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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2020

Neubau Verwaltungssitz SEO in Luxemburg (LU)

Blick von Osten

Blick von Osten

5. Rang

ZRS Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Für den Planungswettbewerb «Neuer SEO-Sitz» wurde in Vianden eine Erweiterung des Standorts geplant. Das Grundstück wird geprägt durch die Topographie des engen, tief eingeschnitten Tals mit dem Flüsschen Our und der für die Luxemburger Ardennen typischen Schieferformationen und den bewaldeten Steilhängen der Talniederungen. Ein linear orientierter, parallel zum Tal angeordneter 2-geschossiger Baukörper bildet einen Sockel und ergänzt die zu erhaltenen Bestandsgebäude im Talgrund. Der Sockel wird überragt durch den Turm des Neubaus der SEO -Hauptverwaltung, die ihren Sitz von Luxemburg-Stadt nach Stolzemburg verlegt. Der Turm, das neue Wahrzeichen der SEO, wertet das Image des Industriestandortes auf und vermittelt städtebaulich und funktional zwischen Talgrund und Bauhof. Die Anordnung des Turms erlaubt eine optimale Ausnutzung des aufgrund der Tallage nur beschränkt verfügbaren Tageslichtes und bietet zugleich den Nutzern Aussichten nach Norden und Süden in das Our-Tal, nach Osten auf den sich abflachenden Bergrücken und nach Westen auf den Bauhof. Der Sockel vereint die zentralen Einrichtungen des SEO-Campus und die dortige Anordnung des Parkhauses ermöglicht die Reduzierung der Stellplätze im Außenbereich und damit die Stärkung des Naturraumes. Die Dachflächen des Sockels sind niveaugleich mit dem Kantinengeschoss und als Freiflächen für die Betriebsangehörigen geplant.

Das Entwurfskonzept fokussiert auf die Lebensdauer des Gebäudes sowie der einzelnen Bauteile. Ein hohes Maß an Flexibilität, ausreichende Deckenhöhen und Adaptionsmöglichkeiten eröffnen dem Nutzer vielfältige Nutzungszyklen.
Der Entwurf sieht ein vorgefertigtes, reversibles Tragwerk in Holzskelettbauweise mit einem aussteifenden BSP Kern vor. So wird ein Höchstmaß an Flexibilität in Bezug auf die Grundrissgestaltung ermöglicht. Das nichttragende, vorgefertigte, diffusionsoffene Fassadensystem aus Holz erlaubt aufgrund der reversiblen Verbindungen einen vollständigen Austausch der Bauteile. Geplant ist es Bauteile aus dem Rückbau des Bestandes (Fassadenelemente aus Waschbeton des Gebäudes C) weiterzuverwenden, sowie rezyklierte (Altholz, Altglas) oder lokale Materialien (lokaler Erdaushub, Holz) und Bauprodukte (Fenster, Bodenbeläge) einzusetzen, um Ressourcen zu schonen, transportbedingte CO2 Emissionen zu reduzieren aber auch die lokale Wertschöpfung zu steigern. Zudem werden Bauteilverbindungen so geplant, dass sie leicht zugänglich und reversibel sind. Die Gebäude können so einfach gewartet bzw. am Ende ihres Lebenszyklus vollständig rückgebaut und die Bauteile weiterverwendet oder in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden. Zirkuläres Bauen leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. Ein solcher Ansatz erhöht die Resilienz von Gebäuden signifikant und ermöglicht Bauherren kosteneffizient auf zukünftige Veränderungen und sich daraus ergebene Anforderungen reagieren zu können. Den Materialien Lehm und Holz kommt in Bezug auf das zirkuläre Bauen eine besondere Rolle zu. Der Baustoff Lehm ist intrinsisch zirkulär; der Baustoff Holz eignet sich aufgrund seines geringen Eigengewichtes und den trockenen Verbindungen in besonderem Maße. Beide Baustoffe zeichnen sich zudem durch eine hohe Lebensdauer und Reparaturfreundlichkeit aus.

Das neue Gebäude ist im Zusammenspiel passiver und aktiver Gebäudekomponenten als ganzheitliche Architektur entwickelt. Durch hohe technische Standards in der Ausführung der Hüllkonstruktion und der Fenster schafft das Gebäude ohne aktive technische Systeme bereits eine hohe Behaglichkeit des Innenraumklimas. Der sommerliche Wärmeschutz wird über einen angemessenen Fensterflächenanteil, den Einsatz eines außenliegenden Sonnenschutzsystems sowie der Integration von Lehm in die raumwirksamen Oberflächen erreicht. Zum Ausgleich der minimalen Heiz- und Kühllasten sind für alle Bereiche Deckensegel aus Lehmwerkstoff vorgesehen, die mit Schlangen zur Temperierung, sowohl zum Kühlen als auch zum Heizen, ausgestattet werden. Grundsätzlich werden alle Räume natürlich über Fenster be- und entlüftet, lediglich Räume mit hohen Belegungsdichten werden über RLT Anlagen versorgt: im Winter über die Anbindung an die vorhandene Abwärme der Transformatoren, im Sommer erfolgt die Kühlleistung über das anliegende Flusswasser. Auf dem Dach werden PV Module mit geringer Neigung nach Ost-West installiert. Der Solarstrom dient der Versorgung der RLT-Anlagen sowie der Einbindung in den Nutzerstrom. Durch die Einbindung der Abwärme und die regenerative Energiequelle des Flusswassers sinkt der Primärenergiebedarf des Gebäudes im Betrieb auf ein Minimum. Das Gebäude kann bei einem effizienten Nutzerverhalten nahezu klimaneutral betrieben werden.

Mit dem vorliegenden, integralen Konzept ist ein ökologisches Gebäude entstanden, welches unter Einbeziehung regenerativer Energien hohe Aufenthaltsqualitäten schafft, durch flexible Anpassungsmöglichkeiten auf zukünftige Veränderungen reagieren kann, und zudem auf die hohen städtebaulichen Anforderungen dieses besonderen Standortes – eine bedeutende Industrieansiedlung im geschützten Naturraum – eingeht um ein Gesamtwerk entstehen zu lassen.
Situationsplan M 1:5000

Situationsplan M 1:5000

Grundrisse gesamte Geschosse

Grundrisse gesamte Geschosse

Innenraumplanung Grundriss

Innenraumplanung Grundriss

Schnitte und Ansichten

Schnitte und Ansichten

Fassadenansicht

Fassadenansicht

Konzeptdiagramm: Zirkuläres - gesundes - LowTech Bauen

Konzeptdiagramm: Zirkuläres - gesundes - LowTech Bauen

Diagramm: Energiekonzept

Diagramm: Energiekonzept

Blick von Süden

Blick von Süden

4. Rang 5 / 5