner Platzbereiche erzeugt mehr Orientierung und Sicherheit. Die räumlich-funktionale Aufteilung des Ortes soll helfen, zwischen nutzerspezifischen Differenzen zu vermitteln und der Tag-Nacht-Ungleiche des Platzes konstruktiv zu begegnen. Auf dem südlichen Platzteil in unmittelbarer Nachbarschaft zum Steintor-Viertel können Angebote wie z.B. eine kleine Skate-Arena das Nutzerspektrum auch noch am Abend erweitern und einer zu einseitigen Benutzung entgegenwirken.
MATERIALITÄT
Die stets barrierefreien Oberflächen-Beläge leiten sich aus vorhandenen, umgebenden und typisch hannoverschen, sowie ausgewählten neuen Materialien ab. Gehwegplatten, oberseits geschnittenes Großsteinpflaster, Klinkerbänder und hochwertige, großformatige Betonteile formen den Platz zu einem abwechslungsreichen Ganzen. Entsiegelte Bereiche sind mit dichten niedrigen Heckenpaketen bepflanzt. Ausstattungselemente für Spiel und Sport sind besonders robust aus Stahl.
GEORGSTRASSE / U-BAHN / GLÖCKLE
Die Gliederung der Georgstraße vom Kröpcke kommend wird bis zum Steintor-Platz fortgeführt. Ein eleganter Laufsteg aus Terrazzo-Fliesen wird beidseitig von einem funktionalen Band aus glasiertem rotem Klinker begleitet, welches zum Steintorplatz leitet und dort im Material des Platzes aufgeht. Die seitlichen Aufweitungen laden mit großen Bänken unter neu gepflanzten Zürgelbäumen zum entspannten Aufenthalt ein. Anstelle des überdimensionierten U-Bahn Zuganges markieren zwei unterseits verspiegelte Gründächer den Übergang von Georgstraße zu Steintorplatz sowie die Zugänge zur U-Bahn. Bestehende und neue Funktionen wie Blumengeschäft und ein öffentliches WC finden hier Platz. Der Freisitz am Bratwurst-Glöckle erhält eine lockere Fassung aus Bänken sowie schirmartige Unterstände.
Beurteilung durch das Preisgericht
Gerahmt wird das Platzensemble durch den belassenen Linden-Halbkreis, der mit Neupflanzungen von Platanen-/Zürgelbäumen etc., raumbildend und überzeugend arrondiert wird. Diese vorgeschlagene Platzfiguration lässt weitere Nutzungsangebote zu, wie z. B. Skater im südlichen Bereich sowie im Norden eine Setzung von Café und Kinderspiel bei Beibehaltung von Flächenpotential für Veranstaltungen.
Das vorgeschlagene Platzensemble entwickelt eine einprägsame und stadtkonforme Adressbildung und lässt vielfältige, aktive, passive und soziale Interventionen sowie Veranstaltungen je nach Bedarf zu. Wenig plausibel erscheint die nicht kontinuierlich geradlinige Weiterführung des Radweges in Richtung Lange Laube und Goseriede.
Die Dimensionierung der beiden vorgeschlagenen Dächer für U-Bahneingang und Aufzug wird kritisch gesehen. Kontrovers wurden z.T. die vorgeschlagene Materialwahl der Oberflächenbeläge sowie Holzelemente als auch das von den Verfassern vorgeschlagene „Kunstobjekt Leuchtmast/statische Säule“ in Höhe und Setzung im Zentrum des Platzensembles diskutiert.
Die Arbeit bietet einen klaren Konzeptansatz als Basis, lässt jedoch im gestalterischen Detail Widersprüchlichkeiten in Form und Gestalt sowie eine gewisse „Überinstrumentierung“ in den Nutzungsangeboten erkennen.
©GRIEGER HARZER
Lageplan Steintorplatz und Georgstraße
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Manege und Tribüne
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Steintorplatz Süd - Skate und Sport
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Schnitt Steintor Nord-Süd
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Steintorplatz Nord - Spiel und Entspannung
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Georgstraße Richtung Steintorplatz
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Georgstraße bis Schillerdenkmal
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Schnitt Steintor und Georgstraße Ost-West
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Statistische Säule
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Das Steintor als Urbaner Lustplatz
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Manege frei
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Urbane Tribünen
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Mehr Grün und Blau
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Platz für Vielfalt
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Verstanstaltungen